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Rheines Gold

Titel: Rheines Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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besten gleich mit ihren Äxten!«
    »Ich versuche eine Lösung zu finden, Bella. Geh für heute nach Hause. Aber bitte komm morgen zum Frauenbad wieder. Du bist sehr beliebt, ich möchte nicht auf dich verzichten.«
    Bella murrte noch eine Weile, stimmte dann aber zu.
    Kurz nachdem sie gegangen war und Rufina wieder in ihrem Zimmerchen saß, tauchte Sidonius selbst bei ihr auf.
    Er war rot im Gesicht, vom Wein und vor Ärger. Ganz sicher stand er nicht mehr auf den Beinen, als er sie anfuhr: »Wo ist die verfluchte Masseurin?«
    »Sie steht nicht mehr für dich zur Verfügung, Hirtius Sidonius. Auch meine Angestellten haben ein Recht darauf, anständig behandelt zu werden. Zudringlichkeiten sind im Preis nicht inbegriffen.«
    »Das kleine Flittchen buhlte doch um Zudringlichkeiten!«
    »Dies hier, Duumvir, ist eine Therme und kein Freudenhaus!«
    »Hochnäsige kleine Ziege, die du bist! Es wär besser, du schaffst dir ein paar willige Mädchen an. Dann würde der Laden hier brummen!«
    »Du wirst dich mit den Leistungen zufrieden geben müssen, die ich für mein Geschäft für richtig erachte.«
    »Du selbst könntest auch etwas entgegenkommender sein!« Sidonius war ein kräftiger Mann, und mit seiner Leibesfülle drängte er Rufina bald bis in die äußerste Ecke des kleinen Raumes. Sein weingeschwängerter Atem verursachte ihr Ekel, seine ölige Haut schimmerte klebrig, und sie versuchte, sich an ihm vorbeizudrücken. »Rotschopf, du hast es doch sogar mit diesem einfältigen Freigelassenen getrieben und dir von ihm diese beiden hässlichen braunen Kinder andrehen lassen. Sollen wir nicht mal versuchen, ob wir ein hübsches hellhäutiges hinkriegen?«
    »Du bist nicht mehr recht bei Verstand, Duumvir. Verlass den Raum!«
    »Ein bisschen eng hier, da hast du Recht. Komm mit, Kleine, wir finden ein passenderes Plätzchen!«
    Er ergriff ihre Hand und zog sie aus der Tür. Rufina ließ es ohne sich zu wehren zu, aber als sie auf den Fliesen im Gang stand, machte sie eine schnelle Drehung mit dem Arm und befreite sich so aus dem nicht sehr energischen Griff des Trunkenen. Gewandt entwischte sie ihm und fand Zuflucht in der Eingangshalle. Hier war ein ständiges Kommen und Gehen, der Duumvir würde wohl noch so viel Verstand besitzen, ihr nicht bis hierhin zu folgen.
    »Patrona, du siehst wütend aus«, stellte Paula fest. »Ich wünschte, ich könnte auf den Besuch dieses schleimigen Sidonius verzichten.«
    Paula zuckte mit den Schultern.
    »Können wir aber nicht. Die Hälfte unserer Einnahmen kommt aus seiner Tasche. Leg dir ein dickeres Fell zu, Patrona.«
    »Ja, ja«, sagte Rufina und rieb sich die Augen.
    »Jetzt geh in deine Wohnung und bring Gesicht und Haare in Ordnung. Die Schminke hast du mal wieder gründlich verschmiert.«
    »Ja, ja.«
    Vor ihrem Bronzespiegel betrachtete sich Rufina leise knurrend. Ihre Frisur hatte sich aufgelöst, und ihre Wangen glühten noch vor Ärger. Mit kaltem Wasser kühlte sie ihr Gesicht und bürstete sich dann die Haare. Auf weitere Verschönerungen verzichtete sie allerdings, auch wenn sie, wie viele modebewusste Römerinnen, ansonsten mit einem dunklen Puder ihre braunen Augen betonte und auch ihre Lippen zu röten pflegte. Doch im Laufe des Tages brachten es ihre vielfältigen Tätigkeiten oft mit sich, dass sich die kunstvolle Bemalung, genau wie ihre Frisur, auflöste.
    Sie zog sich selbst eine Grimasse. Paula war vielleicht ein dummes Huhn, manchmal ungeschickt im Umgang mit den Gästen, und viel Vertrauen hatte sie auch nicht in Rufinas Geschäftstüchtigkeit, aber wenn es hart auf hart kam, entwickelte sie eine Art versteckter Fürsorglichkeit, die sie schon ein paarmal überrascht hatte. Rufina nahm sich vor, ihr ein paar freundliche Worte zu sagen. Mehr konnte sie im Moment nicht geben. Bella hingegen würde nicht nur Mitgefühl von ihr ernten, wenn sie wieder auftauchte. Sie selbst hatte darum gebeten, nachmittags zur Männerbadezeit ihre Dienste anbieten zu dürfen. Rufina hatte sie vor möglichen Zudringlichkeiten gewarnt, aber die Trinkgelder, die die Männer gaben, und vielleicht auch die weiteren Aufmerksamkeiten, die sie ihr schenkten, waren für sie ein zu großer Anreiz gewesen. Ein ernster Verweis war hier notwendig.
    Als Rufina sich wieder nach unten in die Therme begab, fand sie eine ungewöhnliche Gesellschaft im Eingangsbereich versammelt. Da war zum einen der Baumeister Lucillius Silvian, der einen zugedeckten Korb bei sich trug, unter dessen

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