Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
Vom Netzwerk:
Amboß. »Oder. .. mal sehen ... ob du wirklich ... ein so großer Jäger... bist, wie du immer behauptest... bring mir... deine Beute.«
    »Ja, gern!« erwiderte Sigfrid und eilte aus der Höhle. Draußen reckte er sich, lockerte die verkrampften Muskeln und sog erleichtert die kalte Luft ein. Grani stand in einiger Entfernung und knabberte an den dornigen Blättern einer Stechpalme. Als er Sigfrid sah, warf er den Kopf zurück, wieherte und galoppierte zu seinem Herrn. Sigfrid rannte ihm entgegen und sprang mit einem Satz auf seinen Rücken. Der graue Hengst stieg und schlug mit den Vorderhufen in die Luft.
    »Los, Grani, wir jagen für Regin einen Hirsch!« rief Sigfrid und trieb den Hengst mit einem leichten Druck der Knie in den Wald. Der Hengst hob den Kopf, als habe er eine Witterung aufgenommen, und fiel in leichten Trab.
    Das Fell schimmerte rötlichbraun in der Sonne. Die großen dunklen Augen blickten Sigfrid und Grani flüchtig an, ehe der große Hirsch den Kopf drehte und floh. Dabei sprang er gewandt über Büsche und Steine. Sigfrid und Grani verfolgten ihn. Es dauerte eine Weile, aber dann holte der Hengst immer weiter auf. Der Hirsch mochte noch so viele Haken schlagen und in großen Sätzen durch das Unterholz springen, es gelang ihm nicht, seinen Verfolger abzuschütteln. Sigfrid lachte laut und stieß in seiner Erregung siegessicher einen lauten Schrei aus, als sie so dicht hinter dem Hirsch waren, daß er den Schaum vor dem Maul sah und die dunklen Schweißflecken auf dem rötlichen Fell.
    Sigfrid zog das Jagdmesser, das er selbst geschmiedet hatte. Grani galoppierte im Kreis um den Hirsch herum und näherte sich ihm von der Seite, um dem spitzen Geweih auszuweichen. Sigfrid packte im vollen Galopp den Hirsch mit einem schnellen Griff an den Geweihenden, riß ihm den Kopf hoch und zog ihn mit sich, ehe er ihm blitzschnell die Kehle durchschnitt.
    Grani blieb stehen und schüttelte sich, als der dunkelrote heiße Blutstrom über Sigfrids Bein und an seiner Seite herabfloß. Die dunklen Augen des Hirschs wurden schnell glasig, und seine Beine knickten ein. Langsam ließ Sigfrid seine Last zur Erde sinken und sprang vom Pferd. Das Hirschblut an seinem Körper begann sofort zu verkrusten. Es schmeckte salzig und würzig, als Sigfrid die Finger ableckte, übermannte ihn ein unbezähmbaren Heißhunger.
    Das Fleisch war zäh. Warmes Blut füllte Sigfrids Mund und floß über sein Gesicht, während er gierig kaute. Als sein Hunger gestillt war, legte er den toten Hirsch quer über Granis Rücken. Die Vorderhufe und der Kopf baumelten auf der einen und die Hinterhufe auf der anderen Seite. Sigfrid wischte sich mit dem Arm das Blut vom Mund und verschmierte dabei sein Gesicht. Dann schlug er Grani mit der flachen Hand leicht auf die Flanke. Der Hengst drehte fragend den Kopf und schnupperte an Sigfrids Stirn.
    »Los«, sagte Sigfrid, und seine Stimme klang plötzlich rauh und heiser. Grani blieb aber stehen, scharrte mit einem Vorderhuf und sah Sigfrid erwartungsvoll an.
    »Na gut!« rief Sigfrid, sprang hinter dem Hirsch auf Granis Rücken, und der Hengst trabte zu Regins Höhle zurück.
    Dort legte sich Sigfrid den Hirsch quer über die Schulter, ging damit bis zur Höhle, bückte sich langsam und legte seine Beute vor den Eingang.
    Es dauerte einige Zeit, bis Regin das Feuer verließ und eine glühende Eisenstange in das mit Wasser gefüllte Tongefäß tauchte. Zischender Dampf hüllte ihn sofort ein. Als die Wolke sich verzogen hatte, blickte der Zwerg Sigfrid durchdringend an. Er zog mit der einen Hand nachdenklich an seinem Bart und griff mit der anderen nach der Zange.
    »Was hast du denn gemacht, mein Junge?« fragte er. »Bist du verletzt?«
    »Natürlich nicht!« erwiderte Sigfrid beinahe empört. »Ich habe einen Hirsch für dich erlegt... hier vor dem Eingang liegt er. Das ist Hirschblut.«
    Zu Sigfrids Überraschung kam Regin schnell aus der Höhle heraus. Er beugte sich stumm über den Hirsch und betrachtete ihn genau. Er fuhr mit der Hand über die aufgerissenen Rippen, hob den Hirschkopf und starrte in die dunklen glasigen Augen. Schließlich stieß er einen tiefen Seufzer aus.
    »Was ist los?« fragte Sigfrid verwirrt und leicht beunruhigt. »Nichts«, erwiderte Regin kaum hörbar. Er blickte über Sigfrids Schulter auf den Hengst, der geduldig hinter Sigfrid stand. »Aber du mußt mir etwas schwören.«
    »Was?«
    »Schwöre, wenn du wieder einen Hirsch mit einem schwarzbraunen Fell im

Weitere Kostenlose Bücher