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Rheingau-Roulette

Rheingau-Roulette

Titel: Rheingau-Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sia Wolf
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nicht wahr? Die Erinnerung an Oliver und was du dir von ihm alles hast bieten lassen.“
    Alexandra ließ die Hände sinken. „Ja, das war es wohl. Und ich habe die letzten Tage ziemlich mit mir gehadert. Aber andererseits musste ich eine Standortbestimmung machen. Ich kann mir doch nicht immer alles gefallen lassen!“
    „Nein.“ Caro schüttelte ihre blonden Haare. „Nein, das kannst du wohl nicht. Und ehrlich gesagt weiß ich nicht, was Hannes da geritten hat, als er dich solange hat hängen lassen. Es sei denn ...“ Sie unterbrach sich, um von weiteren mithelfenden Gästen dreckiges Geschirr entgegenzunehmen, das in die Spülmaschine gehörte.
    „Es sei denn - was?“ Alexandra suchte nach einem Spülstein.
    „Es sei denn, er hat es mit Absicht getan.“
    „Natürlich hat er es mit Absicht getan. Unabsichtlich lehnt man keine Praxisräume ab!“
    „Das meinte ich nicht damit. Was, wenn er es nur als ein Mittel benutzt hat, um mit dir in Kontakt zu kommen?“
    Alexandra sah ihre Cousine an. „Das glaubst du? Das hätte er doch einfacher haben können.“
    „Ja, vielleicht. Aber ...“ Caro kam nicht mehr dazu, weitere Erklärungen über das „vielleicht“ abzugeben. Die Küche stand voller Gäste, die alles, was sie an Geschirr noch gefunden hatten, in den Händen hielten und zum Spülen abgaben. Unter fröhlichem Geplauder räumten sie mit den verbliebenen Gästen die Küche auf und verteilten die Getränke und Speisen auf die verschiedenen Autos, um sie zum Hof zu transportieren.
    Caro und Doro verabschiedeten sich, um die restlichen Speisen des Büfetts und die Getränke auf dem Hof anzurichten. Hannes war bereits vorgefahren und hatte versprochen, ein paar Tische und Bänke aufzubauen und Frank wollte den Grill aufbauen und anfeuern.
    Es dauerte nicht lange und die Praxis war aufgeräumt. Alle anderen waren bereits auf dem Weg zum Hof und Alexandra wollte nur noch einen Kontrollblick in die Räume werfen. Es war überall sauber und roch nach frisch geputzten Böden. Sie musste lächeln. Das waren sicherlich Fritzi und Johanna gewesen. Im Arbeitszimmer war noch ein Fenster gekippt und sie ging rasch durch den Raum, um es zu schließen. Auf dem Rückweg fiel ihr das grüne Paket auf ihrem Schreibtisch auf. Daneben stand in einem Wasserglas der Strauß, den Hannes mitgebracht hatte.
    Sie sah auf die Uhr, kurz vor sieben. Sie entschied sich, das Paket zu öffnen. Vorsichtig entfernte sie das Papier und hatte eine kleine hölzerne Kiste vor sich. Als sie den Deckel mit dem kleinen Metallhaken an der Seite öffnete, sah sie zuerst nur gelbes Stroh. Sorgfältig strich sie die Halme zur Seite und fand eine weiß grau marmorierte, etwa handgroße Figur aus Speckstein vor. Überrascht hob Alexandra sie behutsam aus dem Behältnis und stellte sie vor sich hin.
    Glänzend saß da eine nackte Frau mit langen lockigen Haaren vor ihr. Der Körper war gut proportioniert, nicht zu dünn, sondern eine leibhaftige Frau mit vollen Brüsten und einem runden Hinterteil. Die Arme hatte die Frau über den Kopf in die Haare geschoben und vor sich hatte sie einen Spiegel, in dem sie ihr Profil anzuschauen schien. Tief versunken in ihr Spiegelbild saß die junge Frau auf ihrem kleinen Podest. Es war ein handwerkliches Kunstwerk.
    Alexandra drehte die Figur. Unter dem Standfuß war eine Markierung in den Stein geritzt: JB/07/2006 und ein kleines Messingschild mit der Aufschrift „Schönheit mit Locken“ klebte darunter. Hatte Hannes diese Figur selbst gemacht? Die Markierung irritierte sie. „JB“ stand da. Das andere wird vermutlich das Datum sein, aber „JB“ waren nicht seine Initialen. Alexandra sagte leise: „Egal, ich werde ihn fragen.“ und wollte die Figur zurück in die Kiste legen, als ihr ein kleiner gelber Briefbogen auffiel, der unter der Figur gelegen hatte. Sie faltete ihn auseinander.
     
    „Zertifikat“
    Specksteinskulptur „Schönheit mit Locken“
    Größe: 25x15x6 cm
    Werkstatt Johannes Bergner, Rangsdorf Juli 2006
     
    Darunter waren ein Bild der Figur und Hannes Kürzel, mit dem er offensichtlich seine Werke kennzeichnete und schließlich seine Unterschrift. Alexandra ließ den Zettel sinken. Hannes heißt Johannes. Da hätte sie auch selber drauf kommen können. Und er schenkte ihr eine Skulptur, ein Original aus seiner Werkstatt.
    Sie seufzte. Es wurde höchste Zeit, mit ihm über die unglückliche Dienstaufsichtsbeschwerde zu sprechen und das Problem aus der Welt zu schaffen. Sie packte

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