Rheingau-Roulette
nicht?
Er roch gut und seine Hände fühlten sich angenehm auf ihrem Körper an. Ein Mann, der weiß, was er tut und was seine Berührungen anrichten, was sie anrichten können, wenn man es zulässt. Sie musste schlucken. Das war der springende Punkt. Wenn man es zulässt. Schau ihn nicht an. Nicht jetzt. Er würde in ihren Augen die Kapitulation sehen und es gnadenlos ausnutzen. Sie würde mit ihm im Bett landen, das wäre so sicher wie das Amen in der Kirche. Keine private Ebene mit diesem Mann.
Ihr gesenkter Blick fiel auf seine Brust. Glatt. Keine Haare. Ein sanfter, heller Bronzeton der Haut lockte ihre Hand. Einmal anfassen? Nein. Nur nicht seine Haut berühren, nicht. Ihre Hände verkrampften sich zu Fäusten. Hannes’ nackter Oberkörper war nur noch wenige Millimeter vor ihrem Körper entfernt. Gleich würde er sie berühren. Abwehren oder zulassen? Sie fühlte, wie ihr Herz aufgeregt klopfte und wie in ihrem Bauch ein süßer Zug spürbar wurde. Schwäche. Sehnsucht. An ihrer Taille fühlte sie die warmen Hände, die mit sanftem, aber festem Druck darauf achteten, dass sie sich nicht aus ihrer Position von der Wand lösen konnte. Am Hals spürte sie seinen Atem, warm und lockend. Sie ließ den Kopf nach hinten sinken und schloss die Augen. Betörung. Dieser Mann betörte sie, genauso wie all die anderen. Sie hörte seine sanfte Stimme an ihrem Ohr:
„Seit Wochen versuchst du doch nichts anderes, als mich rumzukriegen. Jetzt sogar der Trick mit dem verlorenen Ohrring. Nur damit ich deine Praxis genehmige. Also los. Dann lass es uns tun! Wir machen einen kurzen Abstecher in das große Bett dahinten und danach bekommst du deine Praxisgenehmigung ... ganz schnell und unbürokratisch!“
Es war wie ein Eimer Wasser, der sich eiskalt über ihr ergoss.
Alexandra öffnete entrüstet die Augen. Beinahe, beinahe hätte sie sich verführen lassen. Sie fauchte wütend. „Du Arsch! Du blödes, arrogantes Arschloch. Nicht in tausend Jahren mit dir!“ Sie schob ihn entrüstet weg.
Hannes lachte laut und hatte sie schnell wieder mit einer kleinen Geste an sich herangezogen. Er küsste sie beiläufig auf die Wange und schob sie von sich weg. Immer noch lachend sagte er: „Reg dich nicht auf, Letzie. Ich wollte dich nur ärgern. Komm, die anderen warten sicher schon auf uns.“
„Auf uns können die lange warten. Ich gehe ohne dich! Und Letzie darf mich nur meine Nichte nennen!“ Alexandra wollte gerade zur Tür hinaus, da versperrte er ihr mit einem amüsierten Gesichtsausdruck den Weg.
„Dass du ohne mich gehen willst, solange ich kein Hemd anhabe, ist schon in Ordnung. Aber wenn du einen Moment draußen wartest, dann ziehe ich mir was über. Außerdem hast du kein Auto hier.“ Er stand grinsend vor ihr. Die Selbstzufriedenheit, die er unverkennbar ausstrahlte, ärgerte Alexandra. Sie drehte sich zur Tür um.
„Hannes Bergner, ich gehe ohne dich und wenn ich stundenlang zu Fuß gehen muss!“
„Es sind sechs Kilometer von hier bis zu Sändi!“
„Das ist mir so egal!“
„Dann denke bitte an die letzte Begegnung mit dem Dorfirren hier.“ Seine Stimme bekam einen bestimmenden und endgültigen Tonfall. „Ich lasse dich hier nicht allein weg.“
„Vielen Dank!“ Mit einer wegwerfenden Bewegung drehte sich Alexandra zu ihm um. „Danke für die Erinnerung. Ich war gerade dabei, es zu vergessen.“ Erbittert über das ungewollte Aufflackern von Angst, das in ihr hochkam, versuchte sie an Hannes vorbei zu kommen und die Tür zu öffnen.
„Jetzt komm schon, Alex, lass es gut sein“, mit einem lächelnden Blick fasste er sie an den Oberarmen. „Außerdem rechne bitte damit, dass dich die Anderen fragen werden, was passiert ist. Ich werde ihnen sagen, dass du schon seit Wochen hinter mehr bist, wie der Teufel hinter der armen Seele. Was zweifellos alle bemerkt haben. Ganz besonders Sändi. Und dass du dir eine Abfuhr geholt hast – was ebenfalls keinen wundern würde, bei meinem Ruf! Und was Sändi sicherlich zu netten Sticheleien herausfordern würde.“
Alexandra guckte ihn ungläubig an. „Warum erzählen alle von dir, wie charmant du bist? Du bist korrupt, bösartig, gemein und verletzend.“ Wütend warf sie sich aufs Bett. „Zieh dein blödes Hemd an, ich warte auf dich.“
Hannes lächelte fröhlich. „Danke, wie nett von dir. Freu dich auf den Abend, ich verspreche dir, so charmant zu sein, wie ich nur kann!“
„Vergiss es. Ich werde eingeschnappt und zickig sein!“
„Wie
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