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Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition)

Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition)

Titel: Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Höcker
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für einen Feind hielten. Bizarre Tätowierungen schmückten ihre Körper und ihr langes, vielfach von Schmuck und Zöpfen durchwirktes Haar hob sich hell gegen die Schwärze der Nacht ab. Die Männer des Nordens und ebenso die Frauen, die desgleichen unerbittlich und grausam zu kämpfen verstanden, scheuten keine Auseinandersetzung. Sie vermochten allein durch ihre gewaltige Erscheinung, ihre Gegner in Angst und Schrecken zu versetzen.
    Einige von ihnen verschanzten sich am Waldrand hinter hohen Schilden, spannten Langbögen und Armbrüste. Nur einen Herzschlag später sirrten etliche Pfeile durch die Luft und schlugen harsch in Leiber und auf den Boden.
    Dicht neben Auriels Füßen traf einer der Schäfte auf, grub sich in die feuchte Erde. Die junge Zauberin sprang geschickt wie eine Katze über den bebenden Pfeil hinweg, konzentrierte sich einen Moment lang und ließ dann aus jedem ihrer Finger einen grell leuchtenden magischen Blitz jagen. Die magische Energie entlud sich in einem brodelnden Chaos, schlingerte ziellos durch die Nacht. Wo die zuckenden Blitze auftrafen, entflammten Sträucher und Kleider und wer von ihnen getroffen wurde, sank schwer verletzt zu Boden.
    Auriel jubelte. Sie schwang ihren Dolch geschwind zu allen Seiten, traf Arme und Gesichter ebenso wie Waffen und Rüstung ihrer Gegner. Doch was oder wen sie traf, verletzte oder tötete, kümmerte sie nicht. Die Augen der jungen Frau hatten einen Mann zu ihrem nächsten Opfer erkoren und zu ihm drängte Auriel nun – ihre Hiebe und Stiche dienten bloß dem Zweck, schneller voranzukommen.
    Inzwischen war ein heftiger Kampf entbrannt. Um den Stamm der Opfereiche prallten Wogen von Leibern aufeinander wie die Fluten des Meeres. Waffen verkanteten sich kreischend, Schilde barsten, Knochen splitterten. Blut wurde vergossen, Tränen flossen. Manch ein Aufschrei ließ jedem das Blut in den Adern gerinnen.
    Auriel hatte sich einen der Priester ausgewählt. Das Blut des grobschlächtigen Mannes sollte ihren Blutdurst stillen.
    Während die junge Novizin auf ihn zuhielt, kniete der Priester am Boden und versuchte aufopferungsvoll, einer sterbenden Kriegerin das Leben zu retten, indem er sie mit seiner heilenden Magie bedachte. Seine Waffe, ein langer, spitz zulaufender Stab mit Schellen und Klingen an den Enden, lag achtlos neben ihm am Boden. Die gesamte Aufmerksamkeit des Priesters war auf die Heilung gerichtet.
    Gerade in dem Moment, als unter seinen Fingern ein grünes Glimmen entstand, und die verwundete Frau am Boden wieder zu atmen begann, riss Auriel ihre Waffe in die Luft und ließ sie mit einem gezielten Hieb in den Rücken des Priesters fahren.
    Begleitet von einem gellenden Schrei erstarb seine Magie, doch weder starb der Mann, noch wirkte er sonderlich irritiert. Flink griff er nach seinem Stab. Noch während Auriel ihre Basiliskenzunge zurückzog, sprang er vom Boden auf, stellte sich breitbeinig und mit wütendem Gesicht vor sie hin.
    „Bei den Göttern!“, brüllte er. Zornig spuckte er aus. Lange Speichelfäden schleuderten aus seinen Mundwinkeln und trafen Auriel im Gesicht. „Du elende Hexe!“ Im gleichen Moment riss der bärtige Mann seinen Stab zurück, um ihn gleich darauf auf seine Gegnerin niederfahren zu lassen.
    Auriels Lippen entwich ein entsetzter Schrei, doch gelang es ihr, dem Hieb auszuweichen.
    Der Priester war kräftiger, als sie erwartet hatte. Unter den offenen Kleidern, die er trug, strotzten gestählte Muskeln und eine schillernde Rüstung, sein gebräuntes Gesicht sprach von Raubeinigkeit und Lebenserfahrung.
    „Stirb, Priester!“, versetzte die Hexerin zornig und setzte zu einem neuen Angriff an. Doch ihre Klinge traf lediglich das Holz des Priesterstabes, sodass sie nichts weiter auszurichten vermochte.
    Einige Augenblicke lang umkreisten sich die beiden Kontrahenten. Beide vollführten einen Angriff nach dem anderen. Und da bisher keiner der beiden einen ernsten Treffer hatte einstecken müssen, sah Auriel plötzlich eine einmalige Gelegenheit gekommen.
    Der bärtige Priester stieß einen dröhnenden Kampfschrei aus. Er schwang seinen Stab hoch in die Luft, während er seine Deckung völlig außer Acht ließ. Genau in dem Moment, als die Waffe den höchsten Punkt über dem Kopf des Priesters erreicht hatte, sprang Auriel vor.
    All ihre Kräfte bündelnd, stieß sie die Klinge mit voller Wucht in den Unterleib des Mannes. Mit Wohlgefallen fühlte sie, wie die Schneide bis zur Parierstange in seinem Fleisch

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