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Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition)

Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition)

Titel: Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Höcker
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gegenseitig aufhetzten und beschimpften. Die Hexerin ärgerte sich, dass sie die Sprache der Orks nicht verstehen konnte.
    Wenn ich nur wüsste, worüber sie reden, was sie vorhaben. Dann kam ihr ein entsetzlicher Gedanke. Was, wenn sie Rhavîn töten? Ich kann ihm nicht helfen, solange der Ork mich festhält. Ich ... ich muss mich befreien. Voll aufkeimender Panik wand sich Auriel in den Armen des Orks hin und her, woraufhin er ihr einen kraftvollen Hieb in die Seite versetzte, der sie vor Schmerzen aufstöhnen und nach Luft schnappen ließ.
    „Nicht fliehen!“, zischte der Ork direkt an ihrem Ohr. „Nie wieder versuchen.“ Auriel kämpfte mit plötzlich aufkommendem Brechreiz, als sie den fauligen Atmen ihres Peinigers roch. „Ich zerbrechen deine Knochen. Verstehen?“
    Auriel nickte hastig in der Hoffnung, der Ork würde seine Aufmerksamkeit wieder seinen Kameraden zuwenden, was er dann auch tat. Die Hexerin überlegte verzweifelt, versuchte, in Windeseile einen Plan zu ersinnen, der sie aus ihrer misslichen Lage befreien konnte. Sie wusste nicht, was die Angreifer mit ihr planten.
    Die Orks kamen nach und nach wieder zum Vorschein – die beiden letzten trugen Rhavîn. Der Dunkelelf hing leblos zwischen den geifernden Kreaturen.
    „Was habt ihr mit uns vor?“, rief Auriel zornig. Tatenlos sah sie zu, wie die Orks den Sícyr´Glýnħ achtlos auf den Boden fallen ließen. Ihre Hände schmerzten so sehr, dass ihr schwindlig wurde. Auriel spürte, wie die aufgesprungene Klinge immer tiefer in ihr Fleisch eindrang.
    Während einige der Angreifer die anderen Langhäuser durchstöberten, trat der Ork zu Auriel, der ihr als erster begegnet war. „Wir bringen euch zu Revelya. Sie macht mit euch, was sie will. Dann ihr sterben und tot!“
    „Hahaha!“, grölte ein Anderer. „Ihr tot!“
    Nach einer kurzen Ansprache des Orks mit dem Stoßspeer stellten sich alle Männer der kleinen Einheit zu einer lockeren Formation auf. Der Speerträger ging an seinen Männern vorbei und bildete die Spitze des Trupps, während die Orks, die Rhavîn und Auriel trugen, das Schlusslicht bildeten. Ein weiterer Ork hatte all ihre Sachen aufgesammelt und trug sie nun wie die Beute eines Raubzugs auf seinen breiten Armen.
    Der Regen prasselte unbarmherzig aus grauen Wolken und verwandelte den ohnehin schon durchweichten Boden in ein glitschiges Schlammfeld.
    Als sich die Gruppe in Bewegung setzte, glaubte Auriel, das Bewusstsein zu verlieren, da sie kaum mehr atmen konnte.
    Der Orktrupp verließ das Dorf über die Straße. Als sie den Scheitelpunkt des Hügels erreicht hatten, wichen die Männer von ihr ab und bahnten sich ihren Weg durch den Wald.
    Alles um Auriel herum schwankte und schaukelte. Immer wieder schlugen ihr Äste und Zweige ins Gesicht. Doch weder der kalte Regen noch die ihr durch die Pflanzenwelt zugefügten Verletzungen vermochten Auriels Sinne zu wecken. Wie im Halbschlaf wurde sie durch den herbstlichen Wald getragen. Das Einzige, was sie spürte, war der Schmerz an ihren Fingern. Wie von Ferne hörte sie das rhythmische Trampeln der Orks, ihr raues Sprechen und die grunzenden Laute, die sie ausstießen. Wie aus einer anderen Welt drangen das Quietschen der Rüstungen, das Scheppern der Waffen und das Prasseln des Regens an ihre Ohren. Der Luftmangel betäubte ihre Gedanken, hüllte ihr Gehirn in einen Sack aus schwarzen Federn. Auriel dämmerte dahin. Ob Stunden oder Tage vergingen, sie vermochte es nicht zu sagen.
    Hin und wieder öffnete die Hexerin die Augen, um sich zu vergewissern, dass Rhavîn noch in ihrer Nähe war. Irgendwann jedoch verlor sie endgültig das Bewusstsein und fiel in tiefen, traumlosen Schlaf.
     
    Auriel erwachte, als ihr Name gerufen wurde. Wieder und wieder drang dieser Klang an ihre Ohren, bis sie endlich so weit in die Realität zurückgefunden hatte, dass sie ihre Augen öffnen konnte. Ganz allmählich spürte sie, dass sie noch immer lebte.
    Es war Nacht und nahezu finster. Lediglich einige fahle Mondstrahlen bahnten sich ihren Weg durch die dicken, grauen Wolken am Himmel. Allerdings trafen diese nicht in Auriels unmittelbarer Nähe auf den Boden, sodass ihre Umgebung dunkel blieb.
    Der Regen hatte aufgehört, doch fernes Donnergrollen zeugte davon, dass das Unwetter sein Ende noch längst nicht gefunden hatte.
    Zunächst konnte die Hexerin kaum etwas erkennen. Zu dunkel war es um sie herum und ihre Augen mussten sich erst einmal an die Nacht gewöhnen.
    Ergriffen von Angst spürte

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