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Rheingau-Roulette

Rheingau-Roulette

Titel: Rheingau-Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sia Wolf
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gab Hannes den Strauß und reichte Alexandra das kleine Paket. „Entschuldige, dass ich hier so unangemeldet hereinplatze. Aber ich wollte dir wenigstens alles Gute wünschen.“
    Alexandra nickte ergeben. „Ist schon in Ordnung. Vielen Dank. Möchtest du etwas trinken?“
    „Gern.“ Oliver nickte mit leichter Unsicherheit in der Stimme.
    „Hallo Olli! Lange nicht gesehen.“
    Caro kam aus der Küche in den Flur und sah ihn liebenswürdig an. Alexandra war erleichtert, dass Caro so plötzlich auftauchte und sie der Verantwortung enthob, mit Oliver Small Talk zu machen. Offensichtlich erfreut über die freundliche Begrüßung, gab Oliver Caro die Hand.
    „Schön dich zu sehen, Caro. Und ja, Alex, ich würde gern etwas trinken. Einen Kaffee, wenn du hast.“
    Caro zog die Augenbrauen hoch. „Einen Kaffee? Mensch Olli, dir muss es schlecht gehen, wenn du nicht nach einem Frühschoppenbier fragst!“
    „Nun ja, ich muss noch fahren.“ Er wirkte verlegen.
    Alexandra war froh, ihre Cousine an ihrer Seite zu haben, die heitere Belanglosigkeiten mit Oliver austauschte. Sie wusste nicht, was er hier wollte. Der offensichtliche Anlass der Praxiseröffnung war sicher nicht der eigentliche Grund, warum Oliver hier war. Dass er unangemeldet und uneingeladen hier auftauchte, passte überhaupt nicht zu ihm, genauso wenig wie der Kaffee, den er trinken wollte.
    „Ich hol dir einen Kaffee. Die Kanne hier am Tisch ist leer.“ Alexandra nutzte die Situation und flüchtete in die Küche, um neuen Kaffee aufzusetzen. Dort stand Hannes, lässig an den Kühlschrank gelehnt, mit einem leeren Kuchenteller in der Hand und Krümeln am Mund. Den riesigen Blumenstrauß von Oliver hatte er in einen Eimer auf den Boden gestellt.
    Alexandra musste lächeln, als sie ihn sah und versuchte ihn zur Seite zu schieben. „Kannst du mal rutschen?“
    „Warum?“
    Er lächelte frech zurück ohne sich einen Millimeter zu bewegen. Alexandra wurde von einem warmen Gefühl durchflutet. Die verkaterte Stimmung zwischen ihnen schien sich gelöst zu haben und erleichtert darüber wischte sie ihm zart den Krümel vom Mund.
    „Krümelmonster! Weil ich Kaffee kochen will und die Dose mit dem Pulver hier im Kühlschrank steht.“ Erschrocken hielt sie inne. Wie automatisch hatte sie ihm den Krümel weggewischt. Als ob sie sich schon seit Jahren kannten und die Art von Beziehung miteinander hätten, in der man dem anderen in das Gesicht fassen konnte, ohne eine unsichtbare Grenze zu überschreiten. Und Hannes reagierte entsprechend.
    Noch immer an den Kühlschrank gelehnt, stellte er bedächtig den Kuchenteller auf die Arbeitsplatte neben sich ab und wischte sich rasch mit einer Hand durch das Gesicht. Alexandra stand vor ihm, abwartend und unschlüssig, was sie tun sollte. Plötzlich stellte er einen Fuß zwischen ihre Beine und legte beide Hände um ihre Taille. Er drehte sich schnell mit ihr und dann war sie es, die mit dem Rücken an den Kühlschrank lehnte. Ein triumphierendes Lächeln über sein gelungenes Manöver und ihren überraschten Gesichtsausdruck huschte über sein Gesicht und er blieb dicht vor ihr stehen. „Wer ist der Clown da draußen?“ Er nickte in Richtung der Tür.
    „Der Clown ist kein Clown, sondern ein ehemaliger Kollege.“ Alexandra wusste selbst nicht so genau, weshalb sie Oliver vom Ex-Geliebten und Partner zum Kollegen disqualifizierte.
    „Nur ein ehemaliger Kollege? Dafür ist der Blumenstrauß zu groß. Und deine Aufgeregtheit ebenfalls.“ Er zog spielerisch an einer ihrer Locken.
    Alexandra biss sich auf die Lippen. „Er ist mein Ex-Partner. Wir hatten eine gemeinsame Praxis.“
    Hannes zog die Augenbrauen hoch. „Auch dafür ist der Strauß zu groß, es sei denn, ihr seid im Streit auseinandergegangen und er hat maßgeblich Schuld daran! Bist du deshalb so aufgeregt?“
    „Ich bin nicht aufgeregt!“
    „Der Typ kommt zur Tür rein und du fängst an zu zittern wie Espenlaub, aber du bist nicht aufgeregt? Das kannst du mir nicht erzählen.“ Seine Hand zupfte weiter an ihren Locken.
    Seufzend gab Alexandra auf. „Okay. Er ist mein Exfreund und mein Ex-Partner und Kollege. Wir haben uns getrennt und ich bin ausgezogen, aus der Wohnung und aus der Praxis.“
    „Aha. So ist das also.“
    „Ja, so ist das also. Ich sehe ihn heute seit einem dreiviertel Jahr das erste Mal wieder. Und es ist nicht so einfach, wenn er plötzlich und unerwartet hier auftaucht und alles wieder hochkommt. Ich hatte ihn nicht

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