Rheingau-Roulette
anblickte.
„Na meine Damen, dann lasst uns mal feiern gehen!“
Er hakte Hanne unter und ging mit ihr durch den Flur in die Küche, von der eine Tür in den Garten führte. Alexandra ging, von der Situation leicht verwirrt, hinter Hannes her, der sich nach ihr umdrehte und ihr zuzwinkerte. Als sie auf die Terrasse trat, fühlte sie sich von Fritz umarmt und begrüßt, der sie gleich weiter zu Doro schob. Alexandra sah aus den Augenwinkeln, wie Hannes die merkwürdige alte Dame an einem Tisch im Schatten platzierte.
„Sie wollte mich nicht reinlassen.“ Alexandra deutete auf Hanne. „Wer ist das?“
Doro lachte leise mit ihrer rauchigen Stimme. „Kennst du sie nicht mehr? Hanne. Hannelore, meine bösartige Schwiegermutter. Seit Liesel tot ist, ist ihr Geist zunehmend abwesend.“
„Ich kann mich nicht an sie erinnern. Sie war mit Liesel befreundet?“
„Nun ja, sagen wir mal so: Liesel hat sich nicht so sehr um ihr Schandmaul geschert und ist regelmäßig mit ihr ins Theater gegangen. Aber sonst hatten die Beiden nicht so viel gemeinsam.“
„Hm. Ich kann mich nicht erinnern, dass Liesel jemals von ihr gesprochen hat.“
„Ich glaube, hier im Dorf spricht niemand gern über Hanne. Sie ist einfach eine böse alte Frau.“
„Schwiegermonster?“
Doro nickte. „Wie aus dem Märchen. Sogar meine Tochter Janine hat unter ihr zu leiden. Nur die Jungs, die dürfen immer machen, was sie wollen. Sie ist auf alle Frauen eifersüchtig und hat mir nicht verziehen, dass ich ihren Sohn geheiratet habe. Wie das so oft ist.“ Sie zuckte mit den Schultern. „So langsam wird es besser. Sie wird immer verwirrter und ist zunehmend liebenswerter - soweit man das bei der Ausgangslage überhaupt so bezeichnen kann.“
„Aber ich habe dir ja noch gar nichts zu trinken angeboten. Hier.“ Doro reichte Alexandra ein Tablett mit verschiedenen Getränken. „Bedien dich und sei willkommen in unserem kleinen Reich.“ Alexandra nahm sich dankbar ein Glas mit Wasser und prostete Doro zu.
„Auf dein Wohl Doro. Auf eine schöne Party. Wir feiern in deinen Geburtstag rein, nicht wahr?“
„Ja. Morgen werde ich 37 Jahre alt.“ Dorothea seufzte. „Nicht mehr lange, bis die böse Zahl auftaucht.“
„Vergiss es. Du hast übrigens einen tollen Fummel an!“ Alexandra betrachtete Doro, die trotz ihrer Körperfülle in dem dunkelgrünen Etuikleid sehr gut verpackt war. Sie trug hohe lila Pumps und ihre großen Ohrringe, die im gleichen Ton wie die Schuhe schimmerten, bildeten einen angenehmen Kontrast zu den dunklen Haaren, die sie sich mit Gel ins Gesicht frisiert hatte.
„Nicht nur das Kleid sieht toll aus.“ Neben Alexandra stand Hannes. Er küsste Doro auf beide Wangen und sagte: „Ich hab Hanne dahinten ruhig gestellt. Sie hat ihren Lieblingsdrink und dein netter Drummer flirtet gerade ein wenig mit ihr.“
„Vielen Dank, Hannes. Nimm dir etwas zu trinken. Ich nehme an, du bist zu Fuß hier und darfst dich den alkoholischen Getränken widmen?“
„Trinken ja, aber: nein. Ich meine, ich bin nicht zu Fuß hergekommen. Ich habe ein altes Damenfahrrad dabei, das ich seiner Besitzerin gern zurückgeben möchte.“
Er sah Alexandra an. „Es steht draußen vor dem Gartentor, ich habe es repariert.“
„Oh. Vielen Dank.“ Sie lächelte ihn an. „Auch für den Lotsendienst eben an der Tür.“
Hannes grinste. „Ja, sie ist mitunter recht bissig, die alte Dame“, er neigte sich zu Alexandra, „aber ich verrate dir was: meinem männlichem Charme kann sie einfach nicht widerstehen. Da wird sie weich wie Butter und schmilzt dahin!“
„So, so. Deinem männlichen Charme.“
Mit hochgezogener Augenbraue sah Alexandra ihn an und nippte an ihrem Wasser. Er roch schon wieder so unverschämt gut. Als er sich zu ihr neigte, war eine dezente Wolke seines Aftershaves an ihre Nase gedrungen. Lecker. Er quatschte mit Doro, eine gute Gelegenheit ihn noch mal genauer zu betrachten. Er trug eine legere dunkle Trekkinghose mit Gürtel, die bis zur Wade ging und Sandalen. Sein weißes Oberteil hatte einen geknöpften Ausschnitt, aus dem gebräunte Haut blitzte. Der Schnitt des T-Shirts betonte breite Schultern und Oberarme, deren Muskulatur gut definiert sichtbar war. Alexandra sinnierte vor sich hin. Nein, George Clooney war es nicht, der hier neben ihr stand. Aber er sah besser aus, als sie anfänglich dachte. Und hatte Arme, auf die sich ein zweiter Blick durchaus lohnte. Sie seufzte. Fing sie an, sich den Mann schön zu
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