Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rheingau-Roulette

Rheingau-Roulette

Titel: Rheingau-Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sia Wolf
Vom Netzwerk:
über die Schulter zu und lächelte. „Hätte ich sollen?“
    Er lachte. „Nein. Oder eigentlich doch. Ich hatte eine Fahrt mit meinen Konfirmanden und anschließend bin ich ein paar Tage mit einem alten Freund auf Angeltour gewesen.“ Er setzte sich neben sie.
    „Du angelst?“
    „Yep. Aber nur große Fische!“ Thessmann zeigte mit beiden Händen etwa einen Meter an. „Sehr große Fische!“
    „Hätte ich mir denken können, dass du dich nicht mit Kleinkram abgibst!“, sagte Alexandra leichthin.
    Die Situation war komisch. Sie konnte ihn nicht richtig einschätzen und nach ihrer letzten Begegnung war ihre Beziehung zueinander nicht klarer geworden. Thessmann schien ausgesprochen gut gelaunt zu sein, er summte leise vor sich hin und winkte Andrea zu, die sich allein auf der Tanzfläche sehr langsam bewegte.
    „Bombenstimmung hier. Wie wär´s mit einem kleinen Tanz?“ Er sah Alexandra auffordernd an.
    „Lieber nicht.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich beginne, nur bei dem Gedanken an körperliche Nähe, gepaart mit Bewegung, heftig zu schwitzen.“
    „So schmutzige Gedanken kommen dir bei der Vorstellung eines Tanzes mit mir?“ Er grinste.
    Sie lachte laut auf. „Du bist frech!“
    „Genau. Also, was ist jetzt?“
    „Ich meinte das ganz ernst eben. Es ist mir zu warm. Zu schwül, um genau zu sein.“
    „Hm. Lass mich überlegen. Wie wäre es mit einem eisgekühlten Wein, der dich ein wenig locker macht?“ Er legte den Arm um ihre Schultern und drückte sie sanft an sich. „Oder hast du Angst, dass es eine Fortsetzung von dem nächtlichen Abschied nach der Taufparty gibt, wenn du Wein getrunken hast?“
    Alexandra rutschte ein wenig von ihm weg. Aus den Augenwinkeln konnte sie sehen, dass sie mehrere Augenpaare beobachteten. Besser, wenn sie hier in der Öffentlichkeit so viel Distanz schafft, dass keiner auf dumme Gedanken kommt. Ernst sah sie ihn an und sagte: „Ich dachte, das hätten wir geklärt?“
    „Natürlich haben wir das geklärt.“ Thessmann lächelte sie lieb an. „Du bist nicht verliebt, und ich bin scharf wie Nachbars Lumpi!“
    Alexandra musste lachen. „Du bist auch nicht verliebt. Wenn du es wärest, würdest du doch nicht so mit mir reden, oder?“
    „Natürlich nicht. Ich würde nie zugeben, dass ich scharf bin. Außer, ich wäre es.“ Er grinste unverschämt. Sein Blick entblätterte sie. „Ich würde dich jetzt schon gern entführen und dir genauer zeigen, was ich meine!“
    „Frech bist du.“ Sie musste immer noch lachen. „Außerdem guckst du unverschämt in meinen Ausschnitt.“
    „Ich dachte immer, Frauen tragen solche Ausschnitte genau zu diesem Zweck?!“
    „Aber doch nicht, damit sich Pfarrerblicke darin unbotmäßig verlieren.“ Alexandra stand auf, beugte sich zu ihm herunter und hielt dabei mit der Hand ihr schmales Top an die Brust gepresst.
    „Da kommt Sändi. Sie möchte bestimmt deine seelsorgerische Betreuung. Ihre reinrassige Hündin hat sich von einer Promenadenmischung schwängern lassen, hab ich gehört. Er soll nicht nur einmal, sondern mindestens dreimal auf ihr herum gehopst sein! Und der Gärtner hat behauptet, sie hätte dabei gegrinst! Quel Malheur!“
    Thessmann lächelte. „Der Bastard hat sich also unbotmäßig einer Dame genähert? Interessant!“ Er stand ebenfalls auf. „Und was uns betrifft, meine Liebe: Da ist die letzte Messe noch nicht gelesen!“
    „Wäre auch blöd. Ich dachte immer, nur bei den Katholiken gibt es Messen. Dann wärst du ja ein katholischer Priester.“ Sie gab ihm einen kleinen Klaps auf den Arm. „Obwohl - da käme ich in Versuchung, das wäre ja schon wieder spannend! So ... so sündig!“
    Jetzt war es an ihm, laut aufzulachen. „Das hätte ich mir denken können.“ Er hob die Hand und zog an einer Locke, die sich vorwitzig in ihr Gesicht drängte. „Das Dornenvögel-Syndrom! Die verbotenen Früchte sind es, die dich scharfmachen.“
    Sie lächelte ihn an. „Was erwartest du? Ich bin eine Eva!“
    Thessmann kam nicht dazu, ihr zu antworten. Sändi kam auf sie zu, um in der gleichen spitzen Tonart wie ihr Blick zu flöten:
    „Na, ihr amüsiert euch ja gut. Darf man mitlachen?“
    „Gern doch. Wir haben gerade über sündige Pfarrer und unbotmäßige Hunde gesprochen. Und warum eine Promenadenmischung zu sein so ein lustvolles Geschäft sein kann“, sagte Alexandra schnell, bevor Thessmann etwas sagen konnte. Sie grinste ihn frech an und verließ hastig den Platz, um Sändis neugierigen

Weitere Kostenlose Bücher