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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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feierliche Teil des Abends. Alprecht und Gebika saßen in der Mitte auf den erhöhten Ehrenplätzen, Sigfrid rechts neben seinem Stiefvater, Gunter und Hagen links neben dem Burgunderkönig. Neben Hagen saß der Sinwist, und Regin rechts neben Sigfrid. Der Zwerg war den ganzen Abend über stumm wie Stein. Nur die blitzenden Augen in seinem faltigen Gesicht verrieten, daß er lebte. Alprecht brachte den ersten Trinkspruch aus.
    »Ich trinke auf Ziw, denn er läßt den Würdigen im Kampf siegen!« rief der König der Alemannen. Viele in der Halle taten es ihm gleich, aber andere vertrauten lieber auf ihre eigene Kraft oder tranken auf Thor.
    Sigfrid hatte ebenfalls das Glas gehoben, um nach alemannischem Brauch Ziw zu ehren. Aber als der Fackelschein rötlichgelbe Flammen in dem hellen Wein auflodern ließ, blickte er wie verzaubert auf das Spiel der Farben und flüsterte: »Auf Wotan, für den Sieg, den er schenkt.«
    Gudrun trat zu ihm und wollte sein Glas füllen. Da ihre Hand zitterte, stieß der Krug mit einem hellen Ton gegen das Glas. Sigfrid legte seine Hand schnell auf ihre und drückte sie. Gudrun biß sich errötend auf die Lippen, lächelte aber, ehe sie die Hand zurückzog. Alprecht brachte auch die nächsten Trinksprüche aus, in denen er Nerth und Fro Ingwe um Frieden und Fruchtbarkeit bat. Dann erhob sich Gebika. Er stellte sich breitbeinig neben Alprecht, umfaßte den Pokal mit beiden Händen und begann mit lauter Stimme zu allen in der Halle zu sprechen.
    »Alprecht, König der Alemannen, unsere Väter waren Feinde wie ihre Väter und die Väter vor ihnen, seit der Krieg um die Salzquellen begann. Jetzt ist die Zeit gekommen, unseren Streit zu begraben, denn wir haben uns unter das römische Gesetz gestellt. Welches Geschenk bietest du uns als Zeichen des Friedens, damit das neue Band für alle sichtbar wird?«
    »Ich gebe zwölf der besten alemannischen Pferde, neun Stuten und drei Hengste und zwei Knechte, die wissen, wie man sie reitet und wie man mit ihnen umzugehen hat. Welches Geschenk bietest du, Gebika, Hending der Burgunder? Was hat dein Volk, das so wertvoll ist wie unsere Pferde?«
    »Die Pferde der Steppe sind für die Menschen mit dem Blut der Steppe«, antwortete Gebika. »Aber das Haus der Gebikungen besitzt einen größeren Schatz als Pferde oder Gold. Zum Zeichen unserer Freigebigkeit biete ich deiner Sippe diesen Schatz.« Er legte Gudrun den Arm um die Schulter und schob sie vorwärts, bis sie vor Alprecht und den versammelten Männern stand. Gudruns lange Haare fielen ihr über den Rücken, und sie richtete sich stolz auf. Die Flammen warfen goldrote und gelbe Muster auf ihr weißes Kleid, funkelten auf ihrer Silberbrosche und dem goldenen Griff des kleinen Dolchs und glühten tief rot in den Granaten ihrer Gürtelschnalle. »Das ist Gudrun, meine Tochter! Zum Zeichen unseres Friedens gebe ich sie deinem Sohn Sigfrid als Verlobte. Er soll sie heiraten, wenn er zum Mann herangewachsen ist und sich einen Ruf als Krieger erworben hat. Als Mitgift erhält sie sechzig Unzen Gold und doppelt soviel Silber, und außerdem vierundzwanzig meiner besten Rinder, denn niemand soll sagen können, unsere Sippe sei nicht reich. Laß uns die Jahre der Kämpfe zwischen unseren Völkern mit diesem Gelöbnis beenden: Von nun an werden wir uns in Krieg und Frieden Beistand leisten, wie es die Pflicht geschworener Verbündeter ist.«
    »Die Götter und Göttinnen sollen unseren Schwur hören!« rief Alprecht.
    Der Sinwist erhob sich von seinem Platz am Ende der Bank und trat mit einem schweren Armreif aus gewundenen Goldfäden vor die Könige. Beide legten sie eine Hand auf den Reif und hoben die Pokale. Dann fragte der Sinwist: »Bei Teiwaz und Engus, Donar und Wotan, Freia und Fulla und allen mächtigen Geistern unseres Volkes habt ihr gesprochen. Schwört ihr bei eurem Blut und eurem Leben, dieses Gelöbnis zu halten?« Seine tiefe Stimme klang in der Halle wie der Wind im raschelnden Laub. »Ich schwöre es«, sagte Alprecht.
    »Ich schwöre es«, sagte Gebika.
    »Die Götter mögen eure Worte vernehmen!« rief der Sinwist. Die beiden Könige tranken und gossen den Rest Weins in den Schwurring. Alprecht winkte Sigfrid an Gudruns Seite. Die beiden Väter legten die Hände ihrer Kinder ineinander, dann schlug der Sinwist über ihren Köpfen ein verschlungenes Zeichen. »Sigfrid und Gudrun«, sagte er leise, »ich verbinde euch mit den Schwüren eurer Väter. Die Runen der Fruchtbarkeit mögen zusammen

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