Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition)
Anstrengungen vergessen. „Ihr werdet euch schon bald Auge in Auge mit mir und meiner unendlichen Macht sehen“, rief er selbstherrlich. „Und ich brauche lediglich abzuwarten, bis ihr freien Willens in meine Fänge kommt und mit offenen Armen und selig lächelnd in euer Ende stürmt!“
N’thaldurs lautes Lachen hallte von den Zinnen des Turms wider, während sich der Zauberer daran gab, seinen dämonischen Plan in die Tat umzusetzen.
Chroniken des Jarls der Nordmarken: Erwachen
„Mittlerweile schreiben wir den dreizehnten Tag des Rabenmondes in diesem Jahr. Es ist sehr früh am Morgen, die Sonne ist gerade aufgegangen und ich vermute, dass heute ein wundervoller Tag werden wird.
Ich vermag wieder selbst zu schreiben, wenngleich die Feder in meiner Hand auch schwer wiegt und die Tinte auf das Papier tropft, als wäre sie von Blitz und Donner hineingebrannt worden und nicht von Menschenhand.
Ich möchte Skorvjen Wravson dafür danken, dass er meine Aufzeichnungen vervollständigt hat, denn sonst hätten sie über Tage und Nächte bar jeden Wortes hier gelegen und niemand hätte in späteren Jahren nachzulesen vermocht, was innerhalb dieser Zeit geschehen ist.
Meine Gedanken sind wieder klarer geworden und ich danke den Göttern und den Heilern, dass es mir wieder besser geht. Die Ältesten hoffen, dass ich mich bereits wieder auf dem Weg der Besserung befinde, doch ich weiß es besser als sie.
In den jüngsten Tagen spürten sie, ebenso wie ich, dass der Tod, der mich bedroht, in seiner Reise innegehalten hat, irgendwo in unsichtbarer Ferne verweilt. Die Ältesten hofften, dass ihn einer meiner Verbündeten aufgespürt und zur Strecke gebracht hat, doch auch in dieser Angelegenheit weisen meine Gefühle mir einen untrüglichen Weg. Ich spüre, dass der Tod weiterhin naht, doch fühle ich, dass auch das verheißungsvolle Mädchen, das mein Leben erretten kann, näher kommt. Beide reisen nach Dragelund und ich hoffe inständig, dass mich das Mädchen rechtzeitig erreicht.
Die Frauen, die aus den Nordmarken zu mir eilen, um mir zu erklären, dass sie diejenigen aus meinen Träumen und aus den Prophezeiungen sind, irren sich. Sie sind Lügnerinnen, die mir weismachen wollen, sie seien diejenige, die mein Leben retten kann. Ich weiß genau, dass ihre Täuschungen bloß dem Zweck dienen, sich Vorzüge und Ansehen zu erschleichen.
Ich sehe eindeutig vor mir, dass das Mädchen, das mich erretten kann, noch ebenso weit von mir entfernt weilt, wie der finstere Schatten, der nach meinem Leben trachtet. Es besteht kein Zweifel. Noch bin ich nicht verwirrt genug, um mich blenden zu lassen.
Meines Schicksals kann ich mich nicht entziehen. Doch kann ich hoffen, dass sich das Unheil, das über mir liegt, durch eine gute Fügung abwenden lässt und dieses mysteriöse Mädchen zu meiner Hilfe herbeieilt.
Ich bin mir sicher, dass eben jene Gedanken es sind, die mir die Stärke und die Geistesklarheit verschafften, wieder von meinem Krankenbett aufzustehen. Ich habe aufgehört, mit meinem Schicksal zu hadern. Die Tatsache, dass ich die Dinge annehme, wie sie sind, lässt mich wieder klarer sehen.
Ich muss von weiteren Dingen berichten, welche die Nordmarken heimgesucht haben und die mich traurig und nachdenklich stimmen.
Seit dem gestrigen Tag berichten meine Jäger, dass sich die Natur verändert hat. Auch die Zauberer aus Dragelund haben mir mitgeteilt, dass sich die Pflanzen und die Tiere der Region gewandelt hätten. In den Flüssen hausten schreckliche Seeungeheuer und gewöhnliche Bäume wären in der Lage, sich fortzubewegen, wussten sie zu berichten.
Sie verkündeten, dass sonst friedvolle Tiere plötzlich angriffslustig und gefährlich seien und einige Wesen einem unerklärlichen Riesenwuchs unterworfen sind. So gäbe es plötzlich riesige Spinnen in den Wäldern und Wölfe, deren Mäuler so groß sind, wie der Unterarm eines Hünen.
Ich kenne mich mit derlei Dingen nicht aus, doch erklärten mir einige der Zauberer, dass sie die Anwesenheit von finsterer Magie in den Wäldern spürten. Doch leider wissen sie nicht zu sagen, welche Quelle diese plötzliche Ausdehnung der Dunkelheit haben mag.
Ich allerdings vermute und erhoffe mir, dass N’thaldur, der finstere Herrscher der Festung Monnovrek, dessen Wirken und Herrschaft über die dunklen Kräfte ich in meinem Herrschaftsgebiet dulde, dafür verantwortlich ist. Nur er wäre in der Lage, solch mächtige Zauber zu wirken und ein ganzes Land zu
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