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Rheingau-Roulette

Rheingau-Roulette

Titel: Rheingau-Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sia Wolf
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geknickten Seele herum. Ehrlich gesagt, weiß ich auch nicht, warum ausgerechnet du geknickt sein solltest, nach allem was vorgefallen war. Du hast mich betrogen, vergiss das nicht. Und überhaupt ...“ Alexandra machte eine unwillige Bewegung mit den Händen. „... jetzt ist hier Schluss. Ich möchte meine Praxiseröffnung feiern und nicht eine alte Beziehung aufarbeiten.“
    Oliver senkte seinen Kopf. „Tut mir leid. Ich bin etwas empfindlich zurzeit. Ich weiß, dass du noch zu Fritzi und Johanna Kontakt hast und auch zu Selin, daher finde ich deine Kommentare Leila betreffend etwas gemein.“
    „Warum sollte ich keinen Kontakt mehr zu meinen ehemaligen Kollegen und Angestellten haben dürfen? Weil Leila es verbietet?“
    In ihren Tonfall schob sich mehr Bitterkeit, als sie eigentlich empfand. Oder dachte, zu empfinden. Aber ihre Stimme war wie ein Lügendetektor. Der Ausdruck ihrer tiefer liegenden Gefühle, die sie im Normalfall gut unter Kontrolle hatte und die ihr oft genug anzeigte, dass sie etwas anderes fühlte, als sie sagen oder glauben wollte.
    Er schüttelte den Kopf, fasste sie an den Armen und zog sie zu sich. Er lehnte seinen Kopf an ihre Schulter. Überrascht von sich selbst, ließ sich Alexandra diese intime Geste gefallen.
    Seine Stimme klang verletzt und traurig. „Nein. Nicht, weil Leila es verbietet. Das könnte sie gar nicht. Es ist, weil ... Ich dachte, du wüsstest ...“ Er vollendete den Satz nicht und Alexandra konnte nicht nachfragen.
    Die Tür des Arbeitszimmers öffnete sich und Hannes stand im Türrahmen. Sein Gesichtsausdruck war undurchdringlich höflich und distanziert, als er die beiden am Schreibtisch in inniger Umarmung sah. „Alles klar bei euch? Alex, dein Typ ist gefragt. Hier ist noch jemand gekommen und möchte ein paar Geschenke loswerden.“
    Alexandra floh geradezu aus dem Zimmer und von Oliver weg. Hannes sah sie im Vorübergehen prüfend an und sie lächelte ihm hastig zu. Sollte er doch denken, was er wollte. Es sah von außen bestimmt wie eine intime Situation zwischen Liebenden aus, aber merkwürdige Situationen hatte sie öfter, seitdem sie hier in Rangsdorf lebte. Sie könnte sich fast daran gewöhnen, dachte sie sarkastisch. Sie begrüßte die neuen Gäste und verbrachte die nächste halbe Stunde mit Erläuterungen ihr Therapiekonzept betreffend und mit einer Praxisführung.
    Es war fast sechs Uhr, als die letzten offiziellen Gäste gingen. Oder die, die noch zu den offiziellen Gästen zählten. Alle anderen lud Alexandra zum Weiterfeiern auf den Hof ein. Fritzi und Johanna waren noch am späten Nachmittag gekommen und machten die ganze Zeit über merkwürdige Andeutungen über Leila. Alexandra hatte sich vorgenommen, die nächste Gelegenheit zu nutzen, und die Beiden zu fragen, was eigentlich los war. Auch Oliver war noch da. Er hatte sich langsam einen kleinen Schwips angetrunken und fühlte sich nicht mehr imstande zu fahren. Alexandra überlegte schon, ob sie ihm ein Taxi rufen sollte, als Caro ihr das ausredete.
    „Alex, wenn du meinen Rat hören willst: Lass es sein. Würde es dich stören, wenn er mit auf den Hof kommt?“
    Sie überlegte und schüttelte den Kopf. „Nein. Ich glaube nicht. Ich will ihn nur nicht bei mir übernachten lassen.“
    „Das musst du auch nicht. Du kannst ihm dann immer noch ein Taxi besorgen. Aber wenn du meinen Rat hören willst, dann lass ihn mit auf den Hof kommen.“
    „Warum?“
    Caro legte den Kopf schief. „Vielleicht damit er Hannes und dich dort sieht?“
    Alexandra räumte angelegentlich ein paar Teller zusammen. „Nur, dass es da gar nichts zu sehen gibt.“
    „Nein. Natürlich nicht.“ Caros Stimme klang ironisch. Sie half, die Teller in die Spülmaschine zu räumen. „Aber es reicht ja vielleicht schon, dass Oliver merkt, dass du dort wohnst?“ Sie schüttete ein paar herrenlose Gläser aus und räumte sie in die Spüle. „Den Rest kann er sich vielleicht an eurem Verhalten zusammenreimen.“
    „Welchen Rest, Caro? Meinst du den kümmerlichen Rest, der von einer vorsichtig freundlichen Nachbarschaft übriggeblieben ist, nachdem ich ihn bei seinen Vorgesetzten angeschwärzt habe?“
    Ihre Cousine schürzte die Lippen. „Tja. Wieso hast du das eigentlich getan?“
    „Weil ich sauer war. Ich war so wütend, das kannst du dir nicht vorstellen. Und ich wollte mich nicht schon wieder von einem Typen einmachen lassen, den ich nett finde und deswegen über alles hinwegsehe.“
    „Das war es eigentlich,

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