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Rheines Gold

Titel: Rheines Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Tuniken bis zu den Knien im Wasser. Rufina setzte sich an den Rand des Beckens und sah den beiden eine Weile zu. Wieder überkam sie die Trauer. Die Schiffchen waren das letzte Geschenk, das die Kinder von Maurus erhalten hatten. Er hatte sie von seiner Reise nach Lugdunum im Süden Galliens mitgebracht, die er im vergangenen Jahr unternommen hatte.
    Maura gab ihrem Schiff einen letzten Schubs und plantschte dann ebenfalls zum Beckenrand.
    »Was ist, Mama? Du siehst so unglücklich aus.«
    »Ja. Na ja. Ich bin es auch, Maura. Ich vermisse euren Vater, weißt du.«
    »Ja, aber warum denn? Es ist doch auch früher schon oft auf Reisen gegangen, und da hast du nie so traurig ausgesehen.«
    »Kleine, wie oft soll ich euch das noch sagen, er ist tot. Die Wölfe...«
    »Aber Mama, das ist doch nur Gerede. Er kommt bestimmt wieder. Er hat dir doch sogar eine Botschaft geschickt!«
    »Wovon sprichst du nur, Maura?«
    »Na, die Ohrringe in dem Beutelchen!«
    »Die hat der tote Mann bei sich gehabt. Maura, euer Vater wandert seit drei Monaten in den Schatten. Ich weiß, es fällt einem schwer, das zu glauben, aber wir müssen es akzeptieren. Er kommt nicht mehr zurück.«
    Das Mädchen hatte sich neben Rufina auf den Beckenrand gesetzt und machte ein störrisches Gesicht.
    »Das stimmt nicht!«, beharrte sie.
    »Ich wünsche es mir auch, Liebling. Aber wir haben ihn begraben. Und aus dem Grab kehrt niemand zurück.«
    »Unser Vater schon!«
    Bevor Rufina den festen Glauben ihrer Kinder erschüttern konnte, näherten sich Schritte von hinten, und Marius, der Aufseher, kündigte an: »Patrona, der Ädil und der Pachteintreiber des Thermenbesitzers sind eingetroffen.«
    »Oh ja.« Rufina schob die trüben Gedanken zur Seite und stand auf. »Nun, dann will ich mich mal mit ihnen auseinander setzen. Crispus, die Schiffe müssen jetzt in den heimischen Hafen einlaufen, und die beiden Kapitäne haben sich zum Morgenmahl zu begeben! Und danach ganz hurtig ihre Lektionen aufzunehmen.«
    Sowohl der Ädil wie auch der Pachteinnehmer waren junge, hochgewachsene Männer, die Amt und Aufgabe gebührend ernst nahmen. Ihre Mienen drückten zwar höfliche Herablassung aus, aber man sah ihnen deutlich an, wie vollständig sie sich ihrer Amtsgewalt bewusst waren.
    »Nun, Aurelia Rufina, wie gehen die Geschäfte?«
    »So gut, dass ich dir, wenn du mir folgen willst, den Pachtbetrag sogleich aushändigen werde, Hosidius.«
    »Wickelt eure Geschäfte ab, ich nehme inzwischen die Überprüfung der Therme vor. Du gestattest, Aurelia Rufina?«
    Es war eine rhetorische Frage, die zu verneinen ihr gar nicht möglich gewesen wäre. Der Ädil hatte nun mal die Aufgabe, auf die Ordnung und die Sauberkeit der öffentlich genutzten Gebäude zu achten. Er war darin, wie sie wusste, sehr akribisch. Darum nickte sie nur zustimmend und führte den Pachteinnehmer in ihr kleines Arbeitszimmer, wo sie schon am Vortag die betreffende Summe in einem Kästchen bereitgelegt hatte. Hosidius zählte die Geldstücke einzeln ab und quittierte ihr sodann den Empfang.
    »Man hört, du hättest Schwierigkeiten, Aurelia Rufina.«
    »Hört man das? Und, glaubst du es?«
    »Ja, ich glaube das. Du zahlst mit vielen sehr kleinen Münzen.«
    »Legt der Eigentümer jetzt Wert auf Goldstücke?«
    »Er legt lediglich Wert darauf, pünktlich und korrekt bezahlt zu werden!«
    »Das wird er, Hosidius. Mehr braucht ihn nicht zu interessieren!«
    »Nun, ich hoffe denn auch im nächsten Monat, Aurelia Rufina!«
    Rufina knirschte leise mit den Zähnen.
    »Selbstverständlich auch im nächsten Monat!«
    »Es gibt zwei Interessenten, die die Therme gerne übernehmen würden, hört man ebenfalls.«
    »Noch läuft der Pachtvertrag!«
    »Auf den Namen deines Mannes.«
    »Wie du sehr genau weißt, bin ich berechtigt, sein Geschäft weiterzuführen. Wir haben das Dreikinderrecht schon vor unserer Ankunft in der Colonia erhalten. Also unterlass deine versteckten Drohungen.«
    »Ich drohe dir nicht, ich habe dich nur auf einen Sachverhalt hingewiesen.«
    »Ich tat desgleichen, Hosidius!«
    »Nun gut. Wir sehen uns dann kurz vor den Kalenden des Juni wieder.«
    Rufina geleitete den Pachteintreiber durch die große Eingangshalle hinaus und sah sich dann suchend nach dem Ädilen um. Sie war sich zwar sicher, die Therme wurde reinlich gehalten und wies keine baulichen Mängel auf, aber schon mehrfach hatte der junge Mann Anstoß an verschiedenen Kleinigkeiten genommen. Vermutlich kratzte er auch heute

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