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Rheingau-Roulette

Rheingau-Roulette

Titel: Rheingau-Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sia Wolf
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es dir sagen sollten. Wir wissen ja nicht, wie die Dinge zwischen dir und Olli stehen. Ändert es was an deiner Lebenssituation?“
    Änderte es was an ihrer Lebenssituation? Alexandra musste einen Moment überlegen. „Nein. Es ändert nichts. Es hinterlässt nur ein sehr bitteres Gefühl.“ Einen kurzen Moment musste sie mit aufsteigenden Tränen kämpfen. Sie sah zu Oliver hinüber, der Andrea noch immer bequatschte. Vermutlich schüttete er ihr gerade sein Herz aus. Jetzt war ihr auch klar, warum er heute zur Praxiseröffnung erschienen war. Er hatte Hoffnung, an alte Zeiten anknüpfen zu können. Unter veränderten Vorzeichen, sicher. Zwei Praxen, davon hatte er ohnehin schon immer geträumt, und sie wieder als Paar zusammen.
    Alexandra drehte sich zu Fritzi und Johanna, die sie mitleidig ansahen. Sie schluckte die Tränen herunter und blinzelte die Feuchtigkeit in ihren Augen weg. Diese Tränen waren eher der Tatsache zuzuschreiben, dass sie der Kollateralschaden einer bösartigen Frau war und nicht der Tatsache, dass sie Oliver oder gar ihre Beziehung zu ihm vermisste. Nein, die Zeit heilt bekanntlich alle Wunden und sie hatte die Zeit der Trauer über ihre verlorene Zukunft mit Oliver bereits hinter sich. Sie gab sich einen Ruck.
    „Kommt schon Mädels, macht einen anderen Gesichtsausdruck. Ich werde damit fertig. Eigentlich bin ich schon damit fertig. Jedenfalls mit dem Thema Oliver. Und Leila - damit will ich mich jetzt nicht auseinandersetzen. Erzählt mir noch, wie es rauskam und dann wechseln wir das Thema!“
    Fritzi schob wieder an ihrer Brille herum, immer ein Zeichen der Verlegenheit, wenn sie nicht so recht wusste, wie sie anfangen sollte.
    Johanna lächelte breit. „Komm schon, Fritzi. Sei nicht so peinlich berührt.“
    Sie wandte sich zu Alexandra. „Es war wirklich eine sehr unangenehme Situation. Wir kamen morgens in die Praxis und Leila war mit dem Baby da. Oliver hatte es gerade auf dem Arm, da kam ein alter Herr rein, mit Begleitung. Der alte Mann zeigte auf das Kind und sagte laut: „Das ist mein Sohn.“ Dann zeigte er auf den Mann an seiner Seite: „Und das ist mein Anwalt.“ Tja. Und dann ging‘s rund.“
    Fritzi ergänzte. „Du kannst dir die Szene nicht vorstellen. Ich habe mich so ... so unwohl gefühlt.“
    „Fremdschämen nennt man das.“ Johanna zuckte mit den Schultern. „Immerhin waren ja auch schon Patienten im Wartezimmer.“
    Fritzi nickte. „Die mussten wir danach erst mal beruhigen. Die Situation war so unangenehm.“
    „Leila war völlig hysterisch, der Alte schimpfte auf sie wie ein Kesselflicker und der Anwalt erzählte dauernd was von einstweiligen Verfügungen. Zwischendrin ein leichenblasser Oliver, der Leila völlig entgeistert ansah.“ Johanna trank einen Schluck Wasser.
    „Die Stimmung war sehr aufgebracht. Ich dachte, ich muss die Polizei holen.“ Fritzi rutschte schon bei dem Gedanken an die Szene wieder unruhig hin und her. „Nachdem eine halbe Stunde Geschrei war und Leila die grundsätzliche Möglichkeit, dass der andere der Vater sein könnte, eingeräumt hatte, hat Olli alle rausgeworfen.“
    „Er hat uns alle bestellten Patienten aufgedrückt und war stundenlang verschwunden. Wir haben uns schon Sorgen gemacht.“
    „Wir dachten wirklich, er hätte sich etwas angetan. Irgendwann kam er wieder, räumte in stoischer Ruhe Leilas Sachen zusammen, machte eine Liste, wer welche Patienten übernimmt und dann kam ein Schlüsseldienst, der das Schloss der Praxistür austauschte.“
    Fritzi erzählte weiter. „Leila hat Hausverbot. Niemand von uns hat sie seitdem gesehen oder von ihr gehört. Aus der Wohnung muss er sie auch rausgeworfen haben. Keine Ahnung, wo sie hin ist. Zu dem Alten bestimmt nicht.“
    Alexandra hörte den Schilderungen bestürzt zu. „Das gibt’s doch nicht. Wer war denn der Alte?“
    Fritzi zuckte mit den Schultern. „Aus dem Streit wissen wir, dass es ihr ehemaliger Nachbar gewesen sein muss. Der wird sie nicht aufgenommen haben. Pensionierter Lehrer und verheiratet, aber ohne Kinder.“
    Johanna nickte beifällig. „Nee, bei dem ist sie sicher nicht. Seine Frau würde sich bedanken. Aber vermutlich hat sie jemanden gefunden, bei dem sie sich einnisten kann. Sie hatte ja immer mehrere Eisen im Feuer. Und Oliver wäre doch nicht so bösartig und würde sie mit dem Kind einfach so vor die Tür setzen.“ Sie trank einen Schluck Wasser. „Das ist übrigens gerade mal zwei Wochen her!“
    Kopfschüttelnd hörte Alexandra

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