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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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Hildkar, der dankbar nickte und gierig zu essen begann. Er war neugierig, aber er wartete geduldig darauf, daß Hildkar zu sprechen anfangen und ihnen seine Nachrichten überbringen werde. Als der junge Mann schließlich die letzten Käsekrümel von den Fingern geleckt und den Becher geleert hatte, platzte Sigfrid doch heraus: »Kannst du mir jetzt sagen, warum du gekommen bist? Was ist denn geschehen?«
    Hildkar seufzte und sah ihn nachdenklich an. »Also gut, hör zu. Der Burgunderkönig Gebika hat einen Vertrag mit den Römern geschlossen, durch den er das Gebiet westlich des Rheins hinter unserer Nord grenze bekommt. Er hat seinen Besuch angekündigt, um auch mit König Alprecht einen Vertrag zu schließen. Der König möchte, daß du bis dahin ebenfalls zu Hause bist. Die Burgunder werden am Vollmond von Thrimilci eintreffen. Dir bleibt also genug Zeit für den Rückweg, wenn du morgen früh aufbrichst.«
    Sigfrid warf einen Blick auf Regin und glaubte zu sehen, wie der Zwerg unter dem dichten grauen Bart die kräftigen Kaumuskeln bewegte. Regin starrte in das Schmiedefeuer, als suche er etwas unter den zuckenden blauen Flämmchen der Glut und habe Hildkars Worte nicht gehört. Plötzlich hob der Schmied den struppigen Kopf und sah den Boten an.
    »Kommt Gebika mit seiner Frowe und seinen Kindern?« fragte er. Hildkar blinzelte müde und schien Mühe zu haben, einen klaren Gedanken zu fassen. »Seine Frowe und die Kinder?«
    »Krimhild, Gunter, Gudrun und Hagen«, knurrte Regin ungeduldig. »Begleiten sie ihn, oder kommt der König nur mit seinem Gefolge?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte der junge Mann verwirrt. »Niemand hat etwas davon gesagt... Alprecht hat mir nur befohlen, Sigfrid bis zum nächsten Vollmond zurückzubringen.«
    Regin schnaubte. »Und du hast natürlich auch nicht gefragt! Daran läßt sich jetzt nichts ändern. Geht es der Frowe Herwodis gut?«
    »Ja. Und... sie hat auch eine Botschaft für dich.«
    Hildkar runzelte die Stirn, fuhr sich mit der Hand durch die zerzausten Haare und rang die Worte seiner Erinnerung ab. »>Herwodis läßt ihren Urgroßonkel grüßen und bittet ihn, seinen Neffen persönlich zu Alprechts Halle zu bringen.<«
    Der Zwerg schnaufte zufrieden. »Gut«, flüsterte er, und es klang wie ein Zischen. Er erhob sich und stapfte zum Amboß, wo halb geschmiedete Metallstäbe lagen. »Sigfrid, du gehst wieder hinaus an die Arbeit. Wenn du dich beeilst, kannst du deinen Dolch mitnehmen. Ich möchte, daß du damit fertig wirst, denn ich glaube, es wird eine Weile dauern, bis du wieder Eisen schmiedest.«
    »Warum?« fragte Sigfrid. Regin machte nur eine gereizte Handbewegung, als verscheuche er eine Fliege, und begann zu arbeiten. Sigfrid sah verwirrt zu Hildkar. »Gibt es noch etwas, was ich wissen müßte?«
    »Du weißt jetzt alles, was ich weiß«, erwiderte der Bote müde und rutschte etwas tiefer. Sigfrid wollte Hildkar schon sein Lager anbieten, als sein Blick auf das zerbrochene Gestell und das Durcheinander der Hölzer fiel. Deshalb wies er auf die Decken und sagte: »Nimm dir, was du brauchst. So wie du aussiehst, mußt du jetzt schlafen.«
    »O ja«, murmelte Hildkar. »Wenn Regin eines der Pferde angenommen hätte, die ihm Chilpirich und Alprecht immer wieder schenken wollten, dann wäre es für alle einfacher. Ich bin wie ein Verrückter geritten, damit ihr beide genug Zeit habt, zu Fuß zu gehen.« Sigfrid zuckte die Schultern. »Wer weiß schon, warum Regin etwas tut oder nicht?« flüsterte er und warf einen Blick auf die dunkle Gestalt vor der Esse. »Ich muß jetzt wieder an die Arbeit, sonst bekomme ich eine Woche lang nur Vorwürfe zu hören. Mach es dir bequem, so gut es geht.«
    Hildkar kroch unter die Decken, Sigfrid eilte in die Sonne hinaus, setzte sich an den Schleifstein und begann, ihn zu drehen. Er zuckte bei dem ersten kreischenden Ton zusammen, mit dem Stein und Eisen sich berührten, trotzdem trat er etwas schneller, damit er mit der Arbeit bald fertig sein würde.

    *

    Sigfrid und Regin wanderten so schnell, wie der alte Zwerg gehen konnte. Das war jedoch so langsam, daß Sigfrid bald ungeduldig wurde. Er lief deshalb stundenlang durch den Wald, ehe er zu dem Weg am Rhein zurückkehrte. »Bist du ein Zwerg oder eine Schnecke?« rief er aufgebracht, aber Regin hob kaum den grauen Kopf, um Sigfrid einen strengen Blick zuzuwerfen; und als sein Pflegesohn den neuen Dolch hoch in die Luft warf und wieder auffing, brummte er nur mürrisch und

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