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Rheines Gold

Titel: Rheines Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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liebevoll. Plötzlich entstand jener Funken, den Rufina schon seit Monaten erloschen geglaubt hatte. Ja, er war ein Mann. Ein attraktiver, fürsorglicher, aufrichtiger Mann. Ein Mann mit starken, verlässlichen Armen. Und einem harten, begehrenswerten Körper. Ein Mann, in dessen Umarmung sie Trost finden konnte. Trost, vielleicht sogar Heilung.
    Sie machte sich sacht los, aber ihre Entscheidung war gefallen.

18. Kapitel
    Waldesruh
    Was soll sie tun? Der Mann ist abwesend,
und ein Fremder ist da, der kein Bauerntölpel ist,
und sie hat Angst, allein im herrenlosen Bett zu liegen.
    OVID, ARS AMATORIA
     
    Sie hatten sich Zeit gelassen. Silvian verband ihre Füße neu, sie nahmen ein spätes Mahl zu sich, tranken Wein und tauschten dabei kleine, flüchtige Zärtlichkeiten aus. Doch als der Mond, der nun schon ein Viertel seiner Rundung verloren hatte, über den Bäumen aufging, war es Rufina, die die Initiative ergriff. Er atmete heftig ein, als sie ihren Körper an den seinen schmiegte. Sie fühlte sich klein und zierlich an, er wagte kaum, sie fester an sich zu ziehen. Aber sein Verlangen wuchs, und ihre Arme umschlangen fest seinen Nacken. Ihre Haare glühten im Licht der Öllampen rotgolden auf, und ihre Lippen schimmerten feucht und verlockend. Rufina erwiderte seinen Kuss mit einem unerwarteten Hunger. Als sie sich voneinander lösten, rangen sie beide um Atem. Aber ihre Hände ließen ihn nicht los, ihre Finger klammerten sich in die Muskeln seiner Arme, und ein wenig zitterte sie in seiner Umarmung.
    »Du brauchst keine Angst zu haben, ich zerbreche nicht. Du weißt doch, ich bin ein zähes...«
    »Nein, das bist du nicht, Rufina. Du bist eine unsagbar süße kleine Frau. Ich möchte dich in meinen Armen halten, deine weiche Haut berühren, diese wunderbaren, warmen Lippen küssen. Ich bezweifle, dass ich es fertig bringe, heute Nacht wieder auf dem Boden vor der Hütte zu schlafen.«
    »Das wirst du nicht müssen.«
    Seine Haare fielen ihm etwas wirr in die Stirn, und Rufina strich sie ihm zurück. Dann löste sie den Gürtel, der ihre Tunika zusammenhielt, und er half ihr, das viel zu große Gewand über den Kopf zu ziehen. Mit einem leisen Aufstöhnen berührte er ihren bloßen Oberkörper, umfasste ihre vollen Brüste mit den Händen und küsste ihre Halsbeuge. Es kratzte sie ein wenig sein Bart, aber gleichzeitig genoss sie dieses ungewohnte Gefühl. Silvians Hände strichen weiter abwärts über ihren Bauch und lösten das Band, das die Hosen in der Taille hielt. Sie fielen um ihre Füße, und sie stieg hinaus. Sie streifte auch den schmalen Schurz ab, den sie unter ihrer Kleidung trug, und drehte sich zu ihm herum. Auch er schlüpfte aus einen Kleidern, hastig, fast ein wenig unbeholfen.
    Mit einem schnellen Schwung hatte er sie auf die Arme gehoben und trug sie zu der Liege. Und Rufina, die seit neun Jahren verheiratet war und drei Kinder geboren hatte, lernte zum ersten Mal in ihrem Leben die langsam sich steigernde Ekstase kennen, die ein zärtliches, geduldiges Liebesspiel erzeugen konnte. Keuchend vor Ungeduld und Lust wand sie sich schließlich in Silvians Armen und verlangte, ihn in sich zu spüren.
    Er war noch lange danach wach gewesen und hielt sie in den Armen. Die Leidenschaft hatte sie erschöpft, mit einem wohlligen Seufzer hatte sie sich an seine Schulter gekuschelt und sich von ihm die Decke überziehen lassen. Nun schlief sie, und ihr Gesicht war jung und gelöst. Silvian verspürte ein heftiges Ziehen in seiner Brust. Vierzig Jahre war er alt geworden, ohne jemals ein derartiges Gefühl in sich gespürt zu haben. Ja, er hatte sich schon früher verliebt, und ja, er hatte Affären mit Frauen gehabt. Aber geheiratet hatte er nicht, auch wenn seine Familie es sich immer gewünscht hatte. Denn er liebte vor allem seine Arbeit, und die war ihm immer Ausrede genug gewesen, um jede formale Bindung abzulehnen. Jetzt aber schien sich alles verändert zu haben. Diese seltsame, tapfere junge Frau nötigte ihm nicht nur Respekt ab, sie hatte auch den starken Wunsch in ihm geweckt, sie beschützen zu wollen. Natürlich hatte sie Recht, es würde sicher nicht ganz einfach sein. Rufina war selbstständig in vielerlei Hinsicht.
    Sie bewegte sich ein wenig unruhig, und er streichelte ihre Wange.
    »Maurus!«, flüsterte sie. »Geliebter! Maurus...!«
    Es lag so viel Sehnsucht in ihrer Stimme, dass er sich auf die Lippen beißen musste, um sie nicht mit einem unbedachten Laut zu wecken.
    Nein, es würde

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