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Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition)

Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition)

Titel: Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Höcker
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Sonnenaufgang
     
    „Noch immer schreiben wir den vierzehnten Tag dieses Mondes. Es hat sich etwas zugetragen, das keinen Aufschub duldet und sofortige Berichterstattung erfordert.
     
    Saß ich vor wenigen Stunden noch trübsinnig und todgeweiht in den Hallen meiner Vorfahren, so bin ich nun frei von allen Sorgen und meines Lebens wieder glücklich.
     
    Gegen Morgen erreichte ein seltsam gewandeter Fremder Dragelund, gefolgt von einem zarten Mädchen von wunderschöner Gestalt.
    Der Mann war ein übler Kerl mit riesenhaftem Körperbau, gewaltigen Muskeln und einem grausamen Gesicht. Bei sich trug er die furchtbarsten Waffen und eine Rüstung, wie sie nicht einmal ein Katapult hätte durchschlagen können. Ich will nicht lügen, aber sogar für einen erfahrenen Krieger wie mich war dieser Meuchler ein grauenvoller Anblick. Ohne jeden Zweifel stellte er einen Gegner dar, dem ich nichts entgegenzusetzen hatte. Dieser Mann verschaffte sich Einlass in die Thing-Hallen, weiterhin gefolgt von dem mysteriösen Mädchen.
    Ich bemerkte spät ihr Eindringen, da der Mann meisterhaft zu schleichen verstand. Flinker und leiser als eine Katze schlich er sich an mich heran, um mir seine Klinge mitten in mein Herz zu stoßen.
    Doch als ich schon des Todes Antlitz vor mir sah und der federnde Stahl direkt vor meiner Brust aufblitzte, jagte das Mädchen heran. Sie trug einen Dolch, den sie dem schwarzen Mann in den Rücken stieß, sodass er sterbend zusammenbrach.
     
    Die Götter haben mich nicht verlassen und die Prophezeiung der Ältesten hat sich erfüllt, wie sie es vorhergesagt haben! Ich kann nicht beschreiben, wie erleichtert ich bin.
    Die Schwäche, die mich umfing, die Todesängste und die Verzweiflung, die mir innewohnten, lähmten mich noch am Morgen so sehr, dass ich mich dem Meuchler nicht einmal in den Weg hätte stellen können, wenn ich sein Herannahen bemerkt hätte. Vermutlich hätte ich mich ihm ergeben, so sehr war ich mir sicher, dem Tod nicht entgehen zu können.
    Doch das Mädchen erreichte mich rechtzeitig, ebenso wie man es mir vorausgesagt hat. Zwar erreichte mich auch der Tod in seinen schwarzen Gewändern, doch errettete mich das Mädchen, so wie prophezeit.
    Ich werde in den kommenden Tagen ein großes Fest ausrichten und den Göttern ein Opfer darbieten, das ihrer Tat würdig ist. Die fettesten Tiere und ein großer Teil der Ernte soll den Göttern geopfert und der Leichnam dieses Meuchelmörders an sie übergeben werden, auf dass sie ihn in meinem Namen lynchen.
     
    Die junge Frau, meine Retterin, ist, nachdem sie den Meuchelmörder getötet hat, zusammengebrochen. Sie war weder ansprechbar, noch bereit zu handeln. Zuerst weinte sie, als würde man sie foltern. Dann klagte sie unverständliche Sätze und sprach schließlich nur noch wirr, bis sie in eine Art Ohnmacht fiel, aus der ich sie schließlich weckte.
    Momentan liegt sie im Haus meiner Sippe und ruht sich in einem der Betten aus. Ich hoffe, sie wird ruhigen Schlaf finden, damit sie mir am morgigen Tag erzählen kann, wie sie nach Dragelund gelangt ist. Ich möchte wissen, woher sie erfahren hat, dass sie diejenige ist, die mein Leben retten kann. Außerdem muss ich ihr noch gebührend danken. Dazu bin ich in meiner Panik, Überraschung und den anschließenden, überstürzten Handlungen gar nicht gekommen.
    Die Ältesten und ich sind übereingekommen, dass sich die Frau bis zum morgigen Tag ungestört ausruhen darf. Ich werde die Nacht bei einem Freund unterkommen, während meine Schwester und meine Nichte an der Seite meiner Retterin Wache halten und sie versorgen.
     
    Endlich wissen wir, dass es die Dunkelelfen waren, die uns diesen Schatten geschickt haben. Der schreckliche Fürst der Dunkelelfen, der meinem Volk schon immer nach Land und Leben trachtete, hatte einen neuen, finsteren Plan erdacht, um mich um mein Leben zu bringen.
     
    Nun, ich werde auch diesen Eintrag jetzt beenden, glücklich, dass der vorige Vermerk doch nicht mein letzter war.
     
    Grímmaldur, der Schwarze“

Fünfundzwanzigstes Kapitel: Zauberin des Lichts
     
    Als Auriel erwachte, spürte sie eine wohlige Wärme, die ihren Körper weich umfing. Sie fühlte sich in weiche Laken gebettet, roch Sauberkeit und Frische. Dann hörte sie, dass verschiedene Personen um sie herum waren und sich leise unterhielten.
    Die Hexerin öffnete für einen kurzen Moment die Augen. Sie blinzelte in die hellen Sonnenstrahlen, die durch die hochgelegenen Fensteröffnungen in den Raum

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