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Rheingau-Roulette

Rheingau-Roulette

Titel: Rheingau-Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sia Wolf
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dich in Hannes verliebt hast.“
    Alexandra musste lachen. Judiths Tonfall war der ihrer Lauffreundin Gina. Sie fühlte sich an ihre langen und die, wie sie immer noch fand, guten Gespräche erinnert, die sie während ihrer Läufe hatten. Gina, die sie immer wieder hinterfragte und ihr damit half, manches besser zu verstehen. Ihr konnte sie nicht einfach etwas erzählen. Gina wollte immer mehr über ihre Motive wissen, und wollte immer wissen, warum sie so und nicht anders handelte. Alexandra wurde bewusst, wie viel sie Gina von sich erzählt hatte und wie wenig sie von ihr wusste. Unwillkürlich nannte sie Judith wieder Gina.
    „Glaub mir Gina, wenn ich das wüsste, würde ich es dir erzählen. Aber ich habe keine Ahnung.“ Unbeschwert sah Alexandra zu Judith, die sich ein Kopftuch aus der Tasche holte und es um den Kopf band, die Enden am Hinterkopf verknotet. „Ist dir das nicht zu warm mit dem Kopftuch?“
    „Nein.“ Judiths Antwort war knapp und kühl.
    Alexandra beugte sich über den Tisch zu ihr. „Warum hast du Hannes verfolgt?“
    „Du stellst die falsche Frage! Du solltest nicht fragen, ob ich ihn verfolgt habe, sondern ob es stimmt, was er dir erzählt hat!“
    Ihre Stimme war plötzlich ganz anders, als die, die sie von Gina kannte. Gina plapperte fröhlich und hatte mitunter einen regelrechten Slang, wenn sie etwas Witziges erzählte oder einen Spruch machte. Judith hingegen sprach sehr leise, langsam, bedacht und deutlich artikuliert.
    „Hat er gelogen?“
    Judith lächelte. „Ich erzähle dir die Geschichte aus meiner Perspektive. Aber es ist sehr anstrengend so lange zu reden. Und es fällt mir schwer, darüber zu sprechen. Ich würde gern dazu einen Kaffee trinken. Kochst du uns einen?“
    Alexandra nickte. „Es wird einen Moment dauern. Meine Kaffeemaschine ist leider nicht die schnellste. Trinkst du mit Milch und Zucker?“
    „Nur Milch bitte.“
    Alexandra verließ den kleinen Garten und ging in ihre Küche. Die klimatisierte Wohnung bot eine angenehme Kühle nach der Wärme des Gartens. Während sie Wasser in die Maschine gab und einen Filter einlegte, sah sie aus dem Fenster. Judith stand neben dem Gartenstuhl und wühlte in ihrer Handtasche.
    Die Kaffeedose stand im Kühlschrank, aber sie war leer, wie Alexandra missmutig feststellte. Sie musste im Vorratsschrank unter dem Kühlschrank nach einer neuen Packung Kaffee suchen. Der Schrank war voll mit verschiedensten Lebensmitteln. Zwischen Kartoffelpüree, Leinsamen und Puddingpulver zog sie mühsam das letzte schmale Päckchen Kaffee heraus. Als sie sich aufrichtete stand Judith hinter ihr, einen weißen Maleranzug über ihre Kleidung gezogen.
    „Was hast du denn da an?“
    Überrascht sah Alexandra zu Judith, die mit einem weichen Lächeln und einem kleinen Lineal in der Hand auf sie zukam. Erst beim zweiten Hinsehen erkannte sie, dass das Lineal kein Lineal, sondern eine Schere war. Silbern, mit einem kleinen schwarzen Griff. Beklemmung stieg in ihr hoch, ihre Hände griffen unwillkürlich in ihre Locken.
    Sanft fragte Judith: „Hat er es dir erzählt? Ja, das hat er wohl. Uli war danach im Krankenhaus.“ Sie lächelte bezaubernd. „Du musst keine Angst haben.“ Sie kam einen Schritt näher und Alexandra wich zurück.
    „Judith, hör auf mit dem Mist. Bitte verlasse meine Wohnung. Sofort!“
    Mit einem konzentrierten Blick auf die Schere erwiderte Judith: „Ich würde gern. Aber ich kann nicht. Ich muss das hier erst erledigen.“ Seufzend sah sie Alexandra an. Vorsichtig kam sie noch einen Schritt näher. „Sieh mal, du bist selbst schuld. Was hätte ich denn tun sollen. Du bist hartnäckig und es gehört zu meinen Aufgaben, Hannes zu beschützen. Er ist mein Mann!“
    „Was heißt das, er ist dein Mann?“
    Alexandra war sich nicht sicher, ob sie an Judith vorbeikäme. Zeitschinden war jedenfalls wichtig. Vielleicht kam Hannes ja doch zurück und vielleicht würde ihm die offene Tür auffallen - falls sie offen war. Sie überlegte fieberhaft, welche Möglichkeiten sie noch hatte. Weiter zurückweichen konnte sie nicht mehr, sie stand schon jetzt mit dem Rücken an der Arbeitsplatte. Judith versperrte ihr sowohl den Weg durch die Tür, als auch den Weg durch das Wohnzimmer und die Hand, in der sie die Schere hielt, zuckte.
    „Hannes ist mein Mann. Gesetzlich angetrauter Ehemann!“
    Alexandra zuckte zusammen. „Das glaube ich nicht. Das hätte er mir erzählt!“
    „So? Hätte er das? So wie er dir erzählt hat, dass

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