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Rheingau-Roulette

Rheingau-Roulette

Titel: Rheingau-Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sia Wolf
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diese Tür war mit einem Codeschloss und Kameras versehen. Hannes tippte schnell eine Zahlenkombination ein und mit einem leisen „Klick“ öffnete sich die Tür. Ein kühler Luftzug wehte aus dem Flur nach draußen.
    „So. Meine kleine Wohnung für Besucher. Rechts ist das kleine Bad, links geht es in die Küche, von dort ins Wohnzimmer und hinten rechts in das Schlafzimmer. Da gibt es noch einen Flur mit einem kleinen Abstellraum und Zugang zum Atelier. Das war’s.“
    „Die ist ja süß geworden!“ Caro zog die Küchentür auf und stand in einer kleinen weißen Küchenzeile mit schwarzem Wandspiegel. Links war das Fenster zum kleinen Garten, zur rechten Seite öffnete sich die Küche mit einer Theke zum Wohnzimmer, das über eine riesige Fensterfront verfügte, die den Blick auf Felder und den angrenzenden Wald erlaubte.
    Arno schmiss sich begeistert auf das helle Sofa im Wohnzimmer. „Alter Schwede! Was für ein Ausblick! Was für Riesenfenster!“
    „Die Fenster musste ich so gestalten. Sonst hätte die Hausfront in Verbindung mit den Atelierfenstern blöd ausgesehen. Aber es war verdammt kostspielig, das kann ich dir sagen!“
    „Das Atelier schließt sich hier gleich an?“, fragte Alexandra.
    „Ja. Es ist in erster Linie eine Atelierwohnung.“
    Hannes Antwort war kühl und kurz.
    Schon wieder diese merkwürdig distanzierte Haltung ihr gegenüber. Langsam wurde sie sauer. Als ob sie ihn irgendwie unangemessen angemacht hätte. Denkt der Blödmann vielleicht, sie wäre an ihm interessiert? Da ist ihm wohl das Dasein als Lustobjekt von Rangsdorf zu Kopf gestiegen, dachte Alexandra grimmig.
    „Hannes macht regelmäßige Sommerkurse in Bildhauerei ... gleich, ihr Süßen.“ Caro nickte ihren Töchtern beiläufig zu, die, nachdem sie alle Räume begutachtet hatten, drängelten, dass sie ins Atelier wollen. Hannes grinste, als er die Mädchen hörte.
    „Kommt ihr Schönheiten, ich mache euch die Tür zum Atelier auf. Aber ihr bleibt in eurer Ecke, versprochen?“
    „Versprochen“, tönte es gleichzeitig aus Natz‘ und Josie´s Mündern. Charlotte schmiss ein lautes „verbochen“ hinterher und Hannes schob die zappelnden Mädchen gelassen vor sich durch den Flur in das Atelier.
    „Was ist das für eine Ecke?“
    Alexandra war Hannes neugierig gefolgt, obwohl ihr Zorn über ihn noch nicht verflogen war.
    Natz antwortete: „Hannes hat uns eine Arbeitsecke eingerichtet. Da dürfen wir auch bildhauern, so wie er.“
    Hannes nickte. „Genau. Natz, du passt mir ein bisschen auf Lotte auf, klar? Keine scharfen Feilen für sie, sie kann mit dem Ton arbeiten! Und es wird nichts in den Mund gesteckt, verstanden?!“
    Er drehte sich zu Alexandra um. „Ich habe eine Kinderecke eingerichtet. Ytong, Speckstein und Ton, damit können Kinder schon ganz gut arbeiten und zurechtkommen.“
    Freundlich, aber kühl und distanziert. Kein Lächeln für sie. Meine Güte, sie wollte sich doch bloß unterhalten!
    „Das ist ja nett“, wollte sie sagen, aber mit dem folgenden Schritt betrat sie das Atelier und ihr blieb das „nett“ im Hals stecken. Verzaubert sah sie sich um.
    War das Atelier von draußen beeindruckend, so war es innen imposant. Verspielt. Sachlich. Bunt. Unglaublich.
    Die Fensterfront auf der linken Seite ließ bläulich getöntes Nordlicht in den Raum. Der Ausblick war ähnlich wie der aus der Atelierwohnung, über Felder bis zum Wald hin unverbaut und voller Weite.
    Im vorderen Teil des Raumes hatte Hannes eine Kinderecke eingerichtet, eine kleine Ecke mit niedrigen Tischen, abgetrennt vom restlichen Raum durch Regale, in der Caros Mädchen schon fleißig arbeiteten. Charlotte manschte leidenschaftlich mit rotem Ton, Natz hatte sich einen Ytongblock genommen und bearbeitete ihn mit einer Raspel. Josie hämmerte mit einem kleinen Hammer und einem Stanzwerkzeug auf einer Metallplatte herum.
    Neben der Kinderecke waren mehrere Werkbänke parallel zur Fensterfront angeordnet, über denen an langen Kabeln würfelförmige Steckdosen von der Decke hingen. Auch dieser Bereich war mit Regalen abgetrennt vom restlichen Teil des Ateliers. Im rechten Teil des Ateliers standen die Skulpturen. Ungezählt. Es standen klassische Putten neben Ork-ähnlichen Monstern, griechisch-römisch anmutende Gestalten neben modernen Metallskulpturen, deren Aussagen sich nicht auf den ersten Blick erschlossen. Es war ein berauschender Anblick von Vielfalt, künstlerischer Breite und Raumkomposition. Der ganze dem Hof

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