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Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition)

Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition)

Titel: Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Höcker
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niederschmetternden Gedanken abzustreifen. Er atmete tief durch. Dann blinzelte er in die Höhle, versuchte, sich abzulenken.
    Im gleichen Moment erkannte der Dunkelelf, dass er außer seiner Kleidung aller Gegenstände beraubt worden war. Als er sich umblickte, entdeckte er im Eingangsbereich der Höhle seine beiden Schwerter, Auriels Greif und alles, was sie außerdem noch bei sich geführt hatten.
    „Es wird immer schlimmer!“, schimpfte er zornig und versuchte eine Lösung zu finden, die ihn aus der Gefangenschaft befreien konnte. Ärgerlich stieß er Verwünschungen aus, verfluchte Revelya, seine eigene Unvorsichtigkeit und die Höhle, in der er saß. Wutentbrannt stemmte er sich gegen die Taue, wand sich hin und her und versuchte hoffnungslos, sich zu befreien. Bevor er zu einem Ergebnis kam, hörte Rhavîn eine vertraute Stimme.
    „Von den Menschen wirst du krank, Rhavîn? Das möchte ich um jeden Preis vermeiden, denn es würde mir das Herz brechen!“ Verführerisch glitt der weiche Klang unter Rhavîns Kleider.
    Der Dunkelelf erblickte Revelya, die aus einer Seitennische der Höhle hervorkam, wo sie unbemerkt gewartet hatte. Sie trug ein aufreizendes Gewand aus zarten Stoffen, das kaum einen ihrer Reize verbarg. Ihr Haar war seidig gekämmt und mit einer silbernen Spange zusammengesteckt. Die Vampiress verströmte eine betörende Ausstrahlung, von der sie hoffte, dass Rhavîn ihr erlag. Der Sícyr´Glýnħ allerdings zeigte nur kurz den Hauch von Überraschung.
    „Revelya, du verabscheuungswürdige Kreatur!“, presste er verachtend hervor. Rhavîn richtete seinen grimmigen Blick zu Boden und biss die Zähne aufeinander. Sein Körper war bis in die letzte Faser angespannt. Er schmeckte das Blut auf seinen Lippen, wie ein Hohnlachen des bevorstehenden Todes.
    „Wie ich sehe, erinnerst du dich an mich, mein Geliebter.“ Die Vampiress entblößte die spitzen Zähne und schenkte ihrem Gegenüber ein honigsüßes Lächeln. „Ich hatte schon befürchtet, dich nicht mehr lebend anzutreffen.“
    Ein Schatten legte sich über Rhavîns Gesicht. Voller Abscheu betrachtete er die Frau. Mit eisiger Stimme stieß er aus: „Wenn ich könnte, würde ich dir den Kopf abschlagen, du Bestie!“
    Der Dunkelelf bemerkte, dass sich Auriel zu regen begann. Auch Revelya wechselte einen Blick zwischen Rhavîn und der erwachenden Hexerin. Ein triumphierendes Lächeln umspielte ihren Mund. Sie wandte sich wieder dem Sícyr´Glýnħ zu und wisperte leidenschaftlich: „Weißt du, mein Geliebter, ich habe dich vermisst in dieser Nacht. Wie gern hätte ich dich in meiner Nähe gespürt, wie gern deine wunderbar weichen Lippen geküsst ...“
    „Und wie gern den letzten Rest meines Blutes getrunken, nicht wahr?“ Rhavîn spie die hasserfüllten Worte aus wie zu große Bissen fauliger Nahrung. Mit funkelnden Augen hielt er den Blicken der Frau stand. Der Meuchelmörder hoffte, dass Auriel wieder einschlafen würde, damit sie nichts von diesem Gespräch mitbekäme. Er wähnte, welch bizarres Spiel die Vampiress zu treiben bereit war und wollte Auriel davor schützen. Rhavîn ahnte, dass Revelya dachte, er und Auriel seien ein Paar. Er spürte, dass die Vampiress es darauf anlegte, Auriel Kummer zu bereiten. Vielleicht erhoffte sie sich Genuss, vielleicht aber auch eine besondere Wende, die Erfüllung eines diabolischen Plans, hinter den Rhavîn nicht blicken konnte.
    Rhavîn seufzte. Der Schmerz, der sich seiner Seele bemächtigte, schnürte ihm die Kehle zu. Er spürte, wie sich der Schwur, den er einst seinem Vater gab, zusammenkrampfte. Wie giftiger Nebel strömte er durch Rhavîns Körper, peitschte das Blut durch seine Adern. Der Sícyr´Glýnħ würgte, er wurde bleich. In diesem Moment spürte Rhavîn, dass er bereit war, sich für Auriel zu opfern, sich den Folterungen dieser untoten Kreatur auszuliefern, während seine Gefährtin fliehen konnte. Doch ahnte er, dass genau diese Zuneigung der schmerzhafteste Punkt war, an dem Revelya ihre Opfer zu verwunden gedachte.
    Ich darf mir nicht anmerken lassen, dass mir Auriel etwas bedeutet, dann wird Revelya sie noch mehr quälen. Das darf ich nicht zulassen! Ich muss versuchen, ihr zu vermitteln, dass Auriel mir gleichgültig ist und sie uns weder eifersüchtig machen noch gegeneinander ausspielen kann. Revelya darf meine wahren Empfindungen nicht durchschauen . Rhavîn ballte die Hände zu Fäusten, bohrte sich die Fingernägel so fest in die Handflächen, dass sie schmerzten.

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