Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Rheines Gold

Titel: Rheines Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
fremd, aber durchaus würzig.
    »Met!«, erklärte der Mann.
    »Wer seid ihr?« Rufina hatte endlich die Gewalt über ihre Zunge wiedererlangt. »Warum habt ihr mich entführt? Was wollt ihr von mir?«
    Der Germane schüttelte nur wieder den Kopf und wies auf die beiden Männer, die nun einen weiteren Korb hineintrugen. Aus ihm wurde ein in einen dunklen, haarigen Umhang gewickeltes Bündel gehoben und auf den Boden gelegt.
    »Sabina Gallina!«, stieß Rufina fassungslos aus. »Habt ihr sie umgebracht?«
    Sie wollte aufspringen, fiel aber der Länge nach hin und landete mit dem Kinn auf Sabinas weichem Busen. Zumindest gab ihr das die Gewissheit, dass die Gattin des Statthalters noch lebte, denn sie fühlte einen regelmäßigen Herzschlag und den flachen Atem der Bewusstlosen.
    Einer der Männer schleppte Strohsäcke und Decken in die kahle Hütte, half Rufina aufzustehen und legte Sabina auf die Polster. Ein anderer brachte Brot und Fleisch und einen weiteren Krug Met. Außerdem ließen sie einige Kleidungsstücke auf die Bank fallen. Dann verließen sie wortlos die Hütte, schlossen die Tür hinter sich und legten einen Riegel vor.
    »Sabina!«
    Rufina ruckte leicht an der Schulter ihrer Begleiterin.
    »Mh...«
    »Sabina, wach auf. Wir müssen reden.«
    Sie gab einen Jammerlaut von sich und stöhnte dann leise: »Mir tut alles weh!«
    »Mir tut auch alles Mögliche weh, Sabina. Komm trotzdem zu dir. Ich weiß nicht, wie lange sie uns alleine lassen. Wir müssen reden.«
    Sabina sah sich mit steigendem Entsetzen um.
    »Du? Warum hast du das getan? Wo sind wir? Was ist geschehen?« Ihre Stimme überschlug sich, und sie wollte mit den gefesselten Händen auf Rufina losgehen. Rufina wehrte sie vorsichtig ab und redete mit beruhigender Stimme auf sie ein.
    »Ich habe gar nichts getan, Sabina. Ich bin genauso unfreiwillig hier wie du auch. Wir befinden uns irgendwo in den germanischen Wäldern. Das ist alles, was ich herausgefunden habe. Man hat uns entführt. Ich weiß nicht, warum, Sabina.«
    »Entführt? Entführt???«
    Sabina begann hysterisch zu schluchzen. Rufina aber war trotz der prekären Lage, in der sie sich befanden, ein kleiner Stein vom Herzen gefallen. Sie war nicht alleine verschleppt worden, und wenn auch Sabina Gallina nur eine zusätzliche Belastung bedeutete, so war es wohl sehr viel wahrscheinlicher, dass die Gattin des Statthalters das eigentliche Opfer der Entführung war und sie selbst nur die zufällige Draufgabe. Maenius Claudus war ein mächtiger und einflussreicher Mann. Eine Lösegeldforderung mochte hinter dem ganzen Streich liegen. Das bedeutete für sie, zunächst einmal in Sicherheit zu sein.
    »Ist ja gut, Sabina, ist ja gut. Es ist nicht so schlimm, wie es sein könnte. Beruhige dich doch!« Es kostete Rufina eine ganze Weile, bis sie die Aufgelöste so weit hatte, ihr die Situation erklären zu können. Erschöpft lehnte Sabina an der Wand und flüsterte einigermaßen gefasst: »Ja, Claudus wird uns freikaufen.«
    »Ich denke auch, entweder das, oder er wird uns befreien. Komm, wir wollen essen und trinken, damit wir bei Kräften bleiben.«
    »Ich kann nicht!«
    »Du musst! Aber zuerst werden wir versuchen, dich von diesen Fesseln zu befreien. Komm, reich mir deine Hände.«
    Sie brauchte eine geraume Zeit, um die Knoten an den Handgelenken zu lösen und die Fußfesseln abzustreifen. Dann half Rufina Sabina, die nur in den Umhang gehüllt war, das grobe Leinenhemd anzuziehen und die ledernen Bundschuhe über die Füße zu streifen. Sie selbst tastete ihren Kopf ab und fand eine Beule als Quelle ihrer Schmerzen. Mit den Fingern entwirrte sie ihre zerzausten Haare und band sie mit den darin verbliebenen Bändern zu zwei Zöpfen zusammen.
    »Mir hat man einen Schlag auf den Kopf gegeben. Ich habe eine Beule über der Schläfe. Du scheinst irgendwie anders betäubt worden zu sein. Kannst du dich an irgendetwas erinnern, Sabina Gallina?«
    »Nein, du massiertest mir die Schultern und den Nacken. Schön fest und angenehm, und plötzlich war alles dunkel. Erst dachte ich, ich sei eingeschlafen, aber dann steckte ich plötzlich in diesem entsetzlichen Korb! Oh, Rufina, ich fühlte mich so elend. Und ich dachte, du hättest das eingefädelt.«
    »Das kann ich dir nicht verdenken. Es hat dich jemand bewusstlos gemacht, der die empfindlichen Stellen am Hals kennt. Wenn man dort mit der richtigen Kraft zudrückt, schwinden die Sinne für eine gewisse Zeit. Wenn man zu heftig drückt - nun, dann

Weitere Kostenlose Bücher