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Rheingau-Roulette

Rheingau-Roulette

Titel: Rheingau-Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sia Wolf
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neuen Ausgaben, die ihr auferlegt wurden und ihr finanzielles Polster schmelzen ließen. Sie unterbrach Frank, der ihr gerade verschiedene Optionen für ihr Netzwerk vorstellte.
    „Sorry Frank, ich muss mit Hannes ein Wort unter vier Augen sprechen!“ Ihre Stimme klang frostig. Frostiger als sie beabsichtigte.
    Erstaunt sah Frank sie an. „Hört sich nicht gut an. Nach deinem Gesichtsausdruck zu urteilen, ist deine Stimmung nicht so sonnig wie die vergangenen Wochen?“
    „Nein. Es ziehen dunkle Gewitterwolken auf!“, sagte Alexandra, bemüht ihre Stimme ihm gegenüber freundlich klingen zu lassen, obwohl es sie große Beherrschung kostete.
    Frank blickte in den Abendhimmel. „Das tun sie, tatsächlich. Dann werde ich wohl mal den Heimweg antreten. Stella ist allein zu Hause mit den Kindern. Und sie hasst Gewitter. Außerdem es ist ohnehin schon nach zwölf, Zeit für alte Männer ins Bett zu gehen.“ Er gähnte.
    Alexandra drückte ihm einen Zettel mit ihrer Telefonnummer in die Hand. „Rufst du mich bitte an, damit wir das mit der Anlage klären können?“ Sie bemühte sich, ihren Zorn ihrer Stimme nicht anmerken zu lassen.
    „Aber sicher“, sagte Frank freundlich. Er sah Alexandra einen Moment nachdenklich an und nach einer kleinen Pause sagte er: „Wenn du Zoff mit Hannes hast, dann solltest du diplomatisch sein. Er kann hochgehen wie eine Rakete!“
    „Dann wird er erleben müssen, dass ich seiner Rakete ordentlich Feuer machen werde!“
    Frank grinste zweideutig. „Hm. Du machst seiner Rakete Feuer? Das wird ja spannend! Vielleicht sollte ich doch noch bleiben ...“
    Alexandra drehte sich abrupt um und steuerte durch den Garten auf Hannes zu. Der sanfte Wind, der sich in den wippenden Luftballons der Gartenhecke zeigte, frischte weiter auf. Sie wunderte sich immer noch, warum es ihr bisher nicht aufgefallen war, dass sie Hannes’ Stimme kannte. Er stand bei Andrea, mit der er augenscheinlich gerade etwas besprechen wollte, und telefonierte immer noch. Überrascht sah er auf, als sie ihn fest am Arm griff und rigoros mit sich zog.
    In den Augenwinkeln nahm sie Caro und Arno wahr, die ihr verwundert nachblickten, ebenso wie Andrea, die bisher neben Hannes stand und nun erstaunt die Augenbrauen hochzog. Hannes hielt noch immer das Telefon an das Ohr gedrückt und redete. Sein Tonfall war verändert und hörte sich jetzt wieder nach dem Hannes an, den sie kannte. Kühl mit einem leicht spöttischen Unterton, manchmal lächelnd und keineswegs so förmlich und kurz angebunden, wie in den letzten Gesprächen mit ihr. Er sah Andrea an, zuckte hilflos mit den Schultern und sagte, abgewandt vom Telefon zu ihr: „Wir reden später, ich werde gerade entführt!“, und folgte Alexandra, die ihn durch den Garten in eine Ecke zog, die nicht von Kindern oder Erwachsenen belagert war. Ein paar Bäume und Büsche grenzten den Gartenteil von der Hauptfläche ab, sodass sie etwas versteckt vor anderen Gästen miteinander reden konnten. Hannes verabschiedete seinen Gesprächspartner am Telefon, legte auf und sah Alexandra erwartungsvoll lächelnd an.
    „Und nun? Gibt es hier eine weitere Vorstellung aus der Serie ‘wie ich das Nacktputzen praktiziere‘, oder warum hast du so dringenden Gesprächsbedarf in dieser verschwiegenen Ecke?“
    Sein Lächeln regte Alexandra noch mehr auf. Sie wurde wieder rot. Der Ärger über sich selbst und die Folgen des Rheingau-Roulettes wurde durch den Ärger über ihn und seine Arbeit verdoppelt.
    „Du blöder Arsch!“ Wütend suchte sie nach Worten. „Du bist echt das Letzte.“
    Hannes sah sie erstaunt an. „Entschuldige, aber um mir das zu sagen, hättest du mich nicht durch den ganzen Garten ziehen müssen!“ Abwartend stand er lässig vor ihr. Diese Lässigkeit ließ Alexandras Wut aus ihrem Bauch hochsteigen, wie die Lava in einem Vulkan. In der einen Hand hielt er noch sein Handy, die andere hatte er in die Hosentasche seiner Hose gesteckt. Das Wetter, das sich in den letzten Minuten zusehends verschlechtert hatte, löste im Garten hektische Betriebsamkeit aus.
    „Warum hast du mir nicht gesagt, dass du für meine Praxiszulassung zuständig bist, Herr Bergner?“ Alexandra sprach schnell und betonte ‚Herr Bergner’ mit beißendem Unterton.
    „Und warum fällt dir erst jetzt ein, dass meine Praxisräume nicht geeignet sind? Jetzt, kurz vor der Eröffnung? Deinetwegen kann ich erst im August anfangen. Für deinen Kollegen war das alles kein Problem, nur du, du

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