Rheingold
bist...«
Sigfrid warf den Schwertgriff in die Esse. Vorsichtig hob er den verwundeten Arm und bewegte ihn langsam nach beiden Seiten, als halte er einen Schild. Der Arm schmerzte, aber nicht allzu sehr, und Sigfrid konnte ihn frei bewegen. Er preßte die andere Hand gegen die Stirn, um die Blutung zu stillen.
»Mir ist nichts geschehen«, erwiderte er. »Aber mit dem Schwert hätte man keinen Drachen töten können. Du mußt ein besseres schmieden, wenn ich Fafnir für dich besiegen soll.«
Regin starrte wütend auf den Boden, während er sich einen Lappen um den Kopf wickelte. Der graue Wollstoff war sofort blutgetränkt. »Mein Kopf«, stöhnte Regin, »von hinten ... verflucht... mein eigenes. ..«
Sigfrid dachte an die plötzlichen Zornesausbrüche des Zwergs und machte sich auf eine Auseinandersetzung mit ihm gefaßt. Aber Regin war zu schwach zum Streiten, und Sigfrid überlegte, wie tief die Kopfwunde wohl sein mochte. Vielleicht würde der alte Schmied daran sterben...
»Regin«, fragte Sigfrid leise, »wie geht es dir?« Regin biß die Zähne zusammen, nahm das Tuch vom Kopf, teilte die blutigen Haare, und Sigfrid sah eine lange, aber nicht sehr tiefe Fleischwunde. »Ich werde es überleben«, murmelte der Schmied, »als ob dir etwas daran liegen würde. Du hast doch gesagt, daß das Schwert nicht gut genug für dich ist, von jedem anderen hätte ich dafür einen guten Preis bekommen. Glaubst du, es freut mich, wenn man meine Arbeit mutwillig zerstört?« »Das wollte ich nicht...«, erwiderte Sigfrid kleinlaut und fügte hinzu, »wie hätte ich es sonst feststellen sollen. Ich mußte doch...«
»Ha! Natürlich mußtest du. Seit ich dich kenne, ist kein Tag vergangen, an dem du nicht etwas zerbrochen hast.«
»Das ist nicht wahr«, widersprach Sigfrid, aber es klang nicht sehr überzeugend, und das wußte er. Deshalb versuchte er es anders und sagte eifrig: »Du kannst ein besseres Schwert schmieden. Ich weiß es genau. Niemand kann behaupten, daß es einen besseren Schmied als dich gibt.«
»Wenn du mich nicht mit Stahlsplittern umbringen kannst, dann soll ich wohl an deiner Schmeichelei ersticken?« fragte Regin mit einem wütenden Blick. Aber Sigfrid ließ sich nicht täuschen; er hatte eine gewisse Genugtuung in der Stimme des Zwergs gehört. »So dumm wie du manchmal tust, bist du offenbar doch nicht. Es stimmt. Ich habe das Schwert nur mit dem Können eines Schmieds gemacht - ein Können, mit dem sich kein Mensch messen kann. Bedenke das, bevor du verächtlich von dem sprichst, was du mit deiner blindwütigen Kraft zerbrochen hast.«
»Und das nächste Schwert? Wirst du beim Schmieden Zauberkraft anwenden?«
Regin stemmte die Fäuste in die Seiten, legte den Kopf zurück und stieß einen heiseren Schrei aus. Die Falten auf seiner Stirn wurden zu tiefen Furchen, und als er den Mund öffnete, sah Sigfrid die braungelben Zähne. Erst nach einer Weile begriff er, daß Regin lachte. »Was habe ich denn jetzt schon wieder gesagt?« fragte Sigfrid verblüfft und auch gereizt.
Der Zwerg hörte auf zu lachen, legte den großen Kopf schief und sah Sigfrid aufmerksam an. »Du mußt mir verschiedene Dinge besorgen. Vielleicht mußt du während des Schmiedens auch das eine oder andere für mich tun. Aber vor allem laß mich in Ruhe und komm nicht im falschen Augenblick! Wenn ich dich brauche, werde ich dich in der Halle unten holen. Wage nicht, mich zu stören! Hast du verstanden?«
»Natürlich«, antwortete Sigfrid. »Und was soll ich für dich tun?«
»Als erstes mußt du deine Wunden säubern, damit du nicht krank wirst. Danach kannst du hier alles wieder in Ordnung bringen. Dann läßt du mich allein, und ich fange mit der Arbeit an. Aber das will ich dir jetzt schon sagen, das nächste Schwert ist nicht so schnell fertig - nicht vor Sonnenaufgang am Julfest.«
Sigfrid zog die Tunika aus und betrachtete bekümmert den großen Blutfleck auf dem hellen Wollstoff. Er betastete vorsichtig die tiefe Fleischwunde an der linken Schulter. Sie begann bereits, heftig zu klopfen, und der dumpfe Schmerz pulsierte durch den ganzen Arm. Aber die Wunde war ausgeblutet und sah sauber aus. Regin zog Sigfrid auf einen Hocker und betastete die Wundränder mit der rauhen Fingerspitze. »Hmm«, brummte er, »du wirst es überleben. Aber jetzt bleib still sitzen.« Der alte Schmied nahm ein nasses Tuch, drehte eine Ecke zu einer starren Spitze und reinigte damit die Wunde. Dann band er ein sauberes Tuch um die
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