Rheingau-Roulette
wüsste! Termin habe ich am dritten Juni. Aber der kleine Alien ist neugierig auf die Welt. Der kommt bestimmt früher!“
„Ich trinke schon seit Wochen nur noch alkoholfreies Bier, weil ich jeden Moment denke, es könnte losgehen und ich muss sie in die Klinik fahren.“
Stella tätschelte ihrem Mann lächelnd die Hand.
„Beruhige dich, Schatz. Deine Eltern kommen bald aus dem Urlaub zurück, dann schicken wir die Kinder dahin. Und wenn Töffel da ist, dann kannst du dir wenigstens an einem Abend so richtig die Kante geben.“
Frank lächelte zurück. „Darauf kannst du wetten! Ich werde Hannes auf dem Hof heimsuchen und dann werden wir die Nacht durchmachen. Falls es nachts kommt.“
Stellas Lächeln verwandelte sich in eine gleichgültige Miene und sie wandte sich schnell ab.
Alexandra sah sich um. Es waren viele Gäste da, die auch schon bei Caro auf der Party waren. Neben der Terrasse war auf der linken Seite ein Tanzboden mit einer kleinen Bühne aufgebaut, die Gleiche, die auch schon bei Caro im Garten stand. Auf der rechten Seite ein Grill, den Fritz und Arno mit Grillgut bestückten. Daneben war eine Tischreihe für das Buffet aufgebaut.
Alexandra stellte ihre Dosen mit den Antipasti und dem Salat ab und ließ den Garten auf sich wirken. Er war nicht sehr groß, aber gut geschnitten. Im hinteren Teil des Gartens war eine hölzerne Kinderspielburg aufgebaut, die gerade von einer Reihe von Prinzessinnen bevölkert war. Die Jungens hatten sich mit einem Fußball auf die Straße verzogen und behinderten dort nachhaltig den Anliegerverkehr - was aber keinen weiter störte. Als sich Alexandra wieder zu den Erwachsenen drehte, die auf und um die Terrasse in kleinen Gruppen standen und saßen, fiel ihr Andrea auf. Sie stand neben Hannes und flirtete augenscheinlich heftig mit ihm. Alexandra zuckte mit den Schultern. Sollen sie doch. Andi war ja schon das letzte Mal so reserviert, nur weil sie sich einem Moment allein mit Hannes unterhalten hatte. Also wird sie wohl Ambitionen haben. Gerade als sie den Blick abwenden wollte, fing sie ein amüsiertes Grinsen von Hannes auf, der sie ansah. Ob sie die beiden stören sollte? Sie beschloss, Andrea anzusprechen. Schließlich schien sie ja auch Erfahrungen mit bösartigen Streichen gemacht zu haben und es könnte nicht schaden, sich mit ihr darüber auszutauschen. Sie bewegte sich langsam durch den Garten auf Andrea zu, als ihr Thessmann lächelnd entgegen kam und sich ihr in den Weg stellte.
„Hallo, du auch hier, wie schön!“ Er sah sie freundlich an und nahm sie am Arm. „Komm, lass uns gleich mal ne Runde tanzen.“ Er ließ sie nicht zu Wort kommen und zog sie ungeachtet ihres Sträubens auf den hölzernen Tanzboden, der von einer Band bespielt wurde. Es waren die Chinchillas, die Band, mit der Doro und Fritz normalerweise spielten. Für den heutigen Abend war eine Leadsängerin eingesprungen, damit Doro Zeit zum Feiern hatte.
„Ich wollte gar nicht tanzen!“
Thessmann grinste. „Ich weiß. Aber du wirktest so verloren, da dachte ich, ich gebe dir ein Ziel!“
„Ich wirke verloren?“ Alexandra blickte in braune Augen. „Und du? Bist du hier nicht auch etwas verloren? Musst du nicht deine Predigt für morgen vorbereiten?“
Die braunen Augen blitzten sie verwegen an. Alexandra registrierte das Spiel seiner Muskeln unter seinem Hemd, als er sie in einer wilden Drehung über den Tanzboden schob. Sie stolperte. Seine Arme schützten sie vor einem Sturz. Die Finger ihrer linken Hand hatte sie halt suchend in seinen Arm gekrallt. Stahl. Die andere lag auf seiner Brust. Irritiert versuchte Alexandra, das Gleichgewicht zurück zu gewinnen. Wieso hat ein Pfarrer Muskeln?
Thessmann hielt sie fest und neigte seinen Kopf an ihr Ohr.
„Na, endlich aus der Fassung gebracht?!“, flüsterte er und lächelte sie an. Und wie er sie anlächelte! Alexandra schluckte. Der Pfarrer flirtete! Mit ihr! Und er war alles andere, aber nicht zurückhaltend dabei. Sie spürte seinen Körper deutlich und er genoss die Irritation, die er unverkennbar in ihr auslöste, das konnte sie seinem Gesichtsausdruck ansehen. Frech.
„Die Predigt brauche ich erst übermorgen. Aber ich brauche Inspirationen, deshalb muss ich mir mal die Beine vertreten gehen.“
Thessmann sprach völlig normal und der Moment, der ihre kurze Bekanntschaft auf ein anderes Niveau zu heben schien, war vorbei. Alexandra tanzte so gut sie konnte weiter und versuchte ihre aufkeimende Nervosität zu
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