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Rheingau-Roulette

Rheingau-Roulette

Titel: Rheingau-Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sia Wolf
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Treffen mit ihm war bei Caro. Sie hatten Kaffee getrunken. Arno wartete auf Hannes und Frank und wollte mit ihnen Fußball gucken. Als die Beiden in ihrer Motorradkluft ankamen, saß Alexandra mit Caro auf der Terrasse.
    Alexandra beschwerte sich über das langsame Genehmigungsverfahren bei der Krankenkasse, dessen Ursache sie bei Hannes vermutete. Sie war wütend auf ihn.
    Caro guckte sie kritisch an. „Bist du sicher, dass es an Hannes liegt?“
    „An wem denn sonst?“
    „Keine Ahnung. Aber es wäre so untypisch für ihn!“
    „Er ist auch ein untypischer Weiberheld. Oder kannst du mir erklären, warum die Mädels alle auf ihn abfahren?“
    Caro schob die Sonnenbrille nach hinten in die Haare. Nachdenklich sah sie ihre Cousine an. „Ich weiß es. Aber willst du mir jetzt weismachen, dass du nicht auf ihn abfährst?“
    Caro kassierte einen ärgerlichen Blick von Alexandra. „Er ist ein arrogantes Arschloch, der es genießt, Macht zu haben.“
    Caro lehnte sich entspannt zurück und schob die Sonnenbrille wieder auf die Nase zurück. „Ach Letzie, es waren doch schon immer die arroganten Arschlöcher, die dein Herz erobert haben, oder?“
    „Genau. Und jedes Mal bin ich auf die Nase gefallen damit. Damit ist jetzt Schluss.“
    „Womit ist Schluss?“ Hannes’ kühle Stimme erklang und er trat auf die Terrasse, dicht gefolgt von Frank.
    „Mit machtbesessenen Männern, die sich wie arrogante Arschlöcher aufführen.“ Alexandra lächelte Hannes süßlich an.
    Sein Blick war nachdenklich auf sie gerichtet. Zu intensiv. Unruhe machte sich in ihr breit.
    „So, so, so.“ Jedes ‚so’, das er sagte, war in einer anderen Tonlage.
    Frank sah amüsiert von Hannes zu Alexandra und wieder zurück. Er zwinkerte Caro schmunzelnd zu: „Na, da werden wir Männer ja mal wieder richtig abgebürstet.“ Er schlug Hannes auf die Schulter. „Was sagst du dazu, Kumpel? Ich meine, so von Arsch zu Arsch?“
    Hannes grinste ihn an. „Frustrierte Zicken, da sollte man besser die Finger von lassen. Bringt nur Ärger und wenig Spaß.“
    „Na, du musst es ja wissen!“ Alexandra giftete ihn verdrossen an. So ein blöder Sack.
    „Hej, entspannt euch.“ Arno stand mit einer Kiste Bier in der Terrassentür. „Was zickt ihr euch denn schon wieder so an? Hab ich was verpasst?“
    Caro gähnte. „Schatz, lass sie. Ich glaub die Beiden brauchen das. Sonst wird das nie ...“ Sie konnte den letzten Satz nicht vervollständigen, sie musste einem Kissen ausweichen, das Alexandra nach ihr warf.
    Hannes und Frank gingen zu Arno, und Alexandra hörte Frank, wie er zu den anderen sagte: „Frauen. Es war bestimmt ein alter Chinese, der gesagt hat: Wenn eine Frau zu dir spricht, so lächle, aber höre ihr nicht zu.“
    Caro und Alexandra riefen wie aus einem Mund hinter ihnen her: „Das haben wir gehört!“
     
     
    Regelmäßig ging Alexandra dreimal in der Woche mit Gina laufen. Beim letzten Treffen erzählte sie ihr von den Anschlägen und Gina, esoterisch bis in die Haarspitzen, versuchte, Erklärungsmöglichkeiten aus ihrem Weltbild heraus zu schaffen.
    „Du musst dich davon lösen, dass es mit dir persönlich zusammenhängt. Der Polizist hat dir doch gesagt, du warst nicht die Erste, der das passiert ist und auch nicht die Einzige. Also. Versuch es, als eine Aufgabe zu nehmen.“
    Alexandra schnaubte empört, nicht nur, weil Gina gerade das Lauftempo etwas erhöhte.
    „Als Aufgabe nehmen? Soll ich vielleicht den Umgang mit toten Ratten üben, oder wie man einen Fahrradsattel austauscht?“
    „Nein, aber vielleicht den Umgang mit Unvorhersehbarem. Sieh mal, du eröffnest gerade eine Praxis. Du weißt noch nicht, ob du genügend Patienten haben wirst, um deinen Lebensunterhalt zu sichern. Du weißt nicht, wie es mit deinem Haus weitergeht und wie und wo du wohnen wirst, in der Zeit, in der es unbewohnbar ist.“
    Gina lächelte sie an. „Das sind Dinge, die du nur bis zu einem bestimmten Grad beeinflussen kannst. Den Rest musst du auf dich zukommen lassen. Kannst du das so einfach?“
    Alexandra überlegte. Passte das zu ihr? Fiel es ihr tatsächlich schwer, sich von der Planbarkeit zu lösen und sich auf Unvorhersehbares einzustellen, wenn es auftauchte? Sie schüttelte den Kopf.
    „Nein, Gina. Ich habe in einer Praxis gearbeitet. Da passieren ständig unvorhersehbare Dinge und ich hätte mich nicht wieder auf das Abenteuer ‘eigene Praxis‚ eingelassen, wenn es so schlimm für mich wäre, mich mit spontanen Änderungen

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