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Rheines Gold

Titel: Rheines Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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nicht, Silvian. Ich weiß nicht. Ich glaube, Maurus wurde nicht durch Wölfe getötet, und es ist doch auch möglich, dass Regulus umgebracht worden ist. Beide sind im selben Gebiet umgekommen. Gibt es dort vielleicht eine Räuberbande? Der Wald scheint mir ein perfektes Versteck für derartiges Gelichter zu sein.«
    »Regulus hatte seinen gefüllten Geldbeutel noch am Gürtel.«
    »Er mag ihnen entflohen sein, versteckte sich im Kanal, und die Verfolger öffneten das Wehr, damit er sie nicht mehr anzeigen konnte.«
    »Du wetzt deinen Geist gerne an solchen harten Granitbrocken, was?«
    »Ja!« Rufina sah ihn trotzig an. »Du hast neulich selbst gesagt, Maurus habe einmal gegen zwei Strauchdiebe gekämpft.«
    »Sie gibt es nicht mehr.«
    »Ah ja?«
    »Man hat sie zumindest nicht wieder gesehen.«
    »Na gut. Aber wo waren denn deine Männer in jener Nacht, als Regulus in den Kanal stieg?«
    »In ihrem Lager.«
    »Nicht damit beschäftigt, den Kanal zu reparieren?«
    »Er musste erst leer laufen, Rufina! Die Inspektion war für die frühen Morgenstunden angesetzt.«
    »Wenn es einen Kampf im Wald gegeben hat, müsste es doch Spuren geben.«
    »Rufina, lass es sein. Wir haben an jenem Tag so viel Ärger gehabt. Glaubst du, da hätte irgendjemand noch nach Spuren gesucht? Die Leute des Statthalters kamen tags darauf mit ihren Fragen, aber es hat sich nichts ergeben.«
    Rufina ritt weiter, in Gedanken versunken. Von der zärtlichen Stimmung der letzten Nacht war nicht mehr viel zwischen ihnen übrig geblieben. Silvian weigerte sich, wahrscheinlich aus gutem Grund, über ihre Theorien nachzudenken. Sie vermutete, weil es einerseits seine Arbeit und auch seine Leute belasten würde, wenn man allzu tief nachforschen würde, was die drei Toten an der Leitung bedeuteten, andererseits, weil er vielleicht nicht wollte, dass sie an Maurus dachte. Der Baumeister war ein Mann der Tat, er kümmerte sich um die gegenwärtigen Dinge, löste Probleme und half, wenn Not am Mann - oder an der Frau - war. Aber das Hintergründige scheute er. So, wie er auch Wolfrune scheute.
    Zufrieden mit ihrer Beurteilung des Mannes neben sich wischte Rufina eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Der Tag begann, warm zu werden, und ihr wurde es allmählich ungemütlich. Es war drei Jahre her, seit sie längere Strecken zu Pferde gesessen hatte, und sie merkte, wie der Stoff ihrer Leinenhose ihre Haut aufrieb.
    »Hier, Rufina, biegt der Kanal nach Norden ab, siehst du?«, machte Silvian sie aufmerksam. Er hatte ihr das Schweigen nicht übel genommen. »Wir können jetzt die Straße benutzen, es ist etwas kürzer, und es gibt Rasthäuser.«
    »Keine schlechte Idee. Meine Oberschenkel...«
    »Ja, ich kann es mir denken.« Er ritt näher an sie heran und strich ihr mit der Hand über den Arm. »Wir machen bald eine Pause. Ich habe vorsichtshalber eine Salbe mitgenommen!«
    Sie lächelte ihn an. Ein Mann der Praxis. Und fürsorglich.
    Sie waren noch etwa drei weitere Meilen auf der breiten, viel befahrenen Straße geritten, als sich eine der Stationen zeigte. Hier konnte man die Pferde wechseln oder die eigenen ausruhen und füttern lassen und auch selbst eine Mahlzeit zu sich nehmen. Silvian holte gefüllte Brottaschen und Wein für sie. Aber die Gaststube war laut und überfüllt, weshalb sie mit ihrer Verpflegung einen Feldweg hinaufgingen und sich am grasbewachsenen Rand eines Weizenfeldes niederließen. Von hier konnten sie den Verkehr beobachten, der unablässig zwischen der Colonia und den südlichen Ortschaften floss. Karren, mit Fässern, Körben oder Hühnerkäfigen beladen, wurden von trägen Ochsen gezogen, geschlossene Reisewagen von Pferdegespannen, Lastträger mit ihren Kiepen benutzten das Pflaster ebenso wie ein Trupp Legionäre in Uniformen, vollständig bewaffnet und gerüstet. Ein Kurierreiter in vollem Galopp überholte auf dem Reitpfad neben der Straße alle langsameren Gefährte.
    »Ich habe schon bessere Pasteten gegessen!«, bemerkte Silvian. »Und auch schon weitaus besseren Wein getrunken.«
    »Gute Köche und Bäcker haben sie an diesen Mansio nicht. Sie haben es gar nicht nötig, stelle ich mir vor. Die Leute essen sowieso, was sie bekommen können. Wenigstens sättigt es.«
    »Das ist aber auch das Einzige, was man ihm zugute halten kann.« Silvian spülte den Rest seiner Mahlzeit mit einem großen Schluck gewässerten, ziemlich sauren Wein hinunter und holte dann einen kleinen Tiegel aus seiner Tasche. »Reib dir die Beine damit

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