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Rheingau-Roulette

Rheingau-Roulette

Titel: Rheingau-Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sia Wolf
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mit dir nicht.“
    Schroff wandte sich Alexandra zur Treppe und eilte die Stufen hinab. Sie riss die Haustür auf, rannte über den Hof zu ihrem abgestellten Fahrrad, griff nach dem Lenker und stieg im Laufen auf den Sattel. Mit einem heiseren Schrei fiel sie mit dem Rad auf die noch immer heißen Pflastersteine des Hofes.
    „Hast du dir wehgetan?“ Hannes half ihr auf. Er musste ihren schnellen Schritten sehr leise gefolgt sein. Sie hatte ihn nicht gehört.
    „Aua.“ Verwirrt schaute Alexandra auf ihn und dann auf ihr Rad. „Was ist mit meinem Rad passiert?“
    „Das war’s, was ich dir zeigen wollte. Ich habe im Obergeschoss eine Kamera installiert, die auf den Hof zeigt. Vielleicht ist der Täter oder vielmehr die Täterin aufgezeichnet.“
    Alexandra blickte auf den metallenen Haufen auf dem Boden. Das Rad war unter ihr zusammengebrochen. Bei genauerem Hinsehen konnte man die angesägte Stelle der Gabel erkennen. An der Stelle, an der der Sattel normalerweise angebracht war, war eine Pfeilspitze aus Metall angebracht. Die Reifen waren unzählige Male zerstochen und der Lenker verbogen. Sie schluckte und rieb sich die schmerzhafte Stelle am Hinterteil. Hannes schaute sie besorgt an.
    „Bist du verletzt?“
    Alexandra schluckte. Langsam, aber unaufhaltsam stiegen ihr die Tränen in die Augen. Zornig schluchzte sie. „Was ist das hier. Was ist hier los?“ Ihre Stimme wurde immer lauter. „Was soll dieser Scheiß? Wer macht denn so was?“ Sie hob ihr Fahrrad auf und betrachtete die Pfeilspitze. „Das ist doch krank! Ich rufe die Polizei.“
    „Warte!“
    Alexandra fauchte ihn an. „Warten? Worauf? Was kommt jetzt? Gibt es irgendeinen wirklich stichhaltigen Grund, nicht die Polizei zu rufen? Das hier ist ein Anschlag auf meine Gesundheit! Und nicht der Erste, wie du weißt!“ Wütend ließ sie das Fahrrad fallen. Und blieb mit herunterhängenden Schultern vor dem Blechhaufen stehen.
    Hannes legte den Arm um ihre Schultern und drückte sie kurz.„Lass uns reingehen. Wir können uns die Aufzeichnung der Kamera ansehen. Und du kannst danach immer noch die Polizei rufen. Ich fürchte nur, es wird nicht viel bringen. Es ist nicht das erste Mal, dass auf meinem Hof ein Fahrrad zerstört wird.“
    Alexandra schüttelte seinen Arm ab.
    Ein Geräusch wie von einer zischenden Schlange oder aber ein merkwürdiges menschliches Lachen drang über den Hof. Hannes Augen versuchten, das Dunkel des Hofs zu durchdringen.
    „Woher wusstest du das mit dem Fahrrad? Warst du das?“
    Hannes drehte sich um und funkelte sie böse an. „Jetzt reicht’s!“ Sein Wangenmuskel zuckte und seiner Stimme konnte man anhören, dass er sauer war. „Ich bin weder ein böser Mann, der Frauen in sein Schlafzimmer lockt, um ihnen Gewalt anzutun, noch vergreife ich mich am Eigentum anderer. Ich lege niemandem tote Ratten vor die Tür. Breche nicht in fremde Häuser ein. Und schon gar nicht“, er kam auf sie zu und blieb dicht vor ihr stehen, „schon gar nicht bin ich so bösartig, dir einen Pfeil anstelle des Sattels zu montieren.“ Wütend blitzte er sie an.
    Blaue Augen, dachte Alexandra, er hat wirklich hübsche blaue Augen. Sie starrten sich an und Alexandra konnte die Tränen, die sich immer weiter aus ihren Augen drängten, nicht mehr zurückhalten. Hannes angespannte Haltung lockerte sich und er legte ihr tröstend einen Arm um die Schultern.
    „Beruhige dich. Ich schwöre dir, ich habe es nicht getan.“ Er wischte ihr die Tränen von den Wangen.
    „Ich weiß. Eigentlich weiß ich es. Aber meine Nerven liegen blank.“ Sie ließ sich von seinem Arm trösten.
    „Und genau genommen hatten wir doch einen ganz netten Abend, bis auf das hier, oder?“
    Alexandra sagte nichts. Sie zitterte.
    „Komm. Ich bringe dich nach Hause.“ Er sammelte die Einzelteile des Fahrrads ein und legte sie in die Scheune.
     
    Es war eineinhalb Wochen, nachdem ihr Fahrrad bei Hannes zerstört worden war. Er hatte sie zu Caro gebracht und sie war die Nacht dort geblieben. Sie war erschöpft von der dauernden Anspannung, die von der Ungewissheit herrührte. Sie verstand nicht, wer so bösartig war, und ihr all das antat. Caro hatte sie an diesem Abend getröstet und ihr neuen Mut gegeben, ebenso wie Hannes. Sie hatte ihn seither einige Male getroffen, mehr zufällig als geplant, und ohne großartig miteinander zu reden. Er hatte nur beiläufig erwähnt, dass die Kameraaufzeichnung des Abends misslungen war und niemand zu erkennen war Das letzte

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