Rheines Gold
wenig Licht wie möglich, Patrona. Der Becher findet seinen Weg schon zum Mund.«
Sie lachte leise und füllte zwei Pokale mit unverdünntem, rotem Wein.
»Möge deine Gesundheit immer gut sein, Patrona, und Liebe dein Herz wärmen.«
Er trank ihr zu, aber sie schüttelte den Kopf.
»Lass nur, Burrus. Ich will dir berichten.«
Der Gladiator lauschte höchst konzentriert, dann und wann stellte er eine unerwartete Frage, deren Sinn ihr nicht ganz klar war, die sie aber so präzise wie möglich beantwortete. Schließlich kam sie zu den Entdeckungen und Schlussfolgerungen, die sie bereits gezogen hatte.
»Ja, Aurelia Rufina, an deinen Überlegungen ist etwas dran. Die Germanen haben dich nicht aus eigenem Antrieb entführt. Ich habe einen Verdacht, aber ich kann nichts beweisen.«
»Welchen?«
»Hast du nicht selbst gesagt, Lampronius Meles habe recht großzügig aus wenigen, sehr falschen Fakten sehr richtige Schlüsse gezogen?«
Rufina verschluckte sich an ihrem Wein und musste husten. Dann sagte sie ein sehr unflätiges Wort, und Burrus lachte. Als sie wieder sprechen konnte, klang ihre Stimme grimmig.
»Auf ihn fiel mein erster Verdacht, als ich in diesem widerlichen Korb aufwachte. Er hat mir mehrfach Heiratsanträge gemacht. Ich glaubte, er hätte die Absicht, mich mit Gewalt auf sein Gut zu schleppen, um mich willig zu machen. Aber als ich dann Sabina Gallina bei mir entdeckte, verwarf ich die Idee wieder. Aber - Burrus, welchen Sinn macht das?«
»Keinen, außer er wollte zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Zumindest haben euch die Männer schon in die Nähe seines Gutes gebracht.«
»Dann muss ich also wirklich annehmen, ich wurde mit voller Absicht entführt.« Rufina zitterte plötzlich. »Burrus, jetzt habe ich Angst.«
»Und ich weiß jetzt Bescheid. Dir wird nichts mehr passieren, Patrona.«
»Er ist grausam. Er ist skrupellos. Wenn er mich haben will, wird er mich kriegen. Und ich habe ihn heute verärgert.«
»In welcher Weise?«
Sie erzählte ihm von dem nachmittäglichen Wortwechsel, und diesmal benutzte Burrus nach einem Moment des Schweigens den sehr hässlichen Ausdruck.
»Ich weiß, ihn mit Maurus zu vergleichen, war nicht sehr vernünftig.«
»Nicht der Vergleich ist es, Patrona. Zu sagen, du hieltest Maurus nicht für einen Tölpel, ist das Problem.«
»Burrus!«
Der Gladiator sah sie sehr ernst an.
»Maurus spielte gerne den Einfältigen.«
»So weit bin ich inzwischen auch gekommen. Er ist in etwas Gefährliches verwickelt worden, wie damals, auf seiner ersten Reise nach Germanien, nicht wahr?«
»Ja.«
»Er ist ermordet worden.«
»Mit großer Sicherheit.«
»Von Lampronius?«
»Das kann ich nicht beweisen, Patrona.«
»Hat es etwas mit seiner Vergangenheit zu tun?«
»Nein, das Kapitel ist abgeschlossen. Patrona, ich weiß nur unwesentlich mehr als du. Uns beiden ist klar, was für ein gefährlicher Mann Lampronius ist, und wir vermuten, er könnte Maurus durchschaut haben. Vielleicht hat er Angst, Maurus könnte etwas über ihn gewusst haben, was nicht publik werden sollte. Deshalb wollte er dich wahrscheinlich unbedingt in seine Gewalt bringen.«
»Ja, als seine Frau auf einem entlegenen Landgut - wer weiß, was da alles geschehen kann.«
»Nun hast du ihm diese Lösung verbaut. Gleichzeitig hast du ihm zu verstehen gegeben, du wüsstest zumindest von den verborgenen Fähigkeiten deines Mannes. Und daher vielleicht sogar mehr über ihn, als ihm lieb sein kann. Du wirst sehr vorsichtig sein müssen, Patrona.«
»Ja, das werde ich.«
»Ich habe etwas Erfahrung als Leibwächter. Aber du wirst hin und wieder auf meine Anweisungen hören müssen.«
»Wenn es geht, Burrus.«
»Hast du noch jemanden, dem du absolut vertrauen kannst?«
»Fulcinia. Eghild wahrscheinlich, Nasus. Und natürlich Silvian.«
»Den Baumeister?«
»Ich habe dir bei meinem Bericht vorhin eine Kleinigkeit verschwiegen.«
»Eigentlich nicht. Du hast zwei Nächte in seiner Hütte geschlafen.«
Sie senkte den Kopf.
»Ich bin niemand, der darüber richten könnte, Patrona. Auch ich halte Lucillius Silvian für einen sehr anständigen Mann. Aber binde dich nicht zu fest an ihn. Es mag dir ein Trost sein, in seinen Armen zu liegen, aber Trost ist nicht Liebe.«
»Vielleicht reicht das aber schon.«
»Du wirst deine Trauer überwinden, dann bedarfst du des Trostes nicht mehr. Ich wollte dir das nur zu bedenken geben.«
»Für einen ehemaligen Gladiator bist du ein ungewöhnlich
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