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Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition)

Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition)

Titel: Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Höcker
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Rhavîn, dass nicht ein Wachmann des Jarls, sondern Auriel es war, die den Dolch in seinen Rücken gebohrt hatte.
    „Wieso?“, fragte er mit versagender Stimme. Rhavîn spürte ein warmes Kribbeln in seinem Nacken, der Tod tastete sich seinen Hals hinauf. Mit dem nächsten Herzschlag konnte er für einige Augenblicke nichts mehr sehen. Panik hüllte seinen Geist in einen schwarzen Mantel. Er krampfte seine Finger so sehr um Auriels Hand, dass seine Knöchel weiß wurden. Er spürte, wie Auriel von Schluchzen geschüttelt wurde, roch die Angst, die durch ihren Körper peitschte. Als er Auriel wieder sehen konnte, keuchte Rhavîn: „Auriel, wieso hast du mich so schwer verletzt? Ich ... ich sterbe.“
    „Rhavîn, als ich erkannte, dass du nicht eine geschriebene Botschaft für den Jarl bereithältst, sondern seinen Tod in Form deines Schwertes bei dir führst, habe ich es plötzlich erkannt“, wimmerte Auriel dicht an Rhavîns Ohr. Sie spürte, wie der Druck seiner Hand nachließ und dennoch klammerte sie sich fest an seine Finger. Ein Schaudern jagte durch ihren Körper, Kälte und Verzweiflung zerrten an ihr. „Ich habe erkannt, was die Vision, die mich in den vergangenen Nächten heimgesucht hat, zu bedeuten hat.“
    Rhavîn keuchte. Er verdrehte abermals die Augen, sein Bewusstsein driftete in Richtung Finsternis. Nur Auriels Worte hielten seine Gedanken in der Wirklichkeit.
     „Der Weg nach Dragelund, dein immer wiederkehrendes Gesicht, das Blut an meinen Händen, der dankbare Edelmann ... all diese Bilder, Rhavîn, bekommen mit einem Mal eine Bedeutung für mich!“
    „Wieso?“, wiederholte der Dunkelelf. Die kaum zu ertragenden Schmerzen wurden für einen Moment von einem ohrenbetäubenden Rauschen in seinem Kopf abgelöst, Rhavîn schnappte ermattend nach Luft. Seine Lungen brodelten bei jedem Atemzug, Blut schäumte stoßweise in seinen Mund. „Warum, Auriel?“
    „Rhavîn, ich habe mich verändert in den letzten Tagen. Ich bin nicht mehr die nach Hass und Tod strebende, schwarze Hexerin, als die du mich kennengelernt hast“, erklärte Auriel. Ihre Worte waren abgehackt, sprudelten unkontrolliert aus ihr heraus. Die junge Frau war von der Angst beseelt, Rhavîn könne sterben, noch bevor sie ihm alles erklärt hatte. Ohne dass sie etwas dagegen unternehmen konnte, sickerte das Leben aus dem Körper des Sícyr´Glýnħ, jeder Atemzug brachte ihn dem Ende näher. Rhavîns Gesicht wurde blasser, seine Augenlider flackerten. „Ich weiß jetzt, dass meine Träume nicht von den verwobenen Grauen geschickt wurden. Denn als sie das erste Mal zu mir kamen, hatte ich mich im Innersten meines Herzens schon von den finsteren Göttern abgewandt. Zwar hatte ich damals, als mein Zirkel unter den Feuern der Glaubenskrieger fiel, noch keinen neuen Weg für mich gefunden, doch hatte ich mich so weit von den dunklen Göttern abgewandt, dass Botschaften guter Götter mich erreichen konnten.“
    „Was bedeutet das?“ Rhavîn fiel es schwer, sich auf die Worte der Hexerin zu konzentrieren. Immer wieder lösten bunte, leuchtende Bilder die Wirklichkeit vor seinen Augen ab, immer häufiger verschwammen Auriels Sätze wie hinter dichtem Nebel.
    „Die Visionen wollten mir die ganze Zeit über davon künden, was mich in Dragelund erwarten würde. Seit dem Tag, an dem ich dich getroffen habe, war ich dazu auserkoren, deinen Mordanschlag zu vereiteln, Rhavîn!“ Auriel schluckte hörbar. Sie drückte dem Dunkelelfen einen feuchten Kuss auf die blutigen Lippen. „Von vornherein war unser Schicksal von den Göttern auserkoren, Rhavîn. Du hast mich belogen, ließest mich in dem Glauben, dass du eine Botschaft für Grímmaldur hättest, sodass ich dir selbst dann noch vertraute, als ich mich komplett von der finsteren Seite abgewandt hatte. Und ich sollte im allerletzten Moment doch noch die wahre Absicht hinter deinem Vorhaben entdecken und dich aufhalten.“
    „Das ist dir gelungen.“ Für einen Augenblick huschte ein trauriges Lächeln über Rhavîns Lippen. „Auriel, im Gegensatz zu dir habe ich mich nicht gewandelt. Ich bin nie ein gewöhnlicher Sícyr´Glýnħ gewesen. Doch die Treue zu meinem Fürsten hat meine Andersartigkeit all die Jahre, die ich ihm diene, in geregelte Bahnen gelenkt. Du erst hast mich nach Jahrhunderten daran erinnert, was es bedeutet, Liebe zu empfinden. Oder zumindest das, was ich dafür halte.“ Sein Gesicht nahm einen schmerzlichen Ausdruck an. „Wegen dir war ich bereit, den

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