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Rheines Gold

Titel: Rheines Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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zu, aber als sie die Augen zu ihm hob und er den Schmerz in ihren Tiefen sah, blieb er stehen. »Verzeih. Bitte verzeih, ich bin ein Narr.«
    In die Stille, die zwischen ihnen plötzlich herrschte, klang eine leise Stimme. »Rufina! Hier bist du! Oh...«
    Fulcinia stand mit einer Lampe in der Hand in der Tür. Silvians Anwesenheit schien sie zu verstören. Rufina fand ihre Haltung wieder.
    »Schon gut, Fulcinia. Baumeister Silvian war eingenickt, und ich musste ihn etwas unsanft in das Land der Wachen zurückholen. Ich komme gleich ins Haus.«
    »Schon gut.«
    »Ja, und ich werde jetzt wirklich aufbrechen. Die nächsten Tage kann ich mir den Luxus eines warmen Bades wohl nicht gönnen. Ich muss wieder auf die Baustelle. Leb wohl, Aurelia Rufina. Und mach dir nicht so viele Gedanken.«
    »Nein. Oder doch. Silvian - hast du das Gepäck von Regulus gefunden?«
    »Was für ein Gepäck?«
    »Wenn er auf der Heimreise war, dann wird er mehr als nur die Kleider an seinem Leib bei sich getragen haben. Ein Bündel, einen Mantel - und wahrscheinlich auch Dokumente für seinen Herrn. Glaubst du nicht?«
    »Das ist doch nicht deine Sorge, Rufina. Bitte kümmere dich nicht mehr darum.«
    Sie nickte und verließ den Raum. Aber innerlich murrte sie.

9. Kapitel
    Matronalia, das Fest der Juno Lucina
    Es freut sich an blühenden Pflanzen diese Göttin.
Ums Haupt legt zarte Blumen herum!
Sprecht dabei dann:
»Lucina, du hast uns das Licht einst gegeben.«
    OVID, DE FASTI
     
    Der Herr und sein Diener konnten sich als eilige Kuriere ausweisen, als sie bei Marcomagus 2 die gut ausgebaute Straße erreichten. So erhielten sie an den Wechselstationen immer frische Pferde, und ihre Reise setzten sie nun mit hoher Geschwindigkeitfort. Auch das Wetter wurde milder, je weiter sie nach Süden kamen. Hinter Augusta Treverum 3 hörte bald der Schnee auf, in Divio 4 benötigten sie ihre Pelze nicht mehr, und in Lugdunum 5 blühten bereits die ersten Mimosen. Viel sprachen sie noch immer nicht miteinander, der Gewaltritt verlangte ihre ganze Konzentration. Und abends, wenn sie in einem der Rasthäuser Station machten, waren sie für lange Gespräche zu müde. Keiner von ihnen erwähnte je die Nacht der Lupercalia, bis sie am letzten Tag des Februars Massilia erreichten. Hier planten sie eine Rast ein, nicht nur, um sich nach einem geeigneten Schiff umzusehen, das sie nach Rom bringen würde, sondern auch, um die ersten Spuren aufzunehmen und Boten auszusenden. In diesem Hafenort am Mittelmeer gab es ein buntes Völkergemisch, darunter auch viele ehemalige Legionäre, die nun in dem milden Klima ihren Ruhestand genossen oder verschiedenen kleinen Geschäften nachgingen. Nicht immer nur ganz legalen, aber vielfach sehr gewinnbringenden. Der Diener zeigte sich geschickt darin, einige alte Veteranen ausfindig zu machen, die einst in der Legio III, der Cyrenaica, gedient hatten. Schon am nächsten Tag hatte er eine Fährte gefunden. Sie führte nach Ägypten, und bei Wein und Würfelspiel in der Taverne wurden die Erinnerungen der Soldaten lebendig. Manches davon war Geschwätz und vieles Gerücht, aber ein, zwei Hinweise waren brauchbar. Etwa dass man sich damals bei seinem Tribun mit Gold von Strafen hatte freikaufen können. Auch hatte dieser immer dafür gesorgt, dass bestimmte Händler für die Versorgung der Legion bevorzugt wurden. Diese Exklusiv-Verträge hatte er sich ebenfalls entgelten lassen, sagte man. Die Veteranen sahen keinen Anlass zur Klage darin, noch empfanden sie moralische Bedenken. In fremden Ländern musste man sehen, wie man zurecht kam, und wenn sich die Chance bot, Reichtümer zu erwerben, dann sollte man sie nutzen. Einer erinnerte sich jedoch daran, dass die Goldgier dem Militärtribun einmal ernsthaften Ärger eingehandelt habe, und er vermutete, seine Konkubine, eine schöne, dunkelhäutige Frau, habe ihn deswegen empört verlassen. Man munkelte etwas von einem Grabschatz, den ihm ein schlitzohriger Händler angedreht hatte, und einer der alten Kämpen sprach von Usheptis und den goldenen Göttinnen, die den Sarg eines hohen Würdenträgers bewachten. Aber was aus dem Tribun geworden war, wusste hier niemand. Doch das war erklärlich. Die einfachen Soldaten konnten die Wege der Offiziere nicht immer verfolgen. Ob sein Verhalten entdeckt worden war oder ob er unentdeckt seine bedenklichen Besitztümer außer Landes hatte bringen können, war ihnen nicht bekannt. Aber es gab neue Ansatzpunkte, mit denen man in Rom weitere

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