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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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Appetit. Sigfrid fragte sich etwas beklommen, ob der Drichten glaubte, er habe neben ihrem Sohn und dem König der Burgunder in Gallien gekämpft. Es würde nicht mehr lange dauern, bis auch er in die Schlacht zöge. Damit tröstete er sich. »Du kennst auch niemanden, oder?« fragte Gunter, und Sigfrid schrak zusammen.
    »Entschuldigung, ich habe dich nicht richtig verstanden.«
    »Ich sagte, wir haben für Hagen eine Frau gefunden, aber Krimhild behauptet, für jemanden von meinem Rang gibt es in der ganzen Gegend keine würdige Braut. Ich könnte mir denken, daß sie vorhat, mich mit einer Römerin zu verheiraten, wenn wir erst weiter nach Gallien vorgedrungen sind. Wahrscheinlich wäre das nicht dumm, aber ich glaube, in ein paar Jahren droht die Gefahr in meinem Rücken. Wenn Attila eine Tochter hätte oder ich noch eine Schwester, wäre mein Leben sehr viel einfacher. Ich habe sogar daran gedacht, ihm Krimhild anzubieten. Aber die Hunnen wollen nur Frauen, die Kinder bekommen.«
    »Mit wem verheiratest du denn Hagen?«
    »Mit einem fränkischen Mädchen. Sie heißt Costbera. Ihr Vater regiert über das Gebiet nördlich von unserer Grenze. Er wird die Angelegenheiten dort oben für mich regeln und mir die Möglichkeit geben, dem Westen meine Aufmerksamkeit zuzuwenden.« Sigfrid nickte und versuchte, so auszusehen, als verstehe er genau, wovon Gunter sprach. Gunter wollte sein Reich durch Verträge mit Rom, dessen Herrschaft Gallien allmählich entglitt, und mit Hilfe der wachsenden Kampfkraft des burgundischen Heeres weiter auf die fruchtbaren gallischen Gebiete ausdehnen.
    »Wir sind nicht mehr so sehr wie früher auf unsere eigenen Ernten angewiesen, denn die Römer, die uns vertraglich gesichertes Gastrecht gewähren, bebauen das Land, und sie arbeiten für uns. Als Gegenleistung beschützen wir sie vor den Barbaren von der anderen Rheinseite, die mehr wollen als wir. Das bedeutet, in meiner Truppe ist Platz für jeden, der sich mir anschließen will und gut mit einer Waffe umgehen kann.«
    Gunter machte eine Pause und sah Sigfrid prüfend an. »Ich bin sicher, ich könnte den gebührenden Platz für dich finden, wenn Alprecht dich ein paar Jahre entbehren kann.«
    »In Alprechts Land herrscht seit langer Zeit Frieden«, fügte Hagen hinzu. Er schwenkte das in Silber gefaßte Trinkhorn und roch an dem Wein. Es war guter gallischer Rotwein aus Gunters westlichstem Herrschaftsgebiet. »Wenn du Ruhm für deine Taten und als mutiger Kämpfer Ansehen gewinnen willst, wäre es nicht schlecht, wenn du unter Gunter einen Trupp Krieger anführen würdest.«
    Hagen legte den Kopf zurück und musterte Sigfrid. In seinen schrägstehenden Augen spiegelten sich die Flammen. Sigfrid sah zuerst ihn an und dann Gunter. Hagen hatte seinen wunden Punkt getroffen: Es gab keine Lieder über Sigfrids Schlachtenruhm; Sigfrid hatte kein Land erobert und keine Verträge mit den Römern geschlossen. Er fragte sich, wie viele Männer jeder in der Runde im Kampf erschlagen hatte - selbst wenn es weniger waren, als in den Liedern behauptet wurde. »Soweit ich weiß, ist Alprecht bei guter Gesundheit«, fuhr der Burgunder fort und bohrte weiter in der Wunde. »Wenn du warten willst, bis du sein Nachfolger geworden bist, dann kannst du lange warten. Außerdem ist es unwahrscheinlich, daß er die Macht einem unerprobten Jungen überläßt.«
    Sigfrid stellte das Weinglas auf die Armlehne seines Stuhls. Er ballte die Fäuste und beugte sich zu Hagen. »Warum beleidigst du mich?« Er sprach so leise, daß er sicher sein konnte, daß nur Hagen ihn hörte.
    »Es gibt eine Zeit, in der man für sich behält, was andere sagen, und es gibt eine Zeit, in der man es laut ausspricht«, erwiderte Hagen ebenso leise. »Weshalb kann sich Sigfrid, der das edelste Pferd reitet und das beste Schwert trägt, nur seiner Mutter rühmen, die nach einer Schlacht gefangengenommen wurde, während sein Vater noch immer ungerächt ist? Ich frage dich: Ist das eine angemessene Brautgabe für Gudrun?«
    Sigfrid warf einen raschen Blick auf Gunter, der ihn aufmerksam beobachtete. »Überlege es dir«, sagte der Burgunderkönig. »Es gibt fruchtbares Land zu gewinnen - ein halbes Reich, wenn wir es richtig anpacken. Wenn wir gemeinsam kämpfen, kann uns niemand widerstehen. Wenn du willst, könntest du genug eigenes Land und genügend Gefolgsmänner gewinnen, um in den nächsten Winternächten meine Schwester zu heiraten.« Der Lärm in der Halle wurde immer lauter,

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