Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition)

Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition)

Titel: Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Höcker
Vom Netzwerk:
retten. Gerade noch seid Ihr dem Schrecken zuvorgekommen, der unseren König bedrohte.“ Renia lächelte freundlich. „Ich kann Euch nur danken, dass Ihr tapfer genug ward, dieses Ungeheuer zu töten, bevor es unseren Herrn ermorden konnte!“
    „Aber ...“ Ein Kloß, hart wie Eisen, heiß wie glühende Kohlen, formte sich in Auriels Hals, ließ sie würgen. Verzweiflung obsiegte über ihre Panik, entsetzliches Herzweh überspülte die junge Frau. Auriel rang um Luft und nach Fassung. „Aber, das ist es ja gerade, Renia! Ich kann Euch nicht sagen, wie viele Wesen ich in meinem Leben getötet habe. Menschen, Tiere ... ich habe so viel Blut vergossen. Niemals hat es mich berührt, niemals habe ich Reue empfunden. Zu keiner anderen Zeit habe ich anschließend solches Leid ertragen müssen.“
    Renia blickte die Hexerin verunsichert an.
    Die Hexerin schluchzte. Verzweifelt stieß sie aus: „Nie kannte ich den Schmerz, der entsteht, wenn man denjenigen tötet, den man liebt!“ Unvermittelt perlten Tränen über ihre Wangen. Auriel spürte den Schmerz, der ihr Herz zusammendrückte, es kaum mehr schlagen ließ. In Todesangst presste sie die Finger auf ihre Brust.
    Renia musterte die junge Frau mit einer Mischung aus Mitleid und Verständnislosigkeit. Sie konnte die Worte nicht glauben, die sie gerade gehört hatte, glaubte, dass die junge Heldin wirr sprach. Doch als Auriel ein Stück weit ihre Fassung wiedererlangt hatte, bat Renia die Hexerin, ihr genauer zu erklären, was sie mit ihren Worten sagen wollte.
    Auriel erzählte ihr daraufhin von ihrem Leben als Novizin im Bund unter den verwobenen Grauen, von ihrem Traum, eine mächtige schwarze Hexerin zu werden und davon, wie der Zirkel überrannt wurde. Sie berichtete von ihren Träumen und von dem Moment, als Rhavîn plötzlich vor ihr gestanden hatte. Genauestens schilderte sie ihre gemeinsamen Erlebnisse, erzählte mit strahlenden Augen, wie sie sich in ihn verliebt hatte. Nachdenklich erklärte Auriel, wie sie sich gewandelt und ihre früheren von Hass und Finsternis beseelten Eigenschaften abgelegt hatte.
    „Alles war wunderbar, so unglaublich schön. Wir waren so vertraut ... als würden wir uns schon ewig kennen. Dass Rhavîn mich zunächst angelogen und sich als normaler Elf ausgegeben hat, hat mich nicht gestört.“ Auriel entspannte sich ein wenig. „Es war seine Ausstrahlung, sein Wesen, das mich an ihm anzog. Nicht in das, was er war, hatte ich mich verliebt, sondern in den, der er war!“
    Renia legte einen Arm um Auriels Schultern. Sie blickte die zierliche Frau aufmunternd an, forderte sie stumm auf, weiterzuerzählen.
    Auriel erwähnte die Angriffe N’thaldurs und berichtete davon, was Nymion kurz vor seinem Tod erzählt hatte.
    „Der Finstermagier N’thaldur lebt ebenfalls in den Nordmarken“, erklärte Renia mit sanfter Stimme. „Er wird von Grímmaldur geduldet, da er uns schon häufiger gegen feindliche Übergriffe unterstützt hat. Wir lieben ihn nicht, aber wir lassen ihm seinen Freiraum – es ist eine Verbindung der Vernunft, welche die Nordmarken mit N’thaldur eingegangen sind.“ Renia hielt einen Moment inne und erklärte dann: „Die größten Feinde dieses Zauberers sind die Dunkelelfen, welche die Nordmarken gern unter ihre Macht bringen würden, wie Ihr vermutlich wisst. Sollte es den abscheulichen Dunkelelfen jemals gelingen, in die Nordmarken vorzudringen und dieses Gebiet unter ihre Herrschaft zu bringen, dann würde dies für N’thaldur den Tod oder zumindest die Vertreibung bedeuten. In kaum einer anderen Region des Landes könnte er so frei und ungestraft handeln, wie im Reich unseres Jarls.“
    „Das heißt, er wusste, dass Rhavîn Euren Bruder Grímmaldur töten wollte?“ Auriels Augen weiteten sich. „Er hat von Beginn an geplant, den Auftrag des Dunkelelfenfürsten scheitern zu lassen, damit Euer Jarl überleben und N’thaldur somit seine Vorherrschaft behalten würde?“ Allmählich fügten sich in Auriels Kopf alle Teile zu einem Ganzen zusammen. Sie begann, die Zusammenhänge zu begreifen.
    „Vermutlich.“ Renia nickte. Gleichzeitig stand die Frau auf und trat zu einer Truhe, aus der sie verschiedene Kleider, Bänder und Schmuck nahm, um sie neben Auriel auf die Bettdecke zu legen.
    „Gleichzeitig allerdings wollte auch die Vorsehung, dass Rhavîn scheitert und die Dunkelelfen ihre Ziele nicht erfüllen können“, überlegte Auriel weiter. „Rhavîn war der erste Teil der Vorsehung. Ich war der

Weitere Kostenlose Bücher