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Rheines Gold

Titel: Rheines Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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bestickten Stoff. Der Anblick, der sich ihr bot, war erstaunlich. Auf einer der Ruheliegen kniete eine Frau, silberblonde Haare fielen in Locken über ihren bloßen, sehr weißen Rücken. Unter ihrem fülligen Gesäß aber schauten braune Beine hervor. Es war ein Mann, der unter der Blonden lag, und sie war damit befasst, ihn mit einigen sehr ausgewählten Liebkosungen zu reizen. Er schien es zu genießen, wenn man den anfeuernden Schmeicheleien Glauben schenken konnte. Nicht nur diese beiden vergnügten sich in dem Raum, auch eine hakennasige Frau mit üppigem Busen lag eng umschlungen mit einem Mann auf einer Kline.
    Rufina, abwechselnd empört, angewidert und neugierig, hielt die Luft an. Ganz vorsichtig und langsam ließ sie den Vorhang fallen und schloss die Tür. Auf leisen Sohlen umging sie die Körbe und trat aus der Tür auf die Straße.
    »Burrus, ich glaube, dieses Rätsel ist nun auch gelöst.«
    »Kennst du die Frauen?«
    »Oda, die Germanin, und ihre Dienerin. Erla hat gestern Odas Dienerin wiedererkannt. Sie war es, die an dem Tag, als Sabina und ich entführt wurden, die Salbenhändlerin zu den Frauen in den Ruheraum gebeten hat. Wahrscheinlich war es Oda selbst, die uns überwältigt hat. Sie kennt sich mit solchen Dingen aus. Sie musste nur ihre Helfer vor der Tür postieren und konnte dann, mit ein wenig Verspätung, zu den anderen Frauen stoßen.«
    »Dann wird es wohl so gewesen sein. Denn mit diesem Mann scheint sie auch nicht das erste Mal zusammen zu sein.«
    »Nein, Lampronius Meles ist der großzügige Gönner, der sie mit Goldschmuck behängt wie einen Feldherrn nach der siegreichen Schlacht.«
    »Sie hat sich durch diese Hintertür eingeschlichen.«
    »Nein, ich glaube, sie ist einfach im Bad geblieben. Paula hat ihre Dienerin nicht hinausgehen sehen. Verdammt, wie oft haben sie das schon gemacht? Ich habe solchen Wert darauf gelegt, dass die Therme sich einen anständigen Ruf wahrt.«
    »Vielleicht noch gar nicht so oft. Es mag ein weiterer Schlag gegen dich sein, um deinen Ruf zu ruinieren.«
    Rufina nickte.
    »Ja. Er will mich ruinieren. Aber er weiß nichts von Maurus.«
    »Nein, er weiß nichts von Maurus!«, sagte auch Burrus grimmig.
    Rufina ging unter den Säulen entlang bis zur Straßenecke. Dann hatte sie ihre Haltung wieder gewonnen und fragte den verdutzten Burrus: »Was die da taten, das gehört wohl nicht zur matrimonialen Pflichterfüllung, nicht wahr?«
    »Zu was nicht?«
    Rufina sann weiter, ohne auf seine Frage einzugehen: »Na ja, vielleicht nicht, aber es sah sehr lustvoll aus.«
    Jetzt lachte Burrus plötzlich auf und sagte: »Ist es auch.«
    Rufina grinste.
    »Gut, dass er heute Nacht kommt. Ich habe viele Überraschungen für ihn.«
    Aber er kam nicht.

26. Kapitel
    Tochterliebe
    Es würde zu weit führen aufzuzählen,
wie viel Sünde überall zu finden war.
Das Gerücht war sogar weniger schlimm als die Wirklichkeit.
    OVID, METAMORPHOSEN
     
    Es war eine der längsten Nächte, die Rufina je durchwacht hatte. Lauschend versuchte sie jedes Geräusch zu deuten. Jedes Knarren des Holzes, jedes Klappern der Ziegel, jedes Heulen eines Hundes, jeder Schrei der jagenden Nachtvögel, jeder verhaltene Schritt auf dem Pflaster ließ sie hoffen. Zuerst war sie nur unruhig, dann kamen, in den finstersten Stunden, die erschreckenden Vorstellungen, was geschehen sein könnte. Einmal war sie versucht, Fulcinia aufzusuchen, aber dann blieb sie doch in ihrem Zimmer, noch immer wartend, bis sich die graue Dämmerung durch das Fenster stahl. Erschöpft fiel sie in einen oberflächlichen Schlummer, wachte aber sofort wieder auf, als sich im Haus die ersten Bewohner regten. Sie erhob sich, warf sich hastig eine Tunika über und hüllte sich in ihre wärmste Palla. Ihre Schritte führten sie durch die Palaestra, den Innenhof, zu den Quartieren der Heizer und Diener. Leise pochte sie an die Tür des Raumes, der Burrus zugewiesen worden war.
    Er war sofort wach und fragte: »Ist etwas geschehen, Patrona?«
    »Er ist nicht gekommen.«
    »Das kann viele Gründe haben. Mach dir keine Sorgen um ihn. Er kann auf sich aufpassen.«
    »Ich muss ihn sprechen, Burrus. Ich weiß zu viel.«
    »Patrona, warte noch einen Tag.«
    »Nein.«
    Er schüttelte den Kopf und zog sich die Decke verschämt über seinen breiten, vernarbten Brustkorb.
    »Er wird zu tun gehabt haben.«
    »Ich habe Angst, Burrus. Ich will zu ihm.«
    »Patrona! Du bringst dich in Gefahr.«
    »Ich bin auch hier in Gefahr.«
    Burrus

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