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Rheines Gold

Titel: Rheines Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Fragen stellen konnte.
    Zum Glück fand sich ein Kapitän, der zwei Tage später die Fahrt nach Ostia antreten würde. Der Handelsfahrer, der Pelze und Leinenstoffe aus dem Norden geladen hatte, nahm auch Passagiere mit, die bereit waren, zu zahlen.
    »Wir können auch den Landweg über die Via Aurelia nehmen«, meinte der Herr zu seinem Diener.
    »Du denkst an die Runenwerferin?«
    »Du nicht?«
    »Doch, aber sie war sich sicher, wir würden unser Ziel erreichen, mein Freund. Erst dann drohen uns Wasser oder Feuer.«
    »Du glaubst ihr?«
    »Es gibt wenige, deren Vorhersagen ich bedingungslos glauben würde. Den Scharlatanen nicht und den Auguren und der Sybille nicht. Sie aber war eine Weise. Sie und die Wölfin.«
    »Sie war mir unheimlich. Bist du sicher, dass dieses Tier kein Werwolf war?«
    »Weil sie sich mit der Wölfin verständigte?«
    Der Diener lächelte seinen Herrn an.
    »Jupiter tonans, tat sie das?«
    »Die ganze Zeit über, denke ich. Ja, es war eine seltsame Beziehung, die die beiden pflegten. Aber ich glaube, es verbarg sich kein größeres Geheimnis dahinter, als dass Frau und Tier einander tief vertrauten. Sie war eine Frau von großen Gaben, mein Freund. Eine seltene Frau.«
    »Du bist normalerweise ein kühl berechnender Mann. Nehmen wir also das Schiff.«
    »Gut. Dann will ich den Kapitän aufsuchen und unsere Überfahrt mit ihm festmachen.«
    »Hast du genug Geld, oder soll ich dir das Siegel mitgeben?«
    »Ich habe bei Petronius bereits meinen Beutel gefüllt, aber vielleicht ist die Idee nicht schlecht. Wir werden hohe Auslagen haben.«
    Der Herr überreichte seinem Diener das Siegel und nickte ihm dann zu.
    »Kümmere dich darum, ich will noch mal sehen, ob sich dieser Strabo nicht doch noch an Einzelheiten über die Konkubine des Tribuns erinnert.«
    »Verzeih, mein Freund, aber das scheint mir ein Umweg zu sein. Unsere Spur führt nach Rom, nicht nach Ägypten. Unser Tribun hat dieses Land vor sieben Jahren verlassen, und ich bin mir sicher, er ist nach Hause zurückgekehrt.«
    »Möglich. Dennoch, ein, zwei Becher Wein mit dem Alten können nicht schaden. Wir könnten diese Frau als Zeugin benötigen. Ich will zumindest versuchen, ihren Namen herauszufinden. Anschließend werde ich dem Neptunus opfern.«
    »Im Tempel oder auf der Rennbahn?«, fragte der Diener mit einem Grinsen.
    Der Herr lachte auf.
    »Du durchschaust mich zu gut. Nein, nein, diesmal will ich für eine glückliche Überfahrt beten. Als dem Patron der Rennbahnen werde ich ihm erst wieder opfern, wenn wir in Rom sind.«
    Ihre Wege trennten sich für eine Weile, und später, als die Frauen der Stadt ihre Feiern zu den Matronalien beendet hatten, ging auch der Diener in den nun wieder verlassenen Tempel, um dort der Göttin Blumen und Weiheküchlein zu opfern und, wie es Sitte war, für die Gesundheit seiner Domina zu beten. Er tat es mit tiefer Andacht und Innigkeit, und Juno Lucina, die Herrin der Frauen, der Ehe und der glücklichen Geburten bekam ein seltsames Geständnis zu hören. Es bewegte sie tief, und fast - aber nur fast - wäre sie von ihrem Podest gestiegen und hätte dem Mann tröstend über das krause Haar gestrichen.

10. Kapitel
    Erkenntnisse und Erdbeben
    Es gibt so vielerlei Charaktere wie Gesichter.
Wer klug ist, wird sich unzähligen Wesen anpassen können.
    OVID, ARS AMATORIA
     
    »Ich verstehe das nicht! Fulcinia, erst behauptest du, Maurus sei ein gefährlicher Mann gewesen, und nun erzählt mir Silvian, er sei kampferfahren. Was weiß ich alles nicht von meinem Gemahl? Was hat man ihm angetan? Speise mich nicht mit den Wölfen ab. Und versuch gar nicht erst, mich daran zu hindern, Fragen zu stellen!«
    »Du bist aufgebracht, Rufina.«
    »Natürlich bin ich aufgebracht.«
    »Bedenke, du kannst nichts, aber auch gar nichts mehr ändern. Ob es Wölfe oder Menschen waren, das Resultat ist dasselbe. Maurus ist tot!«
    »Wölfe sind keine Mörder! Ich muss wissen, was mir Maurus verheimlicht hat!«
    Fulcinia bedachte das eine Weile und ging schweigend neben Rufina her. Erst als sie im Wohnhaus die Treppen emporstiegen, sagte sie: »Komm mit in mein Zimmer.«
    Der Raum, den Fulcinia bewohnte, war sehr schlicht eingerichtet. Es gab ein bequemes Bett, zwei Sessel, aus hellen Weidenruten geflochten und mit roten Lederkissen belegt, einen kleinen runden Tisch, zwei Truhen und ein Wandbord. Extravagant war lediglich der Lar, der in einer Nische neben der Tür tanzte, und der Ständer mit einer kostbaren

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