Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition)

Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition)

Titel: Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Höcker
Vom Netzwerk:
mit Scherzen, Zurufen und einem unwiderstehlichen Lachen, sodass Auriel nicht umhin konnte, ihm zu vertrauen.
    In ihrem Traum liefen die beiden Hand in Hand durch den Wald, übernachteten unter sternenklarem Himmel und waren einander so nah und vertraut, dass sich Auriel selbst im Schlaf darüber wunderte. In dieser Nacht war die Hexerin so verliebt, wie sie es nie gewesen war, wollte Rhavîn niemals wieder verlieren und für immer ihm gehören.
    Irgendwann führte ihr Weg sie in ein Dorf. Auriel wusste, dass sie diesen Ort bereits in den Nächten zuvor im Traum besucht hatte. Hatten zuvor noch schwarze Schatten über den Häusern gelegen, konnte sie das Dorf nun betrachten.
    Ein tiefes Bestreben zog sie zu diesem Ort, riss und zerrte an ihr, ließ ein starkes Gefühl von Unbehaglichkeit in ihr aufkommen. Doch bevor Auriel der Ursache dafür auf den Grund gehen konnte, endete der Traum und gab in dieser Nacht keine weiteren Geheimnisse preis.

Zwölftes Kapitel: Fluch der Narren
     
    „Es ist heute schon der elfte Tag dieses Mondes“, raunte N’thaldur grimmig. Zornig starrte er auf Makrantor. „Wie lange versuchst du bereits, den beiden das Handwerk zu legen?“
    Der Schattenzwerg funkelte seinen Herrn an und schwieg. Die harten Worte des Finstermagiers trafen ihn schwer, dennoch wollte er sich keine Blöße geben.
    „Nun?“ N’thaldur ließ seine langen Fingernägel rhythmisch auf die Armlehne des Throns tippen. „Makrantor, du kennst doch meine Nachtmähren, nicht wahr?“
    „Ja, Herr!“ In der Vorstellung des Schattenzwerges erschienen die grauenvollen Nachtmähren, die finstersten Kreaturen, die er in Monnovrek je zu Gesicht bekommen hatte. Ein Schaudern jagte ihm über den Rücken, aus seinen Augen sprach das Grauen, das seine Gedanken verdunkelte.
    Bei diesen Kreaturen handelte es sich um Mischwesen, deren Körper sich aus Eigenschaften verschiedener Tiere zusammensetzte und deren Geist die hohe Intelligenz eines Drachen aufwies. Die Nachtmähren hatten den Rumpf und die gefiederten Flügel eines schwarzen Pegasus, trugen ein Paar Widderhörner, ein Paar Ziegenhörner und zusätzlich ein gewundenes Stirnhorn auf dem Kopf. Während ihre Vorderbeine behufte Pferdebeine waren, waren die Hinterbeine mit Rabenklauen bewehrt, mit denen sich die Nachtmähren an Ästen oder Felsen festkrallen konnten. Ihre Schweife glichen dreigespaltenen, mit Schuppen und spitzen dornenbesetzten Löwenschwänzen, an deren Enden knöcherne Rasseln hingen. Mit diesen Rasseln konnten sich die Nachtmähren untereinander über weite Distanzen verständigen, sich gegenseitig warnen oder Feinde in die Flucht schlagen. Die Nachtmähren lebten tief unter der Erde in den untersten Gewölben des Turms und hatten sich von dort aus Wege zur Unterwelt gebahnt. Dort verspeisten sie ihre Opfer bei lebendigem Leib mit scharfen Reißzähnen.
    „Herr, natürlich kenne ich Eure Nachtmähren“, wiederholte Makrantor. Mit gerunzelter Stirn musterte er N’thaldur, der mit gelangweilter Miene auf seinem Thron saß und seinen Untergebenen mit überheblichem Ausdruck musterte. Der Schattenzwerg war verunsichert. Er war Unannehmlichkeiten, Strafen, Schmerzen und Demütigungen gewohnt und all dies machte ihm nichts aus. Aber wenn sein Herr von den schrecklichen Nachtmähren zu sprechen begann, wurde selbst dem hartgesottenen Priester angst und bange.
    „Wenn du meinen Auftrag nicht in Kürze erfüllst, werde ich dich meinen edelsten Lakaien zum Geschenk geben“, erläuterte er mit beißendem Zynismus.
    „Zum ... zum Geschenk?“ Der Schattenzwerg wurde kalkweiß. Er sank unweigerlich vor N’thaldur auf die Knie. „Ich bitte Euch, Herr, dies nicht zu tun. Bitte überdenkt Eure Entscheidung!“
    „Nun, wenn du mir sagst, dass ich dir von nun an vertrauen kann und du meinen Auftrag so schnell als möglich erledigst, werde ich noch einmal darüber nachdenken.“ Der Finstermagier grinste gehässig. Langsam neigte er sich vor, bis er Auge in Auge mit dem am Boden liegenden Zwerg war. „Erfüllst du meinen Auftrag jedoch nicht, werde ich dich von meinen treuen Nachtmähren zerfetzen lassen, Makrantor!“ Langsam richtete sich der Zauberer wieder auf – noch immer umspielte ein Lächeln seine Lippen. „Gedenke bei deinem weiteren Vorgehen meiner Worte!“
    „Aber Herr“, jammerte Makrantor kläglich und duckte sich noch tiefer zu Boden. „Euer Befehl lautete nicht, die beiden zu töten.“
    „Sondern?“ N’thaldur zog misstrauisch eine

Weitere Kostenlose Bücher