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Rheines Gold

Titel: Rheines Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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und es fröstelte sie plötzlich. Mit einem Stöhnen versuchte sie, tiefer in das Stroh zu sinken.
    Sie hatten sie gewarnt! Alle hatten sie gewarnt. Aber sie hatte nicht darauf gehört.
    Diese Entführung - sie musste irgendwie im Zusammenhang mit Maurus’ Verschwinden stehen. Wer immer für seinen Tod verantwortlich war, hatte inzwischen gemerkt, dass sie an der Geschichte mit den Wölfen zu zweifeln begonnen hatte.
    Entsetzen würgte sie. Sie hatte Fragen gestellt. Jemandem war das zu Ohren gekommen, und dieser jemand wollte sie daran hindern, weitere Fragen zu stellen.
    Mühsam versuchte sie zu sortieren, mit wem sie in den letzten Tagen gesprochen hatte. Da war zuerst Eghild, die Ausbilderin im Gymnasium. Die Germanin, die vormittags in der Therme die Frauen zu Leibesertüchtigungen anhielt und mit ihr gelegentlich Ringen und Kämpfen übte, lebte vor der Stadtmauer, wo sie ihrem Bruder, einem Seilmacher, das Haus führte. Rufina hatte sie nach der blonden Oda gefragt. Eghild kannte sie nur vom Sehen. Sie sei nicht von ihrer Sippe, meinte sie, und bezeichnete sie dann verächtlich als Römerliebchen. Aber sie war bereit, bei ihren eigenen Leuten Erkundigungen über sie einzuholen. Maurus hatte gelegentlich bei ihnen vorbeigeschaut, um Seile und Schnüre zu kaufen, und immer pünktlich und ohne zu handeln bezahlt. Soweit sie wusste, hatte er sich bei den Handwerkern vor der Stadt keine Feinde gemacht, sondern war im Gegenteil immer freundlich aufgenommen worden, weil er ein umgänglicher Mann war. Aber auch da wollte sie sich umhören.
    Seit jenem Tag hatte Rufina Eghild aber nicht mehr gesprochen. Unter Umständen hatten aber deren Fragen etwas aufgerührt.
    Des Weiteren hatte sie mit Cyprianus gesprochen. Der Weinhändler hatte schon in der Therme seinen Stand gepachtet, bevor Maurus sie übernahm, und kannte die Kundschaft besser als jeder andere. Er hatte sie nachdenklich angesehen und in seiner liebenswürdigen Art gemeint, sie solle sich keine Sorgen machen. Aber sie hatte weiter insistiert und auch ihn gefragt, ob er jemanden wüsste, der Maurus hätte schaden wollen.
    »Er war zu jedermann freundlich, Patrona. Warum sollte jemand einem Thermenpächter schaden wollen. Es war ein Unfall, bedauerlich zwar, sehr bedauerlich, und ein großer Verlust für dich, Aurelia Rufina. Aber Fulcinius Maurus hatte keine Feinde.«
    »Hat sich vielleicht jemand an seiner Hautfarbe gestört? Cyprianus, es gibt Menschen, die einen Hass auf solche entwickeln, die anders sind als sie. Maura und Crispus haben das auch schon zu spüren bekommen.«
    »Das ist wahr, und es ist schrecklich. Aber ich wüsste niemanden von denen, die hier ein und aus gehen, der sich so unkultiviert verhalten würde.«
    Sie war bei Cyprianus nicht weitergekommen, doch irgendwie hatte sie den Eindruck, er verschwieg ihr etwas, denn gegen seine sonstige offene Art hatte er während des ganzen Gesprächs höchst sorgfältig seine Becher poliert und ihr nicht in die Augen gesehen. Was wusste der Weinhändler? Mit wem hatte er über ihren Verdacht gesprochen?
    Sie hatte danach Nasus, den Badaufseher, befragt. Auch er war vom ersten Tag an in der Therme beschäftigt und kannte die Kundschaft. Er wusste vor allem, mit wem Maurus sich angefreundet hatte.
    »Ja, Patrona, es gab einige, mit denen ist er abends noch in die Tavernen gegangen.«
    Er nannte ihr etliche Namen, aber die jungen Männer waren ihr bekannt. Es war genau die Art von Bekanntschaften, die auch in Rom zu seinen bevorzugten Freunden gehört hatte und die Crassus als Müßiggänger und Tagediebe bezeichnete. Rufina fragte Nasus, ob er etwas von einem Streit zwischen ihnen bemerkt hätte, aber auch hier bekam sie nur die Auskunft, Maurus sei allseits beliebt gewesen und hatte in seiner einnehmenden Art eher dafür gesorgt, keinen Streit aufkommen zu lassen.
    »Manchmal haben sie ihn übel gefoppt, Patrona. Ich habe mich oft gewundert, wie langmütig der Patron war. Aber ihm ernstlich schaden wollten sie nicht. Sie hielten ihn, glaube ich, für einen gutmütigen Tölpel. Aber, Patrona, das war er nicht.«
    »Nein, das war er nicht.«
    Nasus hatte sie mitleidig angesehen, und auch er hatte ihr geraten, sich mit dem abzufinden, was ihr offiziell berichtet worden war.
    »Gerade läuft der Laden hier wieder richtig an, Patrona. Es wäre jetzt nicht gut, zu viele Erkundigungen einzuziehen.«
    Hatte Nasus einen jener Tagediebe gewarnt, weil ihre störrische Miene gezeigt hatte, wie unzufrieden sie mit

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