Rheingau-Roulette
eingeladen.“
Hannes sah sie nachdenklich an. „Sollen Frank und ich ihn freundlich auffordern zu gehen? Oder ist er dir noch wichtig?“
Alexandra schüttelte heftig ihre Locken. „Nein. Ihr braucht ihn nicht rauszuwerfen und nein, wichtig ist er mir auch nicht mehr.“
Sie konnte sich täuschen, aber fast meinte sie, einen erleichterten Tonfall zu hören, als er sagte: „Na dann rutsch mal zur Seite, damit ich Kaffee kochen kann. Und du gehst und kümmerst dich um deine Gäste!“
Hannes schob sie mit einem Klaps auf ihren Hintern und einem frechen Grinsen auf den Lippen aus der Küche. Alexandra musste über ihn lachen, weil er, als sie sich entrüstet umdrehte, mit seinem Hintern wie eine Tänzerin wackelte und ihr mit den Händen bedeutete, aus der Küche zu verschwinden. Sie lachte noch immer über Hannes, als sie in den Flur kam und Oliver mit einem Bier neben Caro stehen sah.
„Alte Männer ändern sich nicht, das weißt du doch, oder?“ Immer noch mit einem verlegenen Ausdruck im Gesicht prostete er ihr mit dem Bier zu und Caro zwinkerte.
„Alt! Er nennt sich einen alten Mann!“
„Na ja, wenn man es aus der Perspektive einer Abiturientin sieht, dann ist er sehr alt!“ Alexandra zwinkerte zurück.
„Du hast Recht. Und wenn man die Geheimratsecken mal außen vor lässt - sein Bauch ist gar nicht so dick geworden, wie man das von jungen Vätern im Allgemeinen behauptet.“ Caro lästerte genussvoll über Oliver hinweg als wäre er nicht da.
„Das stimmt. Dafür ist er aber verdammt grau geworden.“
„Alex. Er will nicht die Wahrheit wissen, sondern Komplimente über sein jugendliches Aussehen hören!“
Es war schneller aus Alexandra herausgerutscht, als sie denken konnte. „Dann soll er doch zu seiner Leila gehen.“
Und schneller, als sie den nächsten Satz sagen konnte, stellte Oliver das Bier ab, nahm sie am Arm und zog sie in das kleine Arbeitszimmer um die Ecke. Es war leer. Alle Gäste tummelten sich in den übrigen Räumen. Oliver schloss die Tür hinter sich und setzte sich auf die Schreibtischkante, immer noch ihren Arm haltend. Er sah sie an und sein Augenausdruck schien zerknirscht.
„Alex, es tut mir wirklich leid, wie das alles gekommen ist.“ Er machte eine Pause. Alexandra wartete ab. Sie wollte heute nicht über die Vergangenheit sprechen.
„Ich vermisse dich in der Praxis. Mehr als mir lieb ist.“ Er machte wieder eine Pause und sah sie eindringlich an.
„Wer war der Typ da an der Tür? Dein Neuer?“
Alexandra dachte im ersten Moment, sie habe sich verhört. „Oliver, du tauchst nach einem dreiviertel Jahr absoluter Funkstille bei meiner Praxiseröffnung auf, bist nicht eingeladen und dann ziehst du mich für ein intimes Gespräch aus meiner Gästeschar heraus, nur um zu erfahren, wer der Mann neben mir war, als du hereinkamst?“ Sie schüttelte entgeistert den Kopf. „Ich glaub, du spinnst.“
„Ich weiß, dass ich dich letztes Jahr sehr verletzt habe. Es tut mir wirklich verdammt leid, das musst du mir glauben.“ Er hatte ihren Arm nicht losgelassen. „Ich vermisse dich.“ Zart strich er über ihre nackte Haut. Seine Stimme war leise. „Nicht nur in der Praxis.“
Schweigend sah ihn Alexandra an. Er sah erschöpft aus. Erschöpft und ausgezehrt. Die Vaterschaft schien ihm nicht zu bekommen. Sein Gesicht hatte Falten bekommen und seine Haut schien fahl. Hart hörte sich ihre Stimme an, härter als sie sein wollte.
„Ich dich nicht. Ich vermisse dich nicht privat und nicht in der Praxis.“
Oliver nickte traurig. „Dachte ich mir schon. Es hatte mich schon gewundert, dass du völlig in der Versenkung verschwunden warst.“
Spöttisch zog Alexandra ihre Augenbrauen in die Höhe. „Ach, dachtest du, ich melde mich wöchentlich einmal, um nach dem Kind zu fragen und wie es der lieben Gattin geht?“
„Nein. Natürlich nicht. Aber dass du gar nichts von dir hören lässt, hat mich gekränkt. Ich dachte ...“
Alexandra unterbrach ihn heftig. „Was? Was dachtest du? Was hast du denn nach so einer Trennung erwartet? Dass ich dir auf ewig nachtrauere und dich regelmäßig anrufe, damit du zurückkommst? Aber so traumhaft war unsere Beziehung bei näherer Betrachtung nicht, als dass ich mir nichts anderes mehr vorstellen könnte.“
Besänftigend hob Oliver die Hände. „Ich kann verstehen, dass du noch immer verletzt bist. Aber bitte trete nicht auf meiner geknickten Seele mit deinen Bemerkungen herum.“
„Ich trete nicht auf deiner
Weitere Kostenlose Bücher