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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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Untiefe zu, wo das
    gurgelnde Wasser weiß um schwarze Felsen schäumte. Der Fährmann griff nach den Rudern und arbeitete wie ein Wilder, um das Floß aus der Strömung heraus und an der Untiefe vorbeizubringen. Der Schweiß rann ihm über die Stirn, sein Atem klang rauh und heiser, und er rang nach Luft, als das Floß endlich ans andere Ufer stieß.
    »Wie... wie gut... bist du im Tragen, Junge?« keuchte Anshelm. »Hoffentlich... sehr gut... denn du mußt das Floß... flußaufwärts tragen.« Er ließ die Ruder fallen, krümmte sich und preßte die Hände auf den Bauch.
    Sigfrid warf einen Blick auf das Floß und dann auf den Fluß. Die Strömung schien nicht so stark zu sein... Warum tragen, er nahm die Ruder, stieß wieder vom Ufer ab und steuerte geradewegs in die Strömung. Das Floß trieb in die eine und dann in die andere Richtung, während er versuchte, es auf Kurs zu bringen und die Ruder im gleichen Rhythmus ins Wasser zu tauchen; er brauchte eine Weile, aber dann bewegte es sich langsam flußaufwärts. Sie kamen besser voran, als Sigfrid beim Rudern seinen Rhythmus fand. Seine Arme schmerzten, und auch er keuchte, als das Floß vor dem Gasthaus ans Ufer stieß. Aber er sah den Fährmann und den Zwerg mit einem triumphierenden Grinsen an. »Allmächtiger...«, schnaufte der Fährmann, »wer in der Götter Namen ... bist du?«
    »Ein junger Dummkopf mit mehr Kraft, als er nützlich anzuwenden weiß«, erklärte Regin trocken und stand wieder auf. »In anderen Worten, er ist ein ungeschickter Tölpel. Und morgen wird er müde sein, denn während du und ich schlafen, wird er dir eine neue Stange machen ... nicht wahr, Wulfi?«
    »Warum nicht?« erwiderte Sigfrid unbekümmert. Er drückte dem sprachlosen Anshelm die Ruder in die Hände und sprang ans Ufer, während das Floß hinter ihm heftig schwankte. »Ich glaube, ich habe doch genug Fett auf den Rippen, was?« rief er über die Schulter zurück.
    Der Fährmann und Regin überhörten seine Worte; sie verließen das Floß und zogen es auf das Ufer. Sigfrid zuckte die Achseln und lief zum Gasthof voraus. Über der Tür schaukelte eine Holztafel im leichten Sommerwind. Die abblätternde Farbe zeigte einen schwarzen Wolfskopf mit scharfen Zähnen und einer langen roten Zunge, die in einem schäumenden Bierkrug hing.
    Sigfrid trat in den kühlen dunklen Wirtsraum. Eine schwarzweiß gefleckte Ziege hob den Kopf und sah ihn mißtrauisch an, ehe sie weiter an dem schmutzigen Stroh auf dem Boden kaute. Zwei Männer saßen mit einer dicken grauhaarigen Frau am Kopfende eines langen Tischs und würfelten. Als die Frau Sigfrid bemerkte, verzog sie geringschätzig das Gesicht.
    »Was willst du?« fragte sie. Sigfrid sah sie verblüfft an. Niemand außer Regin hatte je mit ihm so gesprochen... und Regin war etwas anderes. Er konnte es sich leisten, unhöflich gegen jeden zu sein. Die Wirtin machte eine wegwerfende Bewegung. »Geh, Junge, geh«, sagte sie, »ich bin sehr beschäftigt.«
    Sigfrid sah sich in dem leeren Raum um und blickte dann auf den Würfelbecher in ihrer Hand. »Aber es sind doch kaum Gäste da.«
    »Ich bin sehr beschäftigt«, wiederholte die Frau. Sigfrid richtete sich hoch auf und trat näher. Einer der Männer musterte ihn mißtrauisch und sichtlich verärgert; der Ältere wollte gerade aufstehen, als die Tür geöffnet wurde.
    »He, Wulfi! Dein Meister wartet unten am Floß auf dich!« rief der dicke Fährmann, der in der Tür erschien und sich die Stirn wischte. »Du sollst ihm etwas herauf tragen. Also ich beneide ihn nicht... einem Wilden wie dir etwas beibringen zu müssen...« Anshelm ging an Sigfrid vorbei zur Wirtin: »Du solltest ein Zimmer fertig machen, Gutrid. Es kommen Gäste. Aber paß auf, daß alles Zerbrechliche außer Reichweite ist!« Er lachte und wies auf Sigfrid, der beim Hinausgehen noch hörte: »Ich muß schon sagen, so etwas habe ich noch nicht erlebt...«
    Regin stand neben dem Bündel und sah seinen Pflegesohn unter den dunklen Brauen finster an. »Was bildest du dir ein?« fauchte er. »Was ist das für ein Lehrling, der die schwere Arbeit seinem Meister überläßt?«
    »Aber ich habe nie etwas von deinen Sachen anfassen dürfen«, entgegnete Sigfrid aufgebracht. »Wie kann ich wissen, was ich tun soll, wenn man mir nichts erklärt?«
    Regin schnaubte. »Mach die Augen auf. Hast du noch nie einen Lehrjungen mit seinem Meister gesehen?«
    »Darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht«, gestand Sigfrid.
    »Dann

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