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Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition)

Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition)

Titel: Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Höcker
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Gitterstäben hinüber. Sie dematerialisierte sich durch einen schnellen Zauberspruch und regenerierte sich außerhalb der Höhle wieder. Ohne sich umzuwenden, ging sie von dannen.
     
    Sämtliches Blut war aus Auriels Gesicht gewichen. Ihr Körper zitterte, all die Tränen waren mit einem Mal versiegt. In ihrem Kopf kreisten alle Gedanken einzig um den letzten Satz der Vampiress.
    „Nein!“, presste sie mit rauer Stimme hervor. „Nein!“ Völlig erstarrt kauerte sie an dem hölzernen Pfahl, einzig die Stricke verhinderten, dass sie umstürzen konnte.
    Rhavîn schwieg und Auriel konnte nicht erahnen, was der Dunkelelf dachte.
    Rhavîn? Was ist mit ihm? Ergibt er sich in sein Schicksal? Bereut er es, aufgebrochen zu sein, um seinen Auftrag zu erfüllen? Oder ersinnt er gerade einen Plan, um zu fliehen? Die Gedanken der Hexerin rasten. Sie fühlte sich schwach und ausgezehrt. Ihre Lippen waren spröde, Durst brannte in ihrem Hals.
    „Rhavîn.“ Auriel wimmerte kläglich. „Wir beide werden sterben, habe ich recht?“, fragte sie dann mit brüchiger Stimme.
    Der Dunkelelf blickte an sich hinab. Schließlich blieben seine Blicke an den tiefen, blutigen Striemen haften, die Revelya über seinen Oberkörper verteilt in seine Haut gekratzt hatte. Er grollte. Zu gern hätte er sich an Revelya gerächt. Wut keimte in seinem Herzen.
    „Ich muss meinen Auftrag erfüllen, Auriel. Ich habe kein Recht, mich an dieser Stelle meinem Schicksal zu ergeben.“ Rhavîn entzog Auriel die Hände und fügte hinzu: „Ich werde nicht sterben. Nicht hier und nicht in der kommenden Nacht!“
    Ein Hoffnungsschimmer flackerte in Auriels Herz auf. Sie hauchte: „Lass uns gemeinsam fliehen. Lass uns diesen Ort verlassen, so schnell wie möglich.“
    „Nun“, begann Rhavîn eine Erklärung und löste seine Arme aus den Stricken – Revelya hatte sie nicht stramm genug gezogen. „Ich bin mir nicht sicher, ob es klug wäre, gemeinsam weiterzureisen. Immerhin habe ich einen Auftrag zu erfüllen, das ist mein höchster Beweggrund. Ich habe meinem Fürsten die Treue geschworen. Ich bin sein leidenschaftlichster Gefolgsmann. Lhagaîlan daé Yazyðor verlässt sich auf mich. Ich werde ihn nicht enttäuschen.“
    Auriel stockte der Atem. Hastig erklärte sie: „Aber ich kann dir doch helfen, den Auftrag auszuführen, so wie wir es uns schon vor Tagen überlegt haben! Ich kann dich mit meiner Magie unterstützen, wenn wir erst wieder frei sind und ich kann ...“
    „Schweig, Auriel!“, befahl der Sícyr´Glýnħ. Er dehnte Arme und Handgelenke. Sein Oberkörper war von vielen kunstvollen, schwarzen Tätowierungen verziert, die zum Teil durch ältere Narben, aber auch durch die frischen Verletzungen durchbrochen worden waren.
    „Was ist mit dem Band, das zwischen uns entstanden ist?“ Auriels Augen wurden wieder feucht. Ihre Nase lief. „Ich spüre, dass es mich mit dir verbindet.“
    „Ein Band?“ Rhavîn lachte abfällig. „Gib mir ein Schwert und ich schlage es entzwei.“
    Auriel stockte der Atem.
    „Ich muss Nymion finden. Wie du weißt, ist er der einzige Freund, den ich habe. Und der Einzige, den ich auf meinen Reisen an meiner Seite wissen möchte!“
    „Aber ... wieso?“ Auriel begann laut zu schluchzen und weinte dann hemmungslos. „Das verstehe ich nicht.“
    „Ich möchte keine Náiréagh in meiner Gesellschaft wissen“, erklärte Rhavîn mit zynischem Unterton. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie einen verraten oder einem in den Rücken fallen. Noch spielen sie deinen besten Freund, doch ehe man sich versieht, ziehen sie ein Messer und erdolchen dich hinterrücks!“ Der Dunkelelf riss mit einer kräftigen Bewegung die Seile von seinen Beinen herunter und fuhr herum. Mit grimmigem Blick funkelte er Auriel an und zischte: „Ich brauche deine Hilfe nicht, Auriel! Es war ein Fehler, dich mitzunehmen. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist, als ich so entschied. Du bist so naiv, so unerfahren. Das Wenige, das du an Magie beherrschst, kann Nymion um ein Vielfaches besser. Ich weiß, dass ich ihm vertrauen kann. Wir sind Freunde seit Jahrhunderten. Ich würde mein Leben für ihn geben und umgekehrt ist es ebenso. Was kannst du dagegen bieten?“
    Rhavîns Gesicht trug einen seltsamen, einen fremden Ausdruck, als er vom Boden aufstand. Er lockerte Rumpf und Beine, bevor er seine Kleider vom Boden aufhob.
    Auriel konnte seine herzlosen Worte nicht verstehen. Alles, was sie bisher von ihrem Gefährten zu wissen

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