Rheines Gold
Mit Statuen stellt er seinen Wohlstand dar, aber bezahlen tut er mit Münzen.«
»Ja, aber der Goldschmied prägt doch keine Münzen.«
»Patrona, was unterscheidet denn das Porträt eines Herrschers von einem Blümchen auf einer Goldscheibe?«
Rufina ging in sich. Dann sagte sie: »Von Dorovitrix glaube ich es nicht.«
»Er tut es vielleicht nicht, aber andere werden sich ein solches Geschäft nicht entgehen lassen. Es ist doch nicht schwer - man macht einen Abguss von einer echten Münze, fertigt daraus einen Prägestempel und bearbeitet das Goldblech damit. Das sieht möglicherweise nicht ganz so exakt aus wie bei der echten Münze, ein wenig abgegriffen vielleicht, aber wer fragt schon danach? Du musst es ja nicht direkt zum Geldwechsler geben, um es umzutauschen.«
»Du hast ja interessante Kenntnisse, Burrus.«
»Man lebt und lernt!«
»Glaubst du, Meles ist so zu seinem Vermögen gekommen?«
»Wenn er genug reines Gold zur Verfügung hat - nicht auszuschließen.«
»Nun, damit werde ich Maurus weiterhelfen können«, sagte Rufina versonnen.
Es war schon über die Mittagszeit hinaus, und die Frauenbadezeit war vorüber. Paula jedoch hatte keine guten Nachrichten. Sie hatte die hakennasige Dienerin nicht das Bad verlassen sehen.
»Sie sind in einer ganzen Gruppe gegangen, schwatzend und kichernd. Dann hatte eine irgendwo ihre Sandalen verschlampt, die musste ich ihr erst noch suchen. Entschuldigung, Patrona, es war einfach nicht möglich.«
»Schon gut, achte morgen noch mal darauf.«
»Mach ich.«
Rufina nahm ein spätes Mahl zu sich und widmete sich wieder ihrer Tagesarbeit. Zwischendurch erlaubte sie sich allerdings, ihre Gedanken zu Maurus schweifen zu lassen. Immer wenn sie an die kommende Nacht dachte, fühlte sie kleine Hitzewellen von ihrem Bauch aufsteigen. Sie hatte unterwegs einen Topf getrockneter Aprikosen erstanden und schmuggelte wieder etwas Brot und Fleisch in ihr Zimmer, doch achtete sie diesmal darauf, Irene ihr Fehlen nicht bemerken zu lassen. Crassus war bedrückt durch das Haus geschlichen und hatte sich, als die Kinder von ihren Lektionen zurückkamen, mit ihnen beschäftigt. Wenn er wollte, konnte auch er ganz passabel unterrichten, und er wies sie in den Gebrauch des Abakus ein. Fulcinia berichtete ihr, Silvian sei während ihres Stadtgangs vorbeigekommen.
»Oh, Fulcinia!« Rufina sah sie verstört an. »An Silvian habe ich gar nicht mehr gedacht.«
»Das ist wahrscheinlich verständlich. Er hatte wenig Zeit, es gab wohl wieder ein Problem bei den Leitungen. Er wird morgen wiederkommen. Bis dahin solltest du dir überlegen, was du ihm sagen willst.«
»Nicht die Wahrheit, aber etwas, das nahe daran ist, denke ich. Er hat ein Recht auf Ehrlichkeit.«
Wieder hatte sie einen Grund mehr, zu grübeln.
Es war der kleine Laufbursche, der ihr die Botschaft von Burrus überbrachte.
»Du möchtest bitte zum Eingang vom Holzlager kommen, Patrona. Außen rum, hat Burrus gesagt.«
»Natürlich außen rum, Dummkopf. Wenn die Männer baden, gehe ich nicht durch die Räume.«
Burrus wartete auf sie an dem straßenseitigen Eingang zum Holzlager. Er zeigte auf die offene Tür.
»Das ist eine Schwachstelle in dieser Therme, Patrona«, brummte er missmutig. »Wenn jemand hinein will, kann er es von hier aus.«
»Wieso?«
»Diese Tür ist meist unverschlossen, weil die Heizer sich das Holz für das Praefurnium holen. Gut, Fulcinia hat angeordnet, es solle immer ein ausreichender Vorrat unter den Säulen gelagert werden, aber die Männer brauchen manchmal mehr oder andere Scheite. Also ist der Eingang offen. Komm mit, ich zeige es dir.«
Sie gingen durch die lange, schmale Lagerhalle, die intensiv nach Harz und Holz duftete. Späne lagen am Boden, und in Hauklötzen steckten Äxte. Sie mussten sich ihren Weg um grobe Körbe mit Scheiten und Kienspänen bahnen und kamen zu Säcken, gefüllt mit getrockneten, holzigen Kräutern und Holzkohle und Fässern mit Pech. Burrus wies auf eine weitere Tür.
»Da geht es in die Therme, durch den Ruheraum. Der Badaufseher lagert hier die Zutaten für die Becken im Sudatorium.«
»Der unbewachte Eingang ist übel, Burrus.«
»Richtig. Wer ein bisschen nachdenkt, kommt drauf. Aber das ist es nicht, was ich dir zeigen wollte, Patrona. Sieh mal ganz vorsichtig durch die Tür zur Therme. Es hängt zum Glück ein Vorhang auf der anderen Seite davor. Den musst du etwas aufschieben.«
Ganz leise öffnete Rufina die Tür und lüpfte den schweren,
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