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Rheines Gold

Titel: Rheines Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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geschickt?«
    »Natürlich.«
    »Warum?«
    »Weil unser Hypocaustum repariert werden musste.«
    »Warum gerade meine Therme?«
    »Sie hat den Ruf, recht angenehm zu sein.« Er lächelte sie kurz an. »Du brauchst dir wegen Gallinas Drohung keine Sorgen zu machen. Die Frauen werden weiterhin zu dir kommen. Gallinas Worte haben nur die Wände gehört.«
    Sie nickte, dann sagte sie: »Regulus ist ermordet worden.«
    Wenn Maenius Claudus durch die Äußerung überrascht wurde, so merkte man es ihm nicht an.
    »Vermutlich.«
    »Sicher.«
    »Betrifft dich das?«
    »Eigentlich nicht, aber...«
    »Dann vergiss es.« Er bewegte noch einmal die Hand, und ein weiterer Diener kam herbeigeeilt.
    »Du hattest Unannehmlichkeiten, die durch meine Gattin entstanden sind. Erlaube mir, dir dies als Ausgleich zu geben. Nun wirst du mich entschuldigen müssen, andere Termine warten auf mich.«
    Maenius Claudus erhob sich und hinkte, ohne weiteren Gruß, aus dem Raum. Der Diener legte einen schweren Geldbeutel auf den Tisch und verbeugte sich höflich.
    »Wenn du mir bitte folgen würdest...«
    Derart unhöflich abgefertigt, wollte Rufina eigentlich den Beutel liegen lassen, aber dann überlegte sie es sich doch anders. Sie steckte ihn ein.
    Der Diener begleitete sie bis nach Hause, entweder um sicherzugehen, dass sie wirklich aus dem Haus des Statthalters verschwand oder weil er sie mit ihrer wertvollen Last nicht ungeschützt durch die Straßen der Stadt gehen lassen wollte.
    Noch immer knurrig, betrat Rufina ihr Arbeitszimmer und öffnete den Beutel. Sie zählte die Goldstücke. Es war eine Summe, die mindestens vier Monatseinnahmen darstellte. Das war zwar erfreulich, aber irgendwie hatte sie das Gefühl, man wolle damit ihr Schweigen erkaufen.
    »Kann er ja versuchen, der Maenius Claudus!«, sagte sie laut zu sich selbst. »Klappt aber nicht!«
    Sie hatte schon lange keine Goldmünzen in der Hand gehabt. Der Aureus war einhundert Sesterzen wert. Das Gold hatte seinen eigenen Reiz. Eingehend betrachtete sie die Bilder auf den Münzen. Die meisten zeigten das Porträt von Nerva, des jetzigen Kaisers Traianus’ Adoptivvater, und auf der Rückseite die einander schüttelnden Hände mit der Aufschrift Concordia. Einige andere aber hatten auch das hakennasige Profil des Galba aufzuweisen. Zwei von den Aurei Nervas waren weniger klar in ihrer Prägung, entweder waren sie schon durch viele Hände gegangen oder die Prägestempel waren bei der Herstellung abgenutzt. Doch da sie schwer und warm in ihrer Hand lagen, kümmerte Rufina sich nicht besonders darum.
    Sie nahm eine der Goldmünzen an sich und steckte sie in den kleinen Geldbeutel an ihrem Gürtel. Sie würde zum Geldwechsler gehen und sie eintauschen. Goldmünzen nützten wenig für die Einkäufe, die sie zu tätigen hatte. Die restliche Summe verschloss sie sorgfältig in der schweren Truhe, in der sie ihre Geschäftsunterlagen aufbewahrte. Dann suchte sie ihre Kinder auf, die im Nebenraum unter Fulcinias sanfter Weisung eine Fabel lasen.
    »Wir haben uns einen Feiertag verdient, denke ich. Wollen wir zusammen zum Forum gehen?«
    Jubel beantwortete diesen Vorschlag, und selbst Fulcinia ließ sich anstecken.
    »Ja, ich werde euch begleiten«, sagte sie, und Rufina sah sie erfreut an. Bisher hatte die ehemalige Vestalin das Haus nur äußerst selten und dann auch nur in einer verhängten Sänfte verlassen.
    »Nun, dann holt eure Umhänge.«
    Fulcinia sah plötzlich verunsichert auf ihre dunkle Stola.
    »Meinst du, ich kann in dieser Kleidung auf die Straße gehen?«
    »Aber selbstverständlich. Das dunkle Grau sieht zwar sehr nüchtern aus, aber wenn du magst, leihe ich dir meine ockerfarbene Palla.«
    Die ansonsten so würdevolle Fulcinia schwieg einen Moment, und Rufina befürchtete schon, sie würde doch beschließen, im Haus zu bleiben. Aber sie täuschte sich.
    »Ja, ich werde es probieren.«
    An Mauras Tunika musste nur noch wenig gezupft werden, das Mädchen war geschickt im Anlegen ihrer Kleidung und auch im Frisieren ihrer schönen, schwarzen Locken. Crispus hingegen, der seine kurze Jungentoga angelegt hatte, sah aus, als hätte er sich einfach nur in dem Stoff gewälzt. Rufina kniete vor ihm hin und ordnete die Falten zu einem anmutigen Fall. Wehmütig erinnerte sie sich dabei an die seltenen Gelegenheiten, an denen Maurus die Toga angelegt hatte. Auch er wies keinerlei Talent darin auf, sie mit Geschick zu arrangieren, und hatte es sich von ihr gefallen lassen, dass sie ihm

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