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Rheines Gold

Titel: Rheines Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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gewesen sein, die euch entführt hatten. Er fand einen Dolch mit Runenschnitzereien am Heft. Seine Vermutung ging dahin, sie könnten auf die hohen Tributzahlungen mit einer Lösegeldforderung reagieren. Das ist dann ja auch eingetreten.«
    »Ach ja, wann denn?«
    »Sie kam drei Tage später. Wie es heißt, auf sehr geheimnisvolle Weise. Ein Schreiben tauchte an der Pforte des Hauses von Maenius Claudus auf. Zufällig war Lampronius Meles gerade bei ihm. Er berichtete es uns anschließend. Überhaupt verhielt er sich in der ganzen Angelegenheit sehr hilfreich. Er hat sich unter anderem erboten, mit seinen eigenen Leuten die Germanen zu befragen, zu denen er angeblich ein gutes Verhältnis hat. An jenem Tag, als die Forderung kam, wollte er einen Mann aus Belgica in der Stadt erkannt haben.«
    »Woher kennt er die Bewohner von Belgica?«
    »Sein Landgut liegt in der Nähe. Er glaubte, dieser Mann könne etwas mit der Entführung zu tun haben, und machte dem Statthalter den Vorschlag, mit einigen seiner Leute dorthin zu reisen, um Erkundigungen einzuziehen. Wie sich zeigte, fand er Sabina Gallina. Dich hingegen nicht.«
    »Nein, ich bin zwei Tage zuvor entkommen. Ist Sabina Gallina unversehrt?«
    »Körperlich ist sie es wohl, aber es heißt, sie sei unsagbar erschöpft.«
    »Ich werde sie morgen aufsuchen. Ist das Sudatorium noch warm?«
    »Ich sehe nach.«
    Im Schwitzraum brannte das Kohlefeuer in den Heizschalen, und Fulcinia hatte frische, aromatische Kräuter in die Glut gelegt, als Rufina hineintrat.
    »Lass mich eine Weile alleine, Fulcinia. Ich bin müde.«
    »Schon gut. Ich hole dich, wenn das Essen fertig ist.«
    Rufina wollte für sich sein, um darüber nachzudenken, was sie ihrer Familie erzählen sollte. Die Wahrheit, natürlich, aber sicher nicht alle Einzelheiten. Erkmars Tod, die Nacht mit Silvian, Wolfrunes Weisungen - das waren Dinge, die nur sie selbst etwas angingen. In der Hitze des Schwitzraumes entspannten sich allmählich ihre verkrampften Muskeln, und auch die Gedanken flossen leichter. Silvian galten etliche davon.
    Dass sie die Dinge, über die sie nicht hatte sprechen wollen, dann doch in der Nacht Fulcinia anvertraute, hatte seine Ursache in den beklemmenden Albträumen, aus denen ihre ältere Freundin sie weckte. Lange saßen sie auf dem Bett und redeten, und erst, als die rosenfingrige Aurora den Horizont berührte, schlummerte Rufina getröstet ein.
     
    Faustillius, der Haushofmeister, empfing Rufina am nächsten Vormittag mit großer Höflichkeit. Er entschuldigte seine Herrin, sie leide unter einem schweren Nervenfieber und sei noch nicht ganz wiederhergestellt. Aber er sei sich sicher, die Domina würde einem kurzen Besuch nicht abgeneigt sein, wenn Aurelia Rufina es denn vermeiden könne, sie aufzuregen.
    Rufina versprach, Sabina Gallina nicht zu beunruhigen, und folgte dem würdigen Mann durch die exquisit ausgestalteten Räume der Villa. Die Hausherrin lag in einem luftigen Zimmer auf einem breiten Ruhelager, gestützt durch Polster und seidene Kissen. Duftende Frühlingsblumen waren in weiten Schalen arrangiert, auf einem Tischchen standen delikate Glaspokale und Schüsselchen voller süßer Walderdbeeren. Zwei Dienerinnen kauerten in der Ecke, bereit, bei jedem Wimpernzucken ihrer Herrin aufzuspringen und ihre Wünsche zu erfüllen.
    Sabina selbst lag apathisch in den Decken, das Haar nachlässig gelöst, die Augen geschlossen, einen schmerzlichen Zug um den Mund. Ihre füllige Gestalt wirkte kraftlos, schlaff die ausgestreckten Glieder. Bei Rufinas Eintritt regte sie sich nicht. Erst als sie näher trat und sie leise anredete, hob die Leidende mühsam die Lider.
    Doch in diesem Augenblick kam Leben in ihr Gesicht. Ein hasserfüllter Blick traf Rufina mit Macht, worauf ihr beinahe der Atem stockte. Dann begann Sabina Gallina zu kreischen.
    »Du wagst es, mich hier aufzusuchen? Du treulose Ratte! Du hast mich schutzlos den gemeinen Männern ausgeliefert. Ganz alleine hast du mich gelassen!«
    »Aber Sabina Gallina, ich habe dir doch erklärt...«
    »Ja, ja, du hast behauptet, du wolltest Hilfe holen. Was für eine schäbige Ausrede. Du selbst hast doch dafür gesorgt, dass man mich brutal verschleppt hat. Ich habe tagelang nichts zu essen bekommen! Du hast mich in der Kälte, unbekleidet und frierend zurückgelassen. Mit einem verletzten Fuß. Bei Männern, die mich ständig mit ihren lüsternen Blicken verfolgt haben.«
    »Sabina Gallina, ich...«
    »Versuch gar nicht erst, eine

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