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Rheingau-Roulette

Rheingau-Roulette

Titel: Rheingau-Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sia Wolf
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anzog.
    „Hannes?“
    Ihre Stimme brach. Hastig versuchte sie, sich aufzurichten. Beruhigend griff Caro nach ihrer Hand.
    „Nicht, Alex, nicht aufregen, bitte.“
    Die Tränen in ihren Augen tropften langsam auf Alexandras Hand, die Caro zwischen ihren Händen festhielt und drückte.
    „Nicht Hannes ...“ Sie schluckte. „Frank ... Er hatte einen schweren Unfall.“
    Spröde fragte Alexandra. „Frank? Wieso Frank?“
    Caro sagte nichts. Sie weinte. Die Tränen tropften in einem steten Strom auf die drei auf dem Bett verschränkten Hände, bis sich Caro von Alexandra löste und suchend in ihrer Handtasche nach einem Taschentuch kramte. Alexandra war verstummt. Frank war verunglückt. Aber warum?
    Ihre Gedanken kreisten nur um diese Frage, und irgendwie schienen ihre Beruhigungstabletten ihr Hirn vernebelt zu haben. Sie verstand nicht, wieso Frank verunglückt war. Und was war mit Hannes? Sie hörte auf die Geräusche von Caro, die sich mehrfach die Nase schnäuzte. Ihre Bemühungen, einen Satz zu beginnen, scheiterten jedes Mal an einer erneuten Tränenflut.
    „Caro, bitte.“ Alexandra strengte sich an, um mit ihrer rechten Hand Caro zu erreichen. Tröstend rieb sie ihr über den Oberschenkel. „Caro, bitte. Bitte weine doch nicht so. Sag mir doch, was passiert ist.“
    Das Taschentuch auf die Nase gepresst schluchzte Caro: „Frank ist mit Hannes‘ Maschine verunglückt. Tödlich verunglückt.“
    Alexandra sah sie erschüttert an. „Tot? ... Wieso tot? Frank? Wieso mit Hannes‘ Maschine? ... Wie konnte das passieren?“ Alexandra verstummte verstört.
    Caro weinte bitterlich. Es dauerte ein paar Minuten, bis sie sich so weit gefasst hatte, dass sie Alexandra antworten konnte.
    „Frank ist einfach so verunglückt. Auf freier Strecke, kein Mensch weiß wieso. Er ist auf der Landstraße gestürzt und gegen einen Baum geprallt.“ Caro schluchzte heftig. „Er muss sofort tot gewesen sein.“
    Bedrückt strich ihr Alexandra über den Arm. „Ach herrje. War er zu schnell?“ Auch ihr stiegen die Tränen in die Augen.
    „Es gab Zeugen, und die sagen ‚nein‘. Er wäre einfach plötzlich gestürzt, ist über die ganze Fahrbahn geschleudert und gegen diesen Scheiß-Baum geknallt.“ Caro putzte sich die Nase.
    „Die Polizei lässt ihn obduzieren, um zu prüfen, ob er einen Herzinfarkt oder so etwas hatte. Und Hannes wird vielleicht ein Verfahren an den Hals kriegen, es war seine Maschine.“
    Alexandra schluckte. „Wieso denn seine Maschine? Ich verstehe es nicht. Und was für ein Verfahren?“
    „Er ist der Halter. Keine Ahnung, warum Frank mit Hannes‘ Maschine gefahren ist. Es wird jedenfalls die Maschine untersucht, ob da alles in Ordnung war. Hannes steht unter Schock. Er redet kaum.“

Es waren mehrere Polizisten bei ihr im Krankenhaus gewesen, um sie zu befragen. Jedes Mal hatte sie das Gleiche erzählt, wie Judith sie scheinbar spontan besucht hatte, sie einen Kaffee kochen wollte und in der Küche an der Zubereitung gearbeitet hatte. Wie Judith mit der Schere in der Hand vor ihr stand, sie damit bedrohte und ihr eröffnete, dass Hannes einen schweren Unfall haben würde.
    Es war wie verhext. Sie hatten ihre Wohnung aufgesucht. In der Küche gab es keinerlei Spuren eines gewaltsam ausgetragenen Konflikts. Alles sah ordentlich und adrett aus. Es waren keine Spuren von Erbrochenem oder Blutspuren aufzufinden, verschiedene Proben, die sie genommen hatten, waren negativ. Oder aber sie hatten nicht genügend Beweiskraft. Es waren ein, zwei Blutspuren gefunden worden. Aber es waren nur kleine Spritzer, so als ob sie sich beim Kochen in den Finger geschnitten hätte.
    Auf dem Hof gab es keine Blutflecken und auch auf dem Weg bis zu dem Haus, den Alexandra genommen hatte, waren keine Spuren auffindbar. Der Wolkenbruch hatte alles weggewaschen. Gleichzeitig war Judith befragt worden und präsentierte ihnen ein glaubwürdiges Alibi. Sie war mit einer Freundin in Berlin zum Shoppen und hatte mehrere Zeugen dafür und konnte Belege von Produkten vorlegen, die sie erworben hatte.
    Fassungslos hörte sich Alexandra die Ausführungen der Polizei an. Sie war seit ein paar Tagen wieder zu Hause, oder besser gesagt, wieder in Rangsdorf. Caro hatte sie vorübergehend aufgenommen. Sie wollte nicht mehr in die Atelierwohnung zurück, solange Judith noch immer ihr Unwesen treiben konnte. Ihre Praxis musste sie für eine Woche schließen, aber sie konnte sich wieder ganz gut bewegen und hoffte, dass ihr finanzieller

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