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Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition)

Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition)

Titel: Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Höcker
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fielen und ihre Nase kitzelten.
    „Ah, du bist erwacht“, stellte eine warme Frauenstimme fest. Weiche Finger griffen vorsichtig nach Auriels Händen. „Wie fühlst du dich?“
    „Ich ... ich weiß es nicht.“ Ihre Stimme klang fremd. Auriel räusperte sich hastig. „Verzeiht, wo bin ich?“ Die Hexerin kam allmählich zu sich. Ihr Körper schmerzte, jede Bewegung fiel ihr schwer. Auriel war heiser, ihre Augen waren geschwollen und fühlten sich wund an.
    Wo bin ich denn? Sind wir schon in Dragelund? Ein bohrender Schmerz zwängte sich in ihr Hirn, Auriel kniff die Augen zusammen.
    „Lass dir Zeit“, entgegnete die Frau mit der warmen Stimme. Tröstend rieb sie Auriels Hände.
    Verwundert blickte sich die Hexerin um. Sie befand sich in einem großzügigen, von einem Feuer erwärmten Raum, in dem mehrere Betten standen. Bis auf ihres waren alle leer und mit Fellen und Decken zugedeckt. Außer Auriel befanden sich zwei weitere Frauen in dem Raum – eine saß direkt neben der Zauberin auf der Bettkante und blickte sie aus leuchtend blauen Augen freundlich an.
    Die andere Frau, ein junges Mädchen mit strohblondem Haar, wusch indes einige Tücher in einer Schale aus, um sie im nächsten Moment neben dem Feuer auszubreiten, damit sie trocknen konnten.
    „Wo bin ich?“, wiederholte Auriel. Fragend musterte sie die blauen Augen der fremden Frau.
    „Du bist im Haus des Königs, in Jarl Grímmaldurs Heim.“ Die Unbekannte ließ sich von dem blonden Mädchen ein feuchtes Tuch reichen, mit dem sie behutsam über Auriels Gesicht und Hände strich. „Du solltest versuchen, aufzustehen. Es sind viele Menschen gekommen, die dir ihren Dank aussprechen möchten.“
    „Dank?“ Abermals schoss ein stechender Schmerz durch Auriels Kopf. Plötzlich sah sie nichts als Blut vor sich, ihr Herz setzte einen Schlag aus. Die Hexerin keuchte.
    „Ja!“, jubelte das blonde Mädchen. Mit leuchtenden Augen stürzte es an Auriels Bett. Ihre Gesichtszüge ließen vermuten, dass sie die Tochter der älteren Frau war. „Ihr habt meinem Onkel das Leben gerettet! Ohne Euch wäre Dragelund verloren gewesen!“
    „Ja, Taphny.“ Die ältere Frau erhob sich. Lächelnd schob sie das Mädchen in Richtung der Tür. „Geh, und sag meinem Bruder, dass seine Heldin erwacht ist. Berichte Grímmaldur, dass er sich vorbereiten soll, seiner Retterin zu danken.“
    „Ja, Mutter!“ Taphny nickte hastig und öffnete die Tür. Bevor sie allerdings hindurcheilte, wandte sie sich noch einmal um. „Wäret Ihr nicht rechtzeitig gekommen, hätten die Dunkelelfen die Macht über unser Land ergriffen. Dann würde heute die Sonne nicht so fröhlich lachen, hat mein Onkel gesagt!“ Auf einen strengen Blick ihrer Mutter hin eilte das blonde Mädchen hinaus, woraufhin Auriel ihre Schritte über den Flur des Langhauses hallen hörte.
    Wie ein Blitz zuckten die Erinnerungen an den gestrigen Tag durch Auriels Gedanken. Schlagartig wusste sie, was geschehen war, erinnerte sich an jeden einzelnen Moment des vorherigen Tages. Röchelnd sog sie die Luft ein, erstarrend krallte sie ihre Finger in die Bettdecke. Die Finger des Todes tasteten kalt über ihre Haut, ein Schaudern fiel kalt wie Schnee in ihren Nacken.
    „Wie ist dein Name?“ Die freundliche Frage ließ Auriel aufschrecken. „Ich bin Renia, die Schwester des Jarls.“
    „Auriel.“ Die Hexerin setzte sich in ihrem Bett auf. Mit aufgerissenen Augen starrte sie Renia an. Vor ihrem inneren Auge sah sie abermals den Dolch zu Boden fallen, der Rhavîns Leben wie eine Seifenblase zerstochen hatte. „Ich bin eine Mörderin.“ Auriel spürte, wie sie Trauer und Reue zu überfluten drohten, doch hatte sie keine Tränen mehr, um zu weinen. Schwarze Ringe untermalten ihre Augen, ihr Gesicht war durchscheinend blass. Schmerz und Kraftlosigkeit flimmerten in jeder Faser ihres Körpers.
    „Auriel.“ Renia lächelte. Sie wollte nach Auriels Schulter fassen, doch die Hexerin wich zurück.
    „Ich habe ihn getötet. Ich bin eine Mörderin“, wisperte sie entsetzt. Auriels Atmung wurde flacher, Panik keimte in ihren Eingeweiden.
    „Du hast richtig gehandelt, Auriel“, versuchte Renia die Hexerin zu beschwichtigen. Sie half der jungen Frau, die Beine aus dem Bett zu schwingen.
    Die Schwester des Jarls trug ein edles Gewand aus bestickten Stoffen. Ihr braunes, lockiges Haar war zu einem kunstvollen Zopf gebunden.
    „Die Prophezeiung der Ältesten hat vorausgesagt, dass eine junge Frau kommen wird, um uns zu

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