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Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition)

Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition)

Titel: Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Höcker
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versank. Doch anstatt den sich in Todesangst windenden und panisch schreienden Mann freizugeben, warf sie sich mit all ihrem Gewicht gegen den Dolch und drückte ihn nach oben, sodass sich das scharfe Metall Stück um Stück bis zu den Rippen des Hünen durch seinen Leib fraß.
    Der Priester brach zusammen. Während er hinterrücks umstürzte wie ein frisch gefällter Baum, schleuderte Auriel ihren Dolch aus seinem Körper hervor. Die lange Schnittwunde brach auseinander. Ein heftiger Blutschwall ergoss sich samt der Organe des sterbenden Geistlichen vor der Hexerin auf dem Boden.
    „Für die verwobenen Grauen! Stirb, du Bastard!“
    Auriel lachte bitter auf. Gleichzeitig sprang sie zurück, um nicht auf die Gedärme des Priesters zu treten. Ihr Grinsen stand wie gemeißelt in ihrem Gesicht. Die Hexerin beobachtete genussvoll, wie der tote Körper ihres Opfers schwer auf den der Frau schlug, die noch immer regungslos dort lag.
    „Für den Hohepriester!“ Auriel konnte nicht umhin, das heiße Blut von ihrer Klinge zu kosten. Weich und feurig legte sich das warme Nass wie ein Tuch aus Milch und Honig auf ihre Zunge und benebelte für einen Augenblick ihre Sinne. Als sie die Augen wieder öffnete, wusste Auriel, dass sie nun die Kraft Priesters in sich trug. „Dein Blut für meine Stärke“, lachte sie wie von Sinnen. Mit blitzenden Augen hielt sie nach weiteren Kämpfen Ausschau, die für sie bestimmt sein könnten.
    Bevor sie jedoch dazu kam, sich einen neuen Gegner auszuwählen, erklang erneut der schrille Klang der Kriegshörner. Obgleich der Kampfeslärm an sich bereits ohrenbetäubend war, vermochten es diese durchdringenden Töne, jeden anderen Klang zu übertreffen.
    Auriel presste die Hände auf ihre Ohren, versuchte, in dem Tumult etwas zu erkennen. Die junge Frau war sich sicher, dass die Menschen des Nordens aufgeben und sich zurückziehen würden und dass das Dröhnen der Kriegshörner ihre Niederlage verkündete.
    Sie rufen zur Flucht , amüsierte sie sich. Elende Feiglinge!
    Schon huschte ein überhebliches Lächeln über ihr blutbespritztes Gesicht, als sie plötzlich mit Schrecken erkannte, dass Drewja lichterloh in Flammen stand.
    „Nein!“, gellte sie und ihre Stimme überschlug sich. „Nein! Drewja!“ Unter ihr ersticktes Rufen mischten sich Hunderte weitere Stimmen, die ihr Entsetzen in die Nacht gellten.
    Während die Kriegshörner wieder und wieder angestimmt wurden und die Kämpfe nicht enden wollten, leckten heiße, lodernde Flammen den Stamm der Opfereiche empor. Schon fraßen sie sich in die dicke Rinde des ehrwürdigen Baums.
    Das trockene Herbstlaub verglühte in unzählbaren Feuerkugeln; viele der kleinen, spröden Äste gingen sofort in Rauch auf.
    Wer auch immer versuchte, dem Heiligtum zur Hilfe zu kommen und die Flammen zu löschen, wurde von den vereinten Kräften Dutzender Nordmenschen empfangen und aufgehalten. Die zu allem bereiten Krieger hatten rund um den Baum herum Stellung bezogen. Nun harrten sie mit grimmig leuchtenden Augen auf den Augenblick, da der Baum sterbend zusammenbrechen würde.
    Die lodernde Feuersbrunst im Rücken wirkten die Kämpfer, wie dem brennenden Maul eines Drachen entstiegen.
    Drewja wand sich. Sie schüttelte ihre ausladende Krone, versuchte, das Feuer abzustreifen. Dutzende Wurzeln lösten sich aus dem Boden, lechzten nach Leben. Sie tasteten nach Kühle und Nässe, doch fanden sie nichts, als die brutalen Hiebe der Angreifer.
    Durch diesen Schock wie gelähmt wurden viele der finsteren Zauberer übermannt und entweder gleich getötet oder gefangen genommen. Hier und dort stießen Blut dürstende Priester die dunklen Zauberer, die allzu forsch auf sie einstürmten, kurzerhand in die Flammen. Das schrille Kreischen der Brennenden jagte dem Himmel entgegen.
    Auriel stolperte über das Schlachtfeld. Mehr als einmal glitt sie auf Blutlachen aus, stürzte sie über Verwundete und Tote. Ein Gewirr aus Rauchschwaden, Schreien, Waffenklirren und zuckendem Feuerschein umfing die Hexerin.
    „Die Gefangenen werden hingerichtet!“, schallte eine Stimme dicht neben ihr.
    „Sie sollen für ihre Verbrechen bezahlen!“, brüllte ein Mann, der sich plötzlich neben der Hexerin vom Boden erhob.
    Panik blitzte in Auriels Augen. Wie von Sinnen kämpfte sie sich durch die Menschenmenge. Sie atmete schwer, ihr Blut schien sich aufgelöst zu haben. Sie fühlte, wie die Macht des Hexerzirkels im Boden zerrann.
    „Wir wollen Rache!“
    Auriel sah sich plötzlich

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