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Rheingau-Roulette

Rheingau-Roulette

Titel: Rheingau-Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sia Wolf
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draußen klang. Alexandra legte abwehrend die Hand auf seine Brust. Das „etwas getan“ musste jetzt sofort geklärt werden.
    „Hannes ...“, sie leckte sich hektisch über die Lippen, „... ich meine ... was ist an diesem Abend zwischen uns gelaufen? Ist da was gelaufen?“
    „Hm. Sagen wir so ...“ Er kam nicht dazu, weitere Erklärungen abzugeben. Aus dem dunklen Nichts des Hofes erschien das grelle Licht eines Scheinwerfers und strahlte sie an.
    „Scheiße.“ Sein Fluch war heftig. Für einen kurzen Moment versuchte er, die Herkunft des Lichtes zu finden, dann drehte er sich um und schob Alexandra hektisch die Treppe zur Küche hoch. Hinter ihr verschloss er sofort die Türe und schubste Alexandra weiter durch den Raum. Hastig nickte mit dem Kopf in Richtung Treppe und befahl mit angespannter Stimme:
    „Los, rauf da, schnell.“
    Noch ehe Alexandra den Gedanken, ob sie Hannes’ unmissverständlicher Aufforderung Folge leisten wollte, fertig denken konnte, fühlte sie sich zur Treppe geschoben. Hannes drängelte sie die Stufen hinauf und wenn sie nicht fallen wollte, blieb ihr nichts anderes übrig als brav die Treppe hoch zu steigen. Oben öffnete er mit einer Hand eine Tür, während er gleichzeitig mit der anderen das Licht im Flur ausschaltete. Er schob Alexandra durch die Holztür, vorsichtig an einem Schrank entlang bis zum Fenster. Ein Scheinwerfer blitzte suchend durch das Fenster und erleuchtete kurz das Schlafzimmer.
    Alexandra schloss geblendet die Augen. Was ging denn hier vor? War das die Masche, mit der er Frauen in sein Schlafzimmer lockte?
    Der Scheinwerfer kam zurück und leuchtete erneut in den Raum. Hannes drängte sich an den Schrank und zog Alexandra aus dem Leuchtkegel eng an sich heran.
    „Was soll das denn“, abwehrend schob sie ihre Arme zwischen sich und Hannes. „Wer leuchtet dir nachts ins Schlafzimmer?“
    „Judith.“
    „Judith?“
    Verwirrt sah sie ihn an, drehte sich um und machte eine Bewegung in Richtung Fenster.
    „Hier bleiben“, zischte Hannes, packte sie ungeduldig am Handgelenk und zog sie zu sich. Die Angst, die seit der merkwürdigen Situation im Schweinestall noch immer in ihr schlummerte, erfasste Alexandra erneut. Hektisch versuchte sie sich aus seiner Umklammerung zu lösen.
    „Lass mich los.“
    „Nicht, wenn du heil nach Hause kommen willst.“
    Hannes schaute sie ernst an. Sprachlos ließ sich Alexandra aus dem Leuchtkegel ziehen und verharrte schweigend an seiner Seite, bis die Dunkelheit den Raum zurückgewann.
    „Wo steht dein Fahrrad?“ Hannes schob sie zur Tür hinaus.
    Mechanisch antwortete Alexandra: „Unter der Linde.“
    Panik erfasste sie. Sie musste raus hier. Irgendwas stimmte hier nicht. Ihre Nerven waren überreizt. Nervös leckte sie ihre trockenen Lippen. „Wer ist Judith? Und warum leuchtet sie dir ins Schlafzimmer?“
    Hannes sagte nichts, aber ließ sie los.
    Entnervt schüttelte sie den Kopf. Wenn ein Patient ihr so eine Geschichte erzählen würde, würde sie ihm empfehlen, sich umgehend an einen passenden Therapeuten zu wenden. Alexandra steuerte im Dunkeln in die Richtung, in der sie die Treppe nach unten vermutete. Die oberste Treppenstufe knarrte. Alexandra fühlte eine kalte Hand wie ein Schraubstock um ihr Handgelenk.
    „Komm mit nach oben.“ Er zeigte auf die Treppe, die weiter nach oben führte. Seine Stimme war leise. „Ich zeig dir was.“
    Ihr Herz klopfte laut und schmerzhaft. Wie kam sie hier nur raus? Letztlich kannte sie ihn kaum. Was, wenn er ein Spinner war? Einer, der Frauen in sein Haus lockte um sich an ihnen zu vergehen?
    „Hannes, bitte. Ich will nach Hause. Es ist dunkel und ich bin mit dem Fahrrad unterwegs. Wenn es wirklich das angesagte Gewitter gibt, möchte ich zu Hause sein. Du kannst es mir ein andermal zeigen, ja?“ Ihren Versuch, die Treppe weiter nach unten zu gehen, vereitelte er mit einem heftigen Ruck an ihrem Arm.
    „Du kannst nicht mit dem Fahrrad nach Hause.“ Hannes zog sie mit einer Kraft die Treppe hoch, der sie nichts entgegenzusetzen hatte. „Judith hat dein Fahrrad sicherlich entdeckt.“
    „Was soll das hier? Wer ist die blöde Judith, von der du redest?“ Wütend versuchte Alexandra sich aus Hannes’ Umklammerung zu befreien. „Und jetzt lass mich endlich los!“
    „Entschuldige bitte. Ich wollte dir nicht wehtun.“ Er fuhr sich verlegen durch die Haare. „Ich bin ... Tut mir wirklich leid. Ist alles in Ordnung mit dir?“
    „Mit mir schon. Aber ich fürchte,

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