Rheingau-Roulette
trinken aus Ermangelung anderer geeigneter und lediger Kandidaten? Ihr Blick wanderte zu ihrem Wasserglas. Nicht wirklich, oder?
Sie seufzte erneut, als sie Hannes lauthals lachen hörte. Er sah entspannt aus und Doro schien sich köstlich mit ihm zu amüsieren. Vielleicht sollte sie doch besser zu einem alkoholischen Getränk greifen und einen kleinen Flirt mit ihm riskieren. Oder doch nicht? Sie dachte an Caros Warnung.
Wollte sie sich tatsächlich wieder mit den Dramen zwischenmenschlicher Beziehungen auseinandersetzen, nachdem die Wunden ihrer letzten Schlacht noch nicht verheilt waren? Nein. Besser nicht. Andererseits. Wäre er nicht das geeignete Übungsobjekt? Ein Womanizer, der offensichtlich gegen feste Bindungen ist, aber mit dem man Spaß haben kann? Warum eigentlich nicht. Sie könnte wenigstens ein bisschen mit ihm flirten. Ein heißer Sommer und ein unverbindlicher Mann. Besser kann es doch nicht sein, um die durch männliche Artgenossen ausgelösten Verletzungen zu kurieren. Und sie war sich ja schließlich sicher, dass sie außer einem Flirt nichts weiter von ihm wollte. Alexandras Blick wandte sich entschlossen zu Hannes hin, in der Absicht, sich in das Gespräch zwischen ihm und Doro einzuklinken.
„Na, willst du ihn gleich hier vernaschen, oder soll ich ihn dir einpacken?“ Caros leise Stimme an ihrem Ohr ließ sie aufschrecken.
„Ooops, ich habe dich gar nicht kommen gehört.“
„Das kann ich mir vorstellen. So sehnsüchtig, wie du das allgemeine Objekt der Frauenbegierde angeschaut hast!“
„Habe ich das? Ich war so in Gedanken, ich weiß gar nicht, wo ich hingeguckt habe.“
„Mach mir nichts vor, Herzensschwester. Ich kenne deine sehnsüchtigen Blicke.“
„Ach Quatsch“, leichthin schüttelte Alexandra ihren Kopf, „obwohl.“ Sie drehte sich zu Caro um. „Er ist zwar kein Tarzan, aber der Oberkörper ist schon einen zweiten Blick wert, oder?“
„Allerdings. Kannst du dich an Brad Pitt in Troja erinnern? Kommt schon nah ran. Einfach lecker!“ Caro leckte sich die Lippen.
Alexandra lachte leise und trat einen Schritt zurück. Sie sah ihre Cousine von oben bis unten an. „Lass dich mal ansehen. Ich fühle mich underdressed. Du bist auch so schick wie Doro!“
Caros Füße steckten in mörderischen High Heels. Dazu trug sie eine nietenbesetzte Jeans und ein schmales edles Top, das über und über mit blauen und grünen Pailletten bestickt war. Alexandra hatte Sandalen, eine einfache, bis zu den Waden gehende weiße Sommerhose und ein schmales schwarzes T-Shirt an.
„Nein, Schatz. Du bist nicht underdressed. Ich musste heute einfach mal aus meinen Mama-Klamotten raus. Als Mutter ist man meistens praktisch gekleidet. Und wenn man dann mal eine Gelegenheit hat, neigt man da manchmal zur Übertreibung. Allein schon eine so weiße Hose, wie du trägst, ist als Mutter ein unkalkulierbares Risiko. Jedenfalls, wenn die eigenen Kinder im Umkreis von fünfzehn Meter sind.“
Caro sah zu Doro und fing an zu lachen. „Du hast heute auch deine Mama-Uniform abgelegt, oder?“
„Ja. Aber ich bin total aus dem Training. Ich weiß nicht, wie lange ich diese Schuhe aushalte.“ Doro wies auf ihre Pumps. „Die Zeiten, in denen man in solchen Schuhen Nächte durchtanzte, sind endgültig vorbei, fürchte ich.“
Alexandra lachte. „Wenn ich mir euch beide so anschaue, dann denke ich: eure Nächte kommen erst noch!“
Mittlerweile waren mehr und mehr Gäste eingetroffen. Alexandra begrüßte Stella Wegemuth mit ihrem Mann Frank und den beiden Kindern. Beiläufig bemerkte sie, dass Hannes nach kurzer herzlicher Begrüßung von Frank und dem üblichen reservierten Abnicken von Stella sich schnell zu einer Gruppe anderer Gäste verdrückt hatte. Scheinbar sein übliches Verhalten, konstatierte sie. Alexandra wandte sich Wegemuths zu. Stella eröffnete ihrem Mann, dass Alexandra die Frau ist, um deren Computer Netzwerk er sich zu kümmern habe, was Frank mit einem herzlichen Lächeln quittierte.
„Meine Frau ist hochschwanger, da darf ich keine Arbeitsaufträge ablehnen, ohne eine hormonelle Krise mit sofortigem Wehenbeginn zu provozieren ...“
Stella nickte. „Genauso ist das. Aber abgesehen davon, wenn der kleine Töffel nicht bald rauskommt, platze ich sowieso.“
„Ja, aber die Schweinerei machst du dann gefälligst selber weg“, sagte Fritz laut, kam mit einem Glas auf die kleine Gruppe zu und drückte Stella fest an sich. „Wie lange noch?“
„Wenn ich das nur
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