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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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war.
    Sigfrid und Regin mußten warten, bis der Fährmann aus dem Gasthaus am anderen Ufer kam. Als der Mann endlich erschien, klopfte er sich zufrieden auf den dicken Bauch, ging gemächlich zum Wasser hinunter und machte sich umständlich an seiner Fähre zu schaffen, bis Sigfrid schließlich ungeduldig rief: »He! Fährmann! Wir wollen übersetzen!«
    Regin stieß seinem Pflegesohn mit dem Ellbogen gegen den Hüftknochen. Sofort stand Sigfrid nicht mehr so hoch aufgerichtet und herausfordernd da, sondern duckte sich und nahm eine unterwürfige Haltung ein.
    Das Floß schwankte auf den Wellen. Der dicke Fährmann ließ die kräftigen Muskeln spielen, während er sein Gefährt sicher über das strudelnde, schäumende Wasser lenkte. Die Flut versuchte erfolglos, ihn stromabwärts zu treiben.
    Nahe am Ufer stieß er die lange Stange auf den Grund, stützte sich darauf und wartete, bis sein Atem wieder ruhiger ging. Dann rief er: »Ihr wollt hinüber, was? Und wer glaubt ihr zu sein?« Seine Stimme klang angenehm, und er lächelte beim Sprechen. Um den Hals trug er ein einfaches langes Holzkreuz.
    Regin trat Sigfrid fest auf den Fuß und stellte sich schnell vor ihn. »Du kennst mich, Anshelm... du kennst Regin, den Schmied. Du hast mich schon oft übergesetzt. Das ist mein Gehilfe Wulfi.«
    »Etwas zu alt für einen Lehrjungen«, erwiderte Anshelm. »Dreizehn Winter«, erklärte Regin knapp.
    Der dicke Fährmann musterte Sigfrid von oben bis unten, dann pfiff er durch die gelben Zähne: »Wenn er so weiterwächst, wird er eine lange Latte. Bei diesem Hochwasser seid ihr zwei keine leichte Fracht.«
    »Wieviel?«
    »Dein Lehrling ist so groß wie ein ausgewachsener Mann, und du mußt auch den vollen Preis für ihn bezahlen... also, dasselbe wie für dich... zwei Becher Bier. Und
    zu dieser Jahreszeit bekomme ich einen Becher zusätzlich.«
    »Das Ostarafest liegt schon fast einen Mond zurück«, widersprach ihm der Schmied. »Trotzdem. Sieh dir doch das Wasser an. Hast du jemals solche Stürme erlebt wie in diesem Jahr?«
    »Vor drei Jahren waren sie schlimmer. Damals waren die Ufer überflutet, und nach der Überschwemmung vor zehn Jahren waren alle Wege zerstört. Vielleicht bin ich alt, Anshelm, aber meinen Verstand habe ich noch nicht verloren. Ich kaufe drei Becher Bier für uns alle, und Wulfi hilft dir mit der Stange.«
    Anshelm schnaubte verächtlich. »Mir helfen? Du möchtest, daß ich einem unerfahrenen jungen Burschen mein Floß anvertraue? Er mag zwar groß sein, aber er hat nicht genug auf den Rippen, um mir helfen zu können. Ein Mann, der meine Arbeit verrichten will, muß Speck auf dem Leib haben.« Er schlug sich lachend auf den dicken Bauch. Regin wartete stumm und ließ sich nicht erweichen. Schließlich sagte der Fährmann: »Also gut, drei Becher und einen Laib Brot, und dein Lehrjunge hilft mir mit der Stange.«
    »Einen halben Laib.«
    »Gut, einen halben Laib.« Der Fährmann seufzte. »Wenn ich dich nicht so gut kennen würde...«
    »Ich weiß, dann könntest du mehr aus mir herauspressen.«
    »Niemand außer dir will einem ehrlichen Mann keinen anständigen Lohn für seine Arbeit zahlen.« Er stakte das Floß ans Ufer und brachte es geschickt wieder ins Gleichgewicht, als es sich unter der Last von Regin und seinem Werkzeug bedenklich zur Seite neigte. Sigfrid duckte sich, sprang und landete geschickt mitten auf dem Floß. Anshelm stand der Mund offen, und Regin schüttelte den Kopf. Sigfrid schob lachend die langen Haare aus seinem Gesicht. »Dummkopf!« schimpfte der Fährmann, »willst du uns alle ins Wasser werfen? Wenn du mir helfen willst, dann tust du, was ich dir sage, verstanden?«
    Sigfrid lächelte ihn unschuldig an, senkte aber schnell den Kopf und sagte: »Gut, tut mir leid.« Etwas besänftigt, zeigte der Fährmann Sigfrid, wie er die Stange anfassen sollte. »Jetzt drück gegen den Grund... so, und du mußt fest schieben.«
    Sigfrid holte tief Luft, drückte mit ganzer Kraft, und das Floß schoß in die Strömung. Er lachte laut, als Anshelm erschrocken aufschrie, und Regin der Länge nach auf die Planken fiel. Sigfrid stieß die Stange noch einmal ins Wasser, aber er erreichte den Grund nicht mehr. Er hob die Stange und wollte das Floß gegen die Strömung lenken, aber sie zerbrach beim ersten Schlag auf das Wasser.
    »Was zum... aufhören, du Dummkopf! Hör auf und laß mich rudern!« schrie Anshelm. Der Rhein trug sie schnell flußabwärts. Sie trieben auf eine tückische

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