Rheingau-Roulette
eigentlich?“
Er schürzte die Lippen und verschränkte die Arme vor seiner Brust. Nachdenklich sagte er leise: „Das ist eine komplizierte Angelegenheit. Ich kann es nicht erklären. Jedenfalls noch nicht. Glaubst du mir, wenn ich sage, dass ich nicht deine Existenz gefährden wollte?“
Alexandra überlegte. Er konnte es noch nicht erklären? Seine blauen Augen sahen sie freundlich an und er wirkte offen und fair. Merkwürdig war sein Verhalten schon, aber sie wollte ihm glauben. Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, dann sprach einiges gegen ihn, viel mehr, als ihr lieb war und dennoch wollte sie seinen Worten und seinen Augen glauben. Sie nickte.
„Okay. Glaube ich dir.“
Er lächelte. „Gut.“
„Glaubst du mir, dass ich dir nicht wirklich Ärger machen wollte?“
„Glaube ich dir. Trotzdem ...“
„Trotzdem was?“
Er lehnte an der Atelierwand und überlegte einen kleinen Moment. „Trotzdem bist du mir noch was schuldig, finde ich.“
„So, so. Findest du. Noch einen Tanz vielleicht?“
Er lachte. „Nein.“ Er machte eine kleine Pause. „Eine Motorradtour.“
„Eine Motorradtour?“ Zweifelnd sah Alexandra ihn an. „Ich weiß nicht. Ich habe gar keine Klamotten dafür.“
„Das kriegen wir hin. Stella dürfte noch eine komplette Ausrüstung haben. Die Größe müsste passen, und da sie im Moment ohnehin nicht fahren kann, wird sie dir sicherlich alles leihen.“
„Hm.“ Eine Motorradtour mit ihm. Alexandra war skeptisch.
„Hast du Schiss?“ Sein Tonfall war spöttisch.
„Schon, ja. Ich bin keine erfahrene Beifahrerin.“
„Okay, ich verspreche dir, vorsichtig zu fahren. Außerdem können wir vorher eine kleine Proberunde hier in der Nähe machen, bevor wir die eigentliche Tour machen. Dann bekommst du schnell ein Gefühl dafür, wie ich fahre und wie du dich als Mitfahrerin verhalten musst.“
Alexandra verzog entsetzt das Gesicht. „Eine Proberunde vorher? Was hast du denn für eine Tour geplant? Ich hab gar keine Zeit für große Touren.“
„Ich dachte, wir fahren in den Spreewald. Warst du schon mal da?“
Alexandra schüttelte den Kopf. „Nein. Aber ich habe gehört, es soll schön sein im Spreewald.“
„Es ist sehr schön. Wir können eine Kahntour machen, wenn du magst.“ Er neigte den Kopf auf die Seite. „Also? Was ist? Wann machen wir die Tour? Wir könnten in der ersten Septemberwoche fahren.“
„Ich weiß nicht. Ohne meinen Kalender kann ich sowieso nicht sagen, wann ich Zeit habe.“
„Warum? Musst du samstags arbeiten?“
„Nein. Aber ich habe verschiedene Maklertermine wegen einer Wohnung vereinbart. Und die sind meistens am Wochenende. Außerdem möchte ich vorher die Wetterprognose sehen. Bei Regen fahre ich auf keinem Motorrad der Welt mit.“
Er lächelte. „Angstschisser der ersten Klasse! Schau dir das Wetter an. Es ist seit Wochen heiß. Nur ab und zu ein wenig Regen und dann und wann ein Gewitter. Warum sollte es ausgerechnet dann regnen, wenn wir eine Motorradtour machen wollen?“
„Hm, lass mich überlegen. Weil es bereits seit Wochen heiß ist und Regen dringend notwendig ist? Und weil das Wetter sich nicht davon beeindrucken lässt, dass wir einen Ausflug mit dem Motorrad planen? Und, daran möchte ich dich noch erinnern, das letzte Gewitter hier zog nicht gerade entspannt an uns vorüber, oder? Da möchte ich nicht auf einem Motorrad sitzen.“
Hannes lachte. „Nein. Entspannt ist etwas anderes, das stimmt. Ich mache dir einen Vorschlag: Wir planen für Samstag in zwei Wochen, das ist der neunte September. Wenn das Wetter schlecht wird, dann verschieben wir die Tour, okay? Und letztlich können wir auch jederzeit noch unterwegs abbrechen und zurückfahren.“
Alexandra gab seufzend nach. „Okay. Du hast gewonnen. Motorradtour in den Spreewald.“
„Abgemacht?“ Fragend sah er sie an.
Noch immer zögernd stimmte Alexandra zu. „Abgemacht. Aber dann ist meine Schuld, wenn man überhaupt von ‘Schuld’ sprechen kann, beglichen!“
Er hatte sich an die Atelierwand gelehnt und die Hände in die Hosentasche geschoben. „Möchtest du noch wissen, was aus deiner Beschwerde geworden ist?“ Sein Blick war fragend auf sie gerichtet.
Alexandra biss sich auf die Lippe. Sie fühlte sich schlecht, wenn sie daran dachte. Sie hatte ihm zwar einen Denkzettel verpassen wollen, aber sie wusste auch, dass es nicht die sachliche Ebene allein war, die sie zu der Anzeige getrieben hatte. „Hattest du großen Ärger?“
„Tja. Wie
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