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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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glaubst, du hast den Mut, dich dem Drachen im Kampf zu stellen?« fragte Regin. »Du bist noch jung und unerfahren. Wieso glaubst du, etwas vollbringen zu können, was bis jetzt niemand gewagt hat?«
    »Vielleicht bin ich jung und unerfahren, aber ich bin der Stärkste in Alprechts Gefolge. Regin, ich glaube, du kennst mich besser als alle anderen. Bin ich je feige gewesen? Hast du einen Grund, mich einen Feigling zu nennen?« »Nein«, räumte der Zwerg ein, »du hast zwar viel durch Ungeschicklichkeit und Übereifer kaputtgemacht, und ich habe dir oft aus gutem Grund gesagt, daß du ein Dummkopf bist. Aber wenn du die Kraft und den Willen hast, dich Fafnir zu stellen, wird kein Mensch behaupten, du seist ein Feigling.«
    »Ich werde es tun!« rief Sigfrid entschlossen, »mach mir ein Schwert, das dieser Tat gewachsen ist.«
    »Gut, das werde ich. Aber du mußt mir versprechen, Fafnir mit diesem Schwert zu töten«, erwiderte Regin, beugte sich vor und nahm Sigfrids Hand. Sigfrid erwiderte den Druck, bis der Zwerg vor Schmerzen die Zähne zusammenbiß, aber er lächelte zufrieden, als Sigfrid seine Hand losließ, und sagte: »So soll es sein.«

4
DAS ERBE
    Sigfrid ritt am nächsten Tag zu Regins Höhle zurück. Er saß stolz auf Granis Rücken, während der junge Hengst ihn über gefallene Äste, Gräben und Steine trug und dabei ausgelassene Sprünge machte. Am Ziel angelangt, glitt Sigfrid nur zögernd vom Pferderücken. Für einen Augenblick legte er den Kopf an das warme Fell. Er spürte die metallische Schärfe der Dampfwolken von glühendem Eisen im Wassertrog auf der Zunge und hörte das Murmeln des Zwergs in der Höhle.
    Regin kauerte vor der Esse. Die Flammen warfen seinen riesigen dunklen Schatten auf die Felsendecke der Höhle. Auf dem großen Stein, den Regin als Amboß benutzte, lagen mehrere schmale, ineinander verflochtene Stahlstäbe. Regin hielt einen solchen Stab in der Hand. Er war flach und fleckig. Sigfrid hatte den Schmied bei dieser Arbeit schon oft beobachtet, denn das Spalten eines Stabs hätte er bald lernen sollen. Die Stäbe mußten geteilt, übereinandergelegt, verdreht und miteinander verschmolzen werden, bis sie so aussahen wie das Eisen, das Regin in der Hand hielt. Regin würde damit einen weicheren Eisenkern ummanteln und den Rohling mit einem Rand aus seinem besten Stahl umgeben, ehe er das Schwert ausschmiedete und die Schneide mit tödlicher Säure härtete. Auf diese Weise entstanden die besten Schwerter - Schwerter für Edelleute mit Schlangenmustern und scharfem Schnitt.
    »Ist das für mich?« fragte Sigfrid aufgeregt. »Wann bist du damit fertig?«
    Regin drehte den Kopf und blickte seinen Pflegesohn und ehemaligen Lehrling an. »Geduld, Sigfrid«, erwiderte er. »Du weißt doch: Gute Arbeit braucht immer ihre Zeit.«
    »Das weiß ich. Aber wann glaubst du ... ?«
    Der Zwerg hustete. Er legte den flachen Stahl auf den Amboß und löste bedächtig einen der gewundenen Stäbe von den anderen. Er griff nach Hammer und Meißel und begann, den Stab mit leichten und gezielten Schlägen der Länge nach zu teilen. Das laute Klirren der Schläge fuhr Sigfrid jedesmal wie ein Stich durch den Kopf. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen, und es fiel ihm schwer, auf Regins abgehackte Worte zu achten. »Dafür... brauche ich den ganzen Tag... dann noch fünf oder... sechs, bis... es fertig ist... vorausgesetzt... ich mache in dieser Zeit nichts anderes.« Mit Fingern, die so stark waren wie Zangen, zog der Zwerg die gespaltenen Hälften etwas auseinander, drückte den Meißel noch tiefer in den Spalt und begann, wieder zu schlagen. »Kann ich dir helfen?« fragte Sigfrid, »ich habe doch so viel von dir gelernt...«
    »Nein.«
    »Ich verspreche, vorsichtig zu sein«, sagte Sigfrid. Aber das laute Klirren des Meißels verschluckte seine Worte, und er wußte nicht, ob Regin ihn gehört hatte. Der Zwerg schüttelte energisch den Kopf und wandte den Blick nicht von seiner Arbeit.
    »Geh«, sagte er zwischen den einzelnen Schlägen, »komm in... einer Woche... zurück und dann._ werden wir sehen... wie dir dein neues Schwert gefällt... Bis dahin kannst du mit deinem Pferd... reiten.«
    »Brauchst du etwas? Kann ich dir etwas bringen?«
    »Hmm«, sagte Regin, wendete den gespaltenen Stahl und begutachtete den geraden Schnitt. »Etwas Brot könnte ich brauchen. Zum Kochen bleibt mir vermutlich nicht viel Zeit. Bring, was deine Mutter mir schicken möchte.« Er stellte den Stab wieder auf den

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